Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Fest der Bekehrung des Apostels Paulus, 25. Jänner 2021

25/01/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Muss ich mich bekehren? Was meinen Sie? Und Sie, müssen Sie sich bekehren? Sie werden jetzt denken: „Aber ich bin doch schon katholisch!“ Ein Mohammedaner, der Christ wird, der hat sich bekehrt. Und ein Protestant, der Katholik wird. Aber zu was sollte sich ein Katholik bekehren? Er ist doch schon angekommen. Er ist doch schon richtig.

25. Jänner, „Fest der Bekehrung des Apostels Paulus.“ Das weckt zwei Gedanken, die Ihnen nicht weit helfen. Angestiftet von der Bibel und der Malerei haben die meisten das Spektakel im Sinn: das überirdische Licht, das den Christen-Jäger Paulus buchstäblich vom Pferd haut. Da liegt er dann: blind und hilflos. Ist Bekehrung so? Ein gewaltiger Einbruch?

Das Zweite, das Ihnen persönlich nicht wirklich weiterhelfen wird: Natürlich hat dieser Tag weltgeschichtliche Bedeutung. Was immer da genau passiert ist vor Damaskus, es hat Auswirkung auf den Gang dieser Welt. Paulus wird jetzt den Glauben an Christus über die Grenzen des Judentums hinausstoßen. Vor Damaskus beginnt die Weltkirche. Was hat das mit Ihnen zu tun? Nun, es hat zu tun mit Ihrer Geschichte. Was Paulus angestoßen hat, erreichte irgendwann Ihre Vorfahren im Glauben und nun sind Sie hier: Christinnen und Christen. Und weiter? Nichts weiter. Wenn Sie es nur so sehen, nur geschichtlich, dann ist das Thema Bekehrung für Sie persönlich irrelevant.

Mein Rat: Vergessen Sie das Spektakel, achten Sie die Weltgeschichte, dann aber betreten Sie Ihr eigenes Leben!

Vor langer Zeit führte uns unser Novizenmeister in ein Kloster der Zisterzienserinnen. Ich werde nie vergessen, wie die Äbtissin uns Jungen beim Abschied sagte: „Beten Sie für meine Bekehrung!“ Die Äbtissin! Diese kluge, erfahrene Klosterfrau (ich meine mich zu erinnern, dass sie in der Welt Physikerin gewesen war), sie hatte verstanden, dass eine Christin, ein Christ sich bekehren muss. Immer wieder. Bekehrung ist Neuorientierung. Wie kann man ernstlich denken, das müsse nur einmal im Leben sein? Oder gar nie? Was für ein Mensch muss einer sein, dass er denkt: Ich super, alles super, kann so bleiben? Wie kann einer annehmen, alle Möglichkeiten, die Jesus uns eröffnet, seien mit einem Mal zu erreichen? Jeder Morgen, jeder Aufbruch, jede Entscheidung, jede Veränderung kann eine Bekehrung sein.

Banal ist das nicht. Mit jeder Bekehrung rühren wir an die Ewigkeit. Die kleine oder größere Veränderung, die wir erleben, von der wir nicht wissen, woher sie kommt und wie genau sie geschieht, sie lässt uns etwas ahnen vom Größeren, Unbeschreiblichen. Vielleicht gehört zur Bekehrung ein gewisses Erschrecken, ein Erzittern. Sie müssen nicht verstehen, geschweige denn erklären, sich oder anderen. Das Ewige ist nicht zu analysieren. Es ist einfach da und es wirkt. Auch Paulus kann keinem anderen erklären, was dort passiert ist (s. Kommunion).

Paulus war oben. Christenjäger von Amts wegen. Überzeugt von seiner Sache. Mit Autorität und Gewalt. Was aber macht Gott mit den Menschen? „Er stürzt die Mächtigen vom Thron.“ So singt Maria in ihrem prophetischen Lied, dem Magnifikat. Und genau das geschieht: „Er stürzte zu Boden.“ Ein ganzes Leben fällt da. Indem Paulus aber fällt – er, der das Judentum mit Gewalt rein erhalten wollte –, wird er zum Apostel aller Völker dieser Erde.

„Ich stürzte zu Boden und hörte eine Stimme.“ Die Erschütterung allein hilft nicht. Es muss das Hören dazukommen, die Begegnung. Die Bekehrung geschieht in einer Begegnung. Haben Sie es bemerkt: Paulus spricht mit seinem Gegenüber. „Wer bist du, Herr?“ – „Herr, was soll ich tun?“ In diesen Fragen liegt eine Entscheidung. Die Entscheidung, sich einzulassen. Keine Bekehrung ohne diese Entscheidung.

Paulus ist bereit zu handeln. Er allein. In der Bekehrung geht es nur um diesen einen Menschen. Um Sie. Um mich. Paulus begegnet Christus. Nur er. Seine Begleiter sehen davon nichts.

Paulus begegnet dem Auferstanden und erhält einen Auftrag. Keine Bekehrung geschieht einfach so. Sie kann nicht sein ohne die Tat.

Gott gestaltet den Menschen. Gott macht den fanatischen Christenhasser zum Verkünder des Evangeliums. Aber mit der Zustimmung des Paulus.

Ohne Ihre Zustimmung wird nichts geschehen.

Ihre allererste Zustimmung aber liegt in dieser Frage: „Herr, was soll ich tun?“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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