3. Sonntag im Jahreskreis (B), 24. Jänner 2021
3. Sonntag im Jahreskreis (B), 24. Jänner 2021 Heilige Messe vormittags: Heilige Messe Nachmittags: Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes „Nachdem Johannes der Täufer ausgeliefert worden war…“ Der Täufer ist also im Gefängnis. Er wird die Rachsucht dieser Frau nicht überleben. Und Jesus ruft: „Das Reich Gottes ist nahe!“ – Schon dieses zeitliche Zusammentreffen muss Ihnen klarmachen: Mit dem Glauben ist es nicht einfach. Was werden die Freunde des Täufers fühlen, wenn sie Jesus hören? Jesus tut nichts, um Johannes zu retten. Um es Ihnen noch deutlicher zu machen: Während gerade 500 Frauen und kleine Kinder in die Gaskammern geschickt werden, feiert ein Priester irgendwo (hier, in dieser Kirche?) die Hl. Messe, still und andächtig. Oder dies, das mir immer und immer wieder in den Sinn kommt: Während meine Großeltern oder Ihre Urgroßeltern vielleicht im Garten saßen, an einem schönen Sommerabend, bei einer Erdbeerbowle (gab es die 1918 noch?), in genau diesem Moment, da wurde die russische Zarenfamilie in den Keller geführt und ermordet. Mit Bajonetten. Beides geschah im selben Moment, auf derselben Erde. – Die Gleichzeitigkeit des Lebens ist kaum auszuhalten. Und noch mehr: Dieses Leben ist auch nicht zu deuten; jedenfalls nicht gleich. Mit den großen Ereignissen der Geschichte ist es schwierig. Wann hat der Erste Weltkrieg begonnen? Sicher nicht am 28. Juni 1914. Was an jenem Tag geschah, war nur wie „die Lösung des Sperrhakens für eine arretierte Maschine“ (Friedell). An jenem 28. Juni wusste kein Mensch: Das ist jetzt der Erste Weltkrieg. Wir wissen nichts. Wer denkt und wer glaubt, hat keinen leichten Stand. Zumal wir ja nicht nur denken und glauben, sondern auch noch hundert andere Sorgen haben (Kinder). Auf einem Treffen der Dechanten wurde dieser Tage, so lese ich im Protokoll, gefragt: „Was sagt uns Gott durch die Ereignisse?“ Die Hl. Schrift zeigt viele Beispiele, wo Gott einfach gar nichts sagt. Es wurde auf dem Treffen auch behauptet: „Priester haben die Aufgabe, die Zeichen der Zeit zu deuten.“ Nur die Priester? Sind sie dazu geweiht? Woher haben sie die Kompetenz? Kennen Sie viele Priester, die ihre Zeit kennen? Es wurde auch gesagt: „Vielleicht ist Corona eine Gnade Gottes.“ Vielleicht? In allem, was uns begegnet, ist Gnade. Die Gnade hat keine Grenzen. Weil die Gnade alle Menschen retten will, in jeder Sekunde. Natürlich ist Corona eine Gnade. Wir täuschen uns endlos. Ein Mann sagt sich: „Ich werde einem Werk beitreten, ich werde in schöne Kirchen gehen und gute Predigten hören, ich werde regelmäßig beten und ich werde versuchen, meine Leidenschaften zu zügeln.“ Er meint, so werde ihm der Glaube Frieden bringen: „ich. Ich werde…“ – und eines Tages, viel später geht ihm auf, dass er die ganze Zeit geführt wurde. Dass alles Gnade war und seine Entscheidungen aus Pappe. – „Sie waren im Boot und richteten ihre Netze her.“ Schon das war Gnade. Ohne diese Stunde, diese Arbeit wären die Männer Ihm nicht begegnet. „Die Gestalt dieser Welt vergeht“ (1 Kor 7). Was wir erleben, ist vorläufig. Woran können wir uns halten? In Zeiten, wo wir nichts verstehen? An die Reden der Christen? Die Kirche hat alles Mögliche zum Willen Gottes erklärt: Monarchien und Diktaturen, den Verzicht auf Makeup und den Widerstand gegen Eisenbahnen. Sie hat, Pardon, so viel Blödsinn geredet, in bischöflichen Hirtenworten, in dörflichen Sonntagspredigten und im Tratsch der Getauften am Stammtisch. Verlass ist auf die Kirche nur an einem einzigen Punkt: am Dogma. Alles andere ist Meinung, guter Rat, Gestalt, die vergeht. Die Dogmen allein erheben sich über den Blödsinn und die Schande wie die Gipfel der Berge über den Nebel. Wegen des Dogmas bleiben wir katholisch. Wegen des Glaubens also. Wenn man ein Kind ist oder sehr jung, meint man noch: Glauben, das ist leicht. Oder man meint: Glauben ist überholt. Erst mit dem Leben kapiert man: zu glauben, das ist die einzige große Lebensleistung. – Achten Sie auf den Mann, von dem die Lesung erzählt, Jonas. Er wird nach Ninive geschickt: Hauptstadt der Großmacht Assyrien, Inbegriff der Bosheit und Verderbtheit, der schlimmste Feind Israels. Und ausgerechnet diese Stadt soll eine Chance haben. Ausgerechnet diese Stadt will Gott nicht vernichten, sondern retten. Kein Wunder, dass Jonas diesen Auftrag nicht will, um keinen Preis. Hier merken Sie, was Glaube ist: Durchhalten, wenn nichts mehr dafürspricht. „Das Reich Gottes ist nahe! Glaubt!“, sagt Jesus. Glauben bedeutet als Erstes: auf Gott reagieren. Dann: mit dem Reich Gottes rechnen. Es annehmen. Sie müssen sich das Reich Gottes verdienen; Sie müssen es nur annehmen. Nähe bedeutet nicht: „irgendwo in der Nähe“, sondern „angekommen“, „schon da“. Das sollen wir glauben: Das Reich Gottes ist schon da. Hier. „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“, sagt Jesus. Umkehr bedeutet einfach: Neuorientierung. Glauben heißt nichts anderes als zu Gott sagen: Ich vertraue dir. In dieser Krise, vor dem Bildschirm, beim Homeschooling: „Ich vertraue dir!“ – Wenn wir verlassen werden. Wenn wir nicht erhört werden: „Ich vertraue dir!“ – Wenn das Konto leer ist, wenn es irgendwo komisch weh tut: „Ich vertraue dir!“ „Ich spüre, dass ich alt werde.“ Oder: „Ich bin jung, das Leben liegt vor mir und es macht mir manchmal Angst.“ Oder: „Ich bin so glücklich, ich könnte überschnappen vor Freude!“ In jeder Situation: „Ich vertraue dir!“ Das ist der ganze Glaube. Das ist manchmal alles, was wir haben. FÜRBITTEN Wir beten… Um guten Umgang mit der Zeit: mit den Stunden, Tagen und Jahren unseres Lebens. Mit der Zeit, die uns noch bleibt. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
„Folgt mir!“ – … um die Kraft, Jesus nachzugehen.
„Ich werde euch zu Menschenfischern machen.“ – … dass wir viele Seelen retten.
„Sie waren im Boot und richteten ihre Netze her.“ – … dass wir unsere Arbeit gut tun.
Jona will nicht. – … dass wir Gottes Willen erfüllen.
„Denn die Gestalt dieser Welt vergeht.“ – … dass wir uns nicht an das Falsche binden.
Wir beten für die Kranken.
Für die Bösen.
Um ein gutes Ende der Pandemie.
Für die Toten.