Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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4. Sonntag im Jahreskreis (B), 31. Jänner 2021

31/01/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Böse ist nicht gleich blöde. Schön wär’s. Wäre doch toll, wenn alle bösen Menschen blöd wären. Und alle guten gescheit. Ist aber nicht. Im Gegenteil.

Die Dämonen im Evangelium sehen mehr als die guten Leute. – Sie wissen hoffentlich: Dämonen sind böse. Ungut. Während die Leute noch staunen, wissen die Dämonen längst, wer Jesus in Wahrheit ist.

So ist die Welt: Dem Schuft geht’s gut. Der Lügner mit dem schlechten Gewissen ist umsichtiger als der Ehrliche. Das Luder, das einen Plan verfolgt, denkt klarer als die Brave. Die Intrigantin hat einen sicheren Instinkt für die Abgründe.

Der Teufel sieht die Wahrheit. Über Sie, über mich. Der Teufel sieht absolut klar. Aber ohne jede Liebe. Gott sieht die Wahrheit auch, aber liebevoll. Das ist der Unterschied.

Die Dämonen erkennen also, wer Jesus ist. Sie wissen seine Wahrheit. Aber sie lehnen sie ab. Jesus erschreckt sie. Das Gute erschreckt das Böse.

Die Leute spüren nur: Da ist etwas anders. Anders als bei den Schriftgelehrten. „Jesus lehrte wie einer, der Vollmacht hat. Nicht wie die Intellektuellen.“ Die Schriftgelehrten sind intelligent, aber nicht klug; fleißig, aber nicht tief; bescheiden, aber nicht demütig. Sie haben lange Bärte, aber weise sind sie nicht.

„Und die Kunde von ihm verbreitete sich rasch.“ Welche Kunde? Damals kann die Kunde nur gewesen sein: Da ist einer, der anders redet. „Eine neue Lehre.“ Die Macht liegt in den Worten. Und auch in den Taten. Jesus heilt. Wo er ist, wird die Welt besser. Mehr ist da vorerst nicht. Noch kein Kreuz, noch keine Auferstehung, keine Kirche.

Die Dämonen wissen, sie glauben aber nicht. Sie erkennen etwas Wahres, aber sie vertrauen nicht. Die Leute hingegen fangen an, aufmerksam zu werden. Vielleicht Hoffnung zu schöpfen. Vielleicht keimt da etwas wie Vertrauen. So beginnt der Glaube.

Oder beginnt der Glaube mit dem Aufsehen? Ist der Glaube eine dauernde Begegnung mit dem Außergewöhnlichen, Aufregenden? Ist der Glaube ein großes Gefühl? Ein ewiges Hochamt? Die super Familienmesse, das Heilungs- oder Erweckungsfest ohne Ende? Oder ist der Glaube die stille Messe am Werktag-Morgen? Der langweilige Sonntag? Ist der Glaube der Krankenbesuch, bei dem man nicht weiß, was man sagen soll? Das Zuhören bei der Großmutter, die immer das Gleiche erzählt?

Ist der Glaube die Mondlandung oder das Salatputzen in der Küche?

Das Evangelium spricht davon, wie der Glaube im Menschen beginnt. Der Brief an die Christen in Korinth hingegen sagt uns, wie sich der Glaube lebt; in den Alltagsentscheidungen von Verheirateten und Unverheirateten, von Frauen und von Männern.

Was suchen die meisten Leute? Freiheit? Quatsch. Sie suchen Sicherheit und Emotionen. Deswegen lieben sie Systeme und lassen sich Kontrolle gefallen (s. Internet, China). Deswegen lieben sie Geschichten, Bilder, Musik. Die Leute lieben Stadien, Wettkämpfe, Filme; sie lieben ihren Zorn im Netz und die gerührten Kerzen am Straßenrand. Emotionen eben. Die Landung auf dem Mond damals ist das Beispiel dafür: Ein System, wahnsinnig intelligent. Berechnungen, Ingenieurskunst, Maschinen. Die perfekte Kontrolle. Und dazu drei Helden. Kühne, große Männer.

Was aber finden die dort oben? Staub und Einsamkeit. Schweigen. Düsternis.

So ist es, wo der Glaube fehlt. Alles ist möglich; Sie können alles haben: Anstrengung, Ehrgeiz, Brillanz, Leistung, Berührungen. Aber hinter alldem: Staub. Dunkelheit. Weil da kein Glaube ist.

Wie ist es mit Ihrem Glauben? Wie ist es mit dem Glauben in der Gesellschaft und in der Kirche? Beobachten Sie! Wenn Sie nichts als Lustlosigkeit entdecken, Unbehagen, Reizbarkeit, Überdruss, Hektik, fiebrige Begeisterung für das Besondere, für Heldentaten, wenn sie den Zwang entdecken, sich auszupowern, die Unfähigkeit, Ruhe zu finden, wenn Sie all das finden und nichts sonst, in sich, in der Gesellschaft, in der Kirche, dann können Sie sicher sein: Da ist kein Glaube.

Denken Sie wirklich, alles wird gut mit mehr Technologie, mehr Kontrolle, mehr Wissenschaft, mehr Geld, mehr Heldentaten?

Der Mann in der Synagoge ist so fertig, so am Ende, dass er nicht mehr rufen kann: „Hilfe! Helft mir!“

Aber Jesus hört ihn dennoch.

Zu Gott zu sagen: „Hilf mir!“ Das ist Glaube.

 

FÜRBITTEN

„Was haben wir mit dir zu tun?“
Wir beten um Vertrauen statt Ablehnung.

„Und einer fragte den anderen: Was bedeutet das?“
Wir beten um guten Austausch über den Glauben in unseren Gesprächen.

„Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes!“
Wir beten, dass wir Jesus immer tiefer erkennen.

„Er sorgt sich um die Dinge der Welt. So ist er geteilt.“
Wir beten um die Freiheit des Geistes. Und um Sorglosigkeit.

„Ein Prophet, der im Namen anderer Götter spricht, soll sterben.“
Wir beten um ehrfürchtige, gehorsame, durchlässige Prediger des Glaubens.

Wir beten für unsere Kranken. Ich empfehle Ihrem Gebet besonders eine Frau namens Michaela und eine andere namens Elisabeth. Beide sind schwer krank und mit unserer Kirche verbunden.

Wir beten für die Katholiken der Diözese Köln, die eine schwere Krise durchmacht.

Wir beten für den neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten und um eine gute Gesetzgebung, die nicht nur das Recht der Frauen, sondern auch das Recht der ungeborenen Kinder achtet.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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