Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Montag der Zweiten Woche nach Ostern, 12. April 2021

12/04/2021 


Die Predigt zum Anhören

Montag der Zweiten Woche nach Ostern, 12. April 2021
(Lesungen vom Donnerstag derselben Woche)

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ein Wort haben beide Lesungen gemeinsam: „Gehorsam.“ Mit dieser Feststellung habe ich Sie als Zuhörer*innen noch nicht gewonnen, im Gegenteil. Das Thema „Gehorsam“ ist nicht nur unangenehm und riskant, sondern auch noch langweilig. Natürlich gehorcht jeder von uns irgendwem und sei es nur der Parkschein-App. Aber man spricht nicht mehr über den Gehorsam, in der Kindererziehung nicht, als Staatsbürger nicht. Gehorsam ist nichts als ein notwendiges Übel. Wie die professionelle Zahnreinigung. Aber keine Tugend, kein Thema, nicht schön.

Apostelgeschichte. „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“, sagen Petrus und die Apostel. Wenn dieses Argument kommt, wird es stressig. Jedenfalls für den, der an Gott glaubt. Wenn man nicht an Gott glaubt, läuft das Argument natürlich ins Leere.

„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Das wird ja nie einfach so behauptet, sondern damit wird ein abweichendes Verhalten legitimiert. Es geht um Widerstand. „Wir machen es anders als ihr, weil wir Gott gehorchen.“ Was ja auch bedeutet: „Wir sind die Guten, ihr seid die Blöden.“ Stress, wie gesagt. Wer behauptet, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen, findet höchst selten den Beifall der Menschen.

Ich glaube an Gott (das macht mein Leben nicht immer leichter, denke ich manchmal). Wenn mir einer sagt „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“, dann wünsche ich mir fünf Meter über der Szene zwei Lampen. Die eine rot, mit dem Schriftzug: „Quatsch.“ Die andere grün: „Stimmt.“ Gott könnte doch sofort die eine betätigen oder die andere, wünsche ich mir. Ich wünsche mir, dass Gott sich sofort äußert, wenn einer sich auf ihn beruft. Tut Gott aber nicht. Allenfalls die Zeit, manchmal eine sehr lange Zeit, beweist, wer sich zu Recht auf Gott berufen hat. Das waren dann doch die Apostel…

Heute beruft sich kaum mehr jemand auf Gott. Sehr viele berufen sich dafür auf ihr Gewissen. Fragen Sie einmal einen von denen: „Was ist das Gewissen?“ Die Antwort wird sein erstens ein „Äh…“, zweitens: „Naja, mein inneres Gefühl.“ Als Katholik*in könnten Sie dann wiederholen, was im Katechismus steht: „Das Gewissen ist die Stimme Gottes in uns“ und pfeifend weggehen. Das Gewissen ist kein Gefühl, sondern ein Gespräch. Wer sich auf das Gewissen beruft, ist nicht davon befreit, seinen Widerspruch rational zu begründen. Die Behauptung allein reicht nicht; es braucht Gründe. Warum? Weil die Behauptung allein jeden Dialog abbricht.

Mehr noch: Dass der Mensch seinem Gewissen folgen muss (was der Katechismus auch lehrt), heißt nicht, dass das Gewissen die höchste Autorität ist. Die höchste Autorität ist Christus. Also muss das Gewissen der Befragung durch Christus standhalten. In der Kirche gibt es nur eine absolute Autorität: Jesus Christus. Auch die Autorität des Papstes und der Bischöfe untersteht der Autorität Christi.

„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Diese Aussage führt in aller Regel zum Konflikt. Siehe Apostelgeschichte. Aber auch zur Freiheit. Dieser gläubige Gehorsam ist das Gegengewicht zu den Autoritäten dieser Welt: Wir gehorchen vor allem Gott.

Es gibt keine menschliche Gemeinschaft ohne Gehorsam; ohne ihn zerfällt sie. Der Mensch ist immer gehorsam; die Frage ist nur: wem? Seinen Trieben? Den Benimmregeln? Der Reklame? Facebook? Dem Gewissen? Gott? Das Problem ist nicht das Gehorchen, sondern wem man gehorcht. Und es ist eindeutig, dass Gott Gehorsam fordert. Einfach weil er Gott ist. Das „Höchste Gut“, wie die Philosophen Gott nennen, lässt keine Alternative. Höchstens Zeit.

„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Damit soll man vorsichtig sein. Denn es geht zuerst um eine Antwort an Gott – und nicht um eine Berufung auf Gott. Ersteres ist Gehorsam, Letzteres Aneignung. Schlimmstenfalls Anmaßung.

Das Evangelium. Dort heißt es „Wer sein Zeugnis annimmt“ – das Zeugnis Jesu –, „beglaubigt, dass Gott wahrhaftig ist.“ Wer Jesus also gehorcht, bezeugt die Wahrheit Gottes. Hier erkennen Sie: Bei unserem Gehorsam geht es nicht um das blinde Befolgen absurder Regeln, sondern um ein Zeugnis für die Wahrheit. Das ist die Würde des Gehorsams. – Was wäre die Alternative? Dass Gott sich mitteilt – und kein Mensch darauf reagiert. Das ist der ganze Schrecken der Geschichte.

„Denn der, den Gott gesandt hat, verkündet die Worte Gottes.“ Das ist die Zusammenfassung der ganzen Bedeutung Jesu. Die Bedeutung Jesu liegt nicht darin, dass er ein guter Mensch war, auch nicht in der Weisheit oder Menschenfreundlichkeit seiner Lehre, sondern darin, dass er das Wort Gottes verkündet. Nur deswegen muss man ihm gehorchen. Alles andere als ihm nicht zu gehorchen wäre absurd.

Wer Jesus akzeptiert, wer glaubt, also gehorsam ist, der hat Anteil am Zeugnis Jesu. Von sich aus kann kein Mensch göttliche Wahrheit sagen; der Gläubige aber kann es, weil er von oben wiedergeboren ist. Das ist die Fruchtbarkeit des Gehorsams. Nicht Nachplappern, sondern die Wahrheit sagen. Nicht bloß Reden, sondern Bezeugen.

Und zum Schluss formuliert das Evangelium die dramatische Bedeutung des Gehorsams. Es geht um mehr als eine Option. „Wer aber dem Sohn Gottes nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen.“ Spätestens hier wird klar: Es geht nicht um den Drill des Militärs, auch nicht um die geistlose Strenge eines Frauenklosters oder die joviale Machtausübung eines Prälaten. Es geht beim Gehorsam um Wahrheit und Leben.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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