Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Vierte Woche der Fastenzeit, Montag, 15. März 2021

15/03/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wie lange können Sie die Luft anhalten? Fünf Meter lang? Fünf Meter unter Wasser? Eher schwach! Oder so lange, bis Sie endlich sofort die Esterhazy-Schnitte bekommen? Oder noch zwei Stunden Playstation spielen dürfen? Funktioniert nur bei schwächlichen Müttern. Unsere Mutter ließ uns ungerührt umkippen, blau angelaufen.

„So spricht der Herr: Seht, ich erschaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde.“ Der Text der Lesung stammt aus wohl aus dem 8. Jht. vor Christus. Er ist seit beinahe 3000 Jahren zu hören. – Wie lange können Sie hoffen? 3000 Jahre lang? Wirklich? Sie verstehen: Zwischen Hoffnung und Zeit besteht ein Zusammenhang. Drei Monate hoffen okay. Aber ein Jahr hoffen, von Frühjahr 2020 bis Frühjahr 2021: sehr viel schwieriger. Für viele schon nicht mehr zu ertragen. Lieber durchdrehen statt hoffen. Wie Dreijährige an der Billa-Kassa.

Wer die Hoffnung behalten will, muss umlernen. „Ach, Sie legen sich’s aber schön zurecht!“, sagen dann die anderen. Umdenken ist ja für viele eine Bankrotterklärung. „Ich habe mein ganzes Leben lang nie meine Meinung geändert“, erklärte eine Tante von mir. Sie wissen, was man da füglich denken darf? Blöde Kuh. Lassen Sie die „Konsequenten“ reden. Lassen Sie ihnen ihre Prinzipien. Sie aber: Bewegen Sie sich. Besser: Lassen Sie sich von Gott bewegen.

Die ersten Christen mussten ein gewaltiges Umdenken leisten. Paulus und seine Gemeinden erwarteten noch, die Wiederkunft Christi zu erleben. Doch er kam nicht. Oder kam er, aber anders, als sie es sich gedacht hatten? Kann Christus nur auf eine einzige Weise, in einem einzigen Moment wiederkommen? Diese Christen mussten umdenken.

Enttäuschung bewirkt zweierlei: Zum einen aufgeben. Die Ehefrau endlich verlassen. Aus der Kirche austreten. Immer wieder mal in die Runde werfen: „Die Demokratie hat sich erledigt, jetzt braucht es den starken Mann.“ Das ist Aufgeben. Oder aber umdenken: Mit der Frau zusammen die Positionen neu bestimmen, die Kirche auf neue Weise sehen, über die Demokratie und über das Bürger-sein nachdenken, anstatt auf der Straße herumzugrölen. Wer Enttäuschungen erlebt, hat nur dieser Alternative: aufgeben oder neu denken.

Die Lesung vorhin endete mit dem Ruf: „Wort des Lebendigen Gottes!“ Und Sie antworteten: „Dank sei Gott!“ Der kleine Dialog zwischen Lektorin und Gemeinde besagt nichts anderes als: Das, was wir eben gehört haben, ist keine Lüge, kein Märchen, kein Gerede. Es ist wahr.

Doch in welcher Weise? Die Wahrheit präsentiert sich ja auf verschiedene Weise. In einem naturwissenschaftlichen Experiment ebenso wie in einem Lied von Schubert. „Seht, ich erschaffe einen neuen Himmel“, das ist keine Zeitungsmeldung, keine Beschreibung kosmischer Vorgänge, die wir alle zusammen beobachten könnten. Das ist nicht Geschichte in dem Sinn, den wir gewohnt sind. Wir müssen umdenken.

In der Lesung heißt es weiter: „Dort gibt es keinen Säugling mehr, der nur wenige Tage lebt.“ Aber es gibt immer noch Eltern, die ihr eigenes Kind begraben müssen. Was für uns hier vielleicht nur eine Gedankenspielerei ist, ist für andere also eine Frage auf Leben und Tod: Wie kann ich als denkender, glaubender Menschen weiterleben in diesem Leben, ohne verrückt zu werden, ohne aufzugeben, ohne alles kaputtzuschlagen?

Ganz am Ende der Lesung stehen zwei Sätze, die Sie vielleicht überhört haben: „Sie werden Häuser bauen und selbst darin wohnen. Sie werden Reben pflanzen und selbst ihre Früchte genießen.“ Für uns klingt das banal, aber diese Worte stammen aus einer Zeit, als nur wenige Menschen älter wurden als 30, 35 Jahre. Da war es fast ein Wunder, die Früchte des Weinbergs zu genießen, den man angelegt hatte.

Ein Einfamilienhaus in der Neubausiedlung ist schnell gebaut; darin wird der Bauherr selber wohnen. Aber ein wirklich großes Haus? Ein Schloss? Wer eines anfängt, weiß beinahe, dass er selbst es nicht fertig sehen wird. Und Sie wissen doch, wie es ist, wenn man einen Garten anlegt? Man pflanzt Bäume, unter denen andere sitzen werden. Und wie bekommt man einen englischen Rasen? Antwort: „Walzen, säen, mähen – und das 300 Jahre lang.“ – „Sie werden Reben pflanzen und selbst ihre Früchte genießen“, meint also ein Ding der Unmöglichkeit. Einen Umsturz in der Zeit.

„Da erkannte der Vater, dass es genau zu der Stunde war, als Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt.“ Der Junge im Evangelium liegt im Sterben. Das ist wahr. Und gleichzeitig ist dies wahr: „Dein Junge lebt!“

Verstehen Sie jetzt? Bei Gott muss Geschichte nicht wie bei uns bedeuten: Ein Ereignis folgt feinsäuberlich auf das andere. Unsere Chronologie gilt bei Gott nicht. „Dein Reich komme“, beten wir, und gleichzeitig sagt Jesus: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Gleichzeitigkeit. „Wer nicht glaubt, ist schon gerichtet“, hieß es gestern im Evangelium. Das Gericht ist jetzt und dann. Gott lehrt uns, unsere Vorstellungen von der Zeit, von einem geordneten Denken und Leben aufzugeben. Im Übergang zu bleiben. Kein Übergang, wenn Sie klammern. Glaube hat offenbar auch zu tun mit vergessen können. Glaube und – weiter! Weiter in Gott hinein.

„Seht, ich erschaffe eine neue Erde.“ – Für das Kind und seinen Vater wird das wahr. Ihre Erde ist tatsächlich neu, durch die Tat Christi. Christus aber hört nicht auf zu handeln. Auch diese Messe ist eine Tat des Herrn. Wer im Stand der Gnade ist, geläutert durch Beichte und Buße, der wird in der hl. Kommunion ein neuer Himmel und eine neue Erde.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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