4. Fastensonntag (B), 14. März 2021
4. Fastensonntag (B), 14. März 2021 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Da sind Leute in der Wüste. Ein ganzes Volk, Frauen, Männer, Kinder. Eines Tages, aus heiterem Himmel, bricht eine Schlangen-Plage über die Menschen herein. Giftschlangen. Tod in wenigen Minuten. Immer mehr Schlangen. Wo die Menschen auch hingehen, überall Schlangen. Überall Sterbende. Da macht ihr Anführer eine Schlange aus Metall und hängt sie an einer Stange auf und er sagt den Menschen: Wer die Metall-Schlange dort oben anschaut, der wird gerettet. Die Leute sind so verzweifelt, dass sie alles tun würden. Sie würden jeden Blödsinn glauben. Und so blickt der erste nach oben, der zweite, der dritte, immer mehr… Und es gibt keine Todesopfer mehr. Unter einer Bedingung: Du musst hinaufschauen. Du musst das Bild der Todesgefahr anschauen. Wer wegschaut, stirbt. „Wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm das ewige Leben habe.“ Auch hier eine Bedingung: glauben. Du musst glauben. Nur wer an Christus glaubt, überlebt dieses Leben. Das ist die Botschaft des heutigen Evangeliums. Sie merken vielleicht: Dieses Evangelium sagt anderes als das, was Sie gewohnt sind. Was Sie gewohnt sind, sagte mir neulich ein junger Mensch. Er sagte: „Ich wurde von jeher in den christlichen Werten erzogen.“ Mit anderen Worten: kein Stress, alles gut! Das mit den christlichen Werten höre ich oft. Bei Taufgesprächen, Hochzeitsvorbereitungen, bei Abendessen. „Christliche Werte“ haben fast alle, und keiner kann mir sagen, was genau diese christlichen Werte sind. Nächstenliebe vielleicht, anderen helfen? Sie sind regelmäßige Kirchgänger, Sie kennen sich aus. Achten Sie einmal auf die Evangelien, die Sie hier hören. Sagt Jesus nichts anderes als: seid nett, helft den anderen? Spricht Jesus von „christlichen Werten“? Nein. Er spricht von sich und vom Vater im Himmel: „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn gerettet werde. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet.“ – Glaube also. Nicht irgendein Glaube, sondern der an Jesus Christus. Wenn das die Bedingung ist, dass Menschen gerettet werden und ins ewige, selige Leben kommen, was ist dann mit Mailberg? – Schauen Sie sich diesen Nikodemus an, von dem das Evangelium erzählt. Er sympathisiert mit Jesus, interessiert sich für ihn, aber zu einem offenen Bekenntnis kann er sich nicht durchringen. Er glaubt nicht. Von diesem Mann ist keine Rede mehr. Unsere Welt schaut auf die Leistung, auf das, was ein Mensch tut. Eine Tochter, die Karriere macht, ist eine gute Tochter. Die Bibel hat einen ganz anderen Blick. Schon im Alten Testament ist das Wichtigste, dass der Mensch den Bund annimmt, den Gott ihm anbietet. Haben Sie einen Bund mit Gott? Aus diesem Glauben an den Bund folgen dann die guten Taten nach den Zehn Geboten: die Wahrheit sagen, statt zu lügen, andere lebendig machen, statt ihnen das Leben zu nehmen, anderen etwas gönnen, statt ihnen alles zu neiden, Gott anbeten. Die Taten eines Menschen sind also nicht das Erste, sondern das Zweite. Sie stehen nicht allein für sich, sondern in einem Zusammenhang. Sehen Sie, wie neu das heute ist? Die meisten Leute meinen: Hauptsache Gutes tun. Sie fragen nicht, woher es kommt, wer es tut und warum. Sie interessieren sich nur für das Produkt, aber nicht für den Menschen. Und so hat nichts ein Fundament, nichts einen Zusammenhang, alles zerfällt. Jeder macht irgendwas, gut oder schlecht, und die Gesellschaft zerfällt in tausend Gruppen, die, so die neueste Entwicklung, nicht mehr miteinander sprechen dürfen. – Dürfen, nicht wollen. Als alter, weißer, katholischer Mann kann ich mit einer jungen, farbigen Frau gar nicht mehr sprechen und schon gar nicht über sie. Es wird mir verboten. So zerfällt jede Gemeinschaft. Taten ohne Fundament bleiben Einzelfälle, glückliche Zufälle, beliebig, wacklig. Wenn die Taten aber aus dem Glauben kommen, dann haben sie Kraft und Bestand. – Es ist schon gut, wenn im Dorf alle einander helfen. Doch stabil ist das nicht. Wenn schwierige Zeiten kommen, ist schnell Schluss mit gut und lustig. Wenn da aber ein gemeinsamer Glaube ist und einer, auf den alle gemeinsam schauen, dann kann es gelingen. Jesus kommt von Gott. Das bedeutet Autorität. Ohne Autorität zerfällt alles. Deshalb ist die Frage nicht: Autorität oder keine Autorität, sondern: Wem wollen wir wirklich folgen? Sebastian Kurz? Herrn Krickl oder wie der heißt? Christiane Hörbiger? Dominik Thiem? Die alle tun einfach ihren Job, mal gut, mal schlecht. Unser Herr ist Christus. Der vom Himmel kommt: wahrer Gott. Und wahrer Mensch. Es ist möglich, ihn zu verstehen, es ist möglich, ihm zu vertrauen. Es ist sogar möglich, ihn zu lieben. Jeder hier kann zu Christus hinaufschauen. Der Blick auf Jesus macht lebendig. Eine überirdische Lebendigkeit. Er „rettet“. Und zwar nicht irgendwann, später, am Ende der Welt, sagt das heutige Evangelium, sondern hier und jetzt. Christus rettet und Christus ist das Gericht, schon jetzt. Denn er fordert Ihre Stellungnahme heraus. Weil Jesus nicht noch irgendeine Weisheit bringt, irgendeine Mohammed–Buddha–Influencer–Experten-Weisheit, sondern den Vater selbst. Jesus zeigt Gott wie Er ist. Das kann nur Jesus. Damit ist die Position, die der Mensch zu Jesus einnimmt, alles entscheidend: Zugang zum Leben oder Verlust des Lebens für immer. Der Glaube entscheidet alles. Das gilt für jeden Menschen. Das Projekt Gottes ist universell. „Das Licht kam in die Welt.“ Die ganze Welt. Nicht nur in die alten Zeiten, sondern auch ins Heute. Nicht nur nach Österreich kam das Licht, sondern auch nach Guatemala. Nicht nur zu den Frauen, sondern auch zu den Männern. Christus kam bis nach Mailberg. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören