Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Montag der 2. Woche im Jahreskreis, 18. Jänner 2021

18/01/2021 


Die Predigt zum Anhören

Montag der 2. Woche im Jahreskreis, 18. Jänner 2021
(Lesungen vom Mittwoch der 2. Woche)

 

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Die Kirche ist von gestern. Die Kirche muss sich modernisieren, Frauen endlich zu Priesterinnen weihen, schwule Partnerschaften segnen, Abtreibung und Hilfe zum Selbstmord erlauben. Oder sogar vorschreiben. Dann ist die Kirche im Heute angekommen.

Sprung. „Melchisedek, König von Salem und Priester des höchsten Gottes, der ohne Vater, ohne Mutter und ohne Stammbaum ist, ohne Anfang seiner Tage und ohne Ende seines Lebens.“

Sprung. Elisabeth II., Königin von England und Schottland und so weiter: Warum ist diese Frau Königin? Weil sie dieses Examen abgelegt und jenen Doktortitel erworben hat? Weil sie gewählt wurde? Nichts von allem. Sie ist Königin, weil sie geboren wurde. Weil sie Tochter ist. Man kann sie ins Exil schicken, enteignen, am Regieren hindern, aber für immer bleibt sie die gesalbte Königin.

Sprung. Eine Frau hat ein Kind getragen und geboren. Sie wurde Mutter. Ob sie eine gute Mutter ist (und die Königin von England eine gute Königin und Papst Franz ein guter Papst), das ist eine Frage. Dass aber eine, die ein Kind geboren hat, Mutter bleibt für immer, das ist keine Frage. Es sei denn, man reduziert alles auf die kompetente Erfüllung einer Funktion. Eine Welt aber, in der nicht das Sein zählt, sondern nur Kompetenz, ist konstruiert nach dem Bild eines Konzerns. Soll das Leben so sein: wie ein Konzern?

Natürlich kann eine Frau wissen, wie das geht: eine Gemeinde leiten. Natürlich kann eine Frau höchst kompetent sein. Warum sollte sie dann keine Priesterin werden? Wegen Melchisedek. Auch seinetwegen. – Ein Mann. Er ist König und Priester zugleich, und beide Ämter haben nicht irgendwann begonnen, sie wurden nicht erworben, sie enden nicht aus diesem oder jenem Grund. Sie sind. Zum Sein tritt die Tat. Er „bringt Brot und Wein“, heißt es im Buch Genesis, und er segnet. Mehr nicht. Ein Mann, der opfert, unblutig, und segnet. Melchisedek ist das Urbild des Priesters.

Melchisedek gehört nicht zum auserwählten Volk. Er ist kein Jude. Wie kann ein Kanaanäer „der höchste Priester Gottes“ sein? Wo an Melchisedek erinnert wird, ist das Priestertum, das auf dem Recht der Abstammung beruhte, im Kern erledigt. „Priester nach der Ordnung Melchisedeks“ bedeutet: Ende der jüdischen Priesterschaft. Das Priestertum Jesu steht über ihr. Christus sprengt jede Volksgrenze, jede Zeitgrenze. Er steht außerhalb von allem und über allem.

Seit unvordenklicher Zeit hat Melchisedek einen Platz im Hochgebet der Messe. Gleich nach der Wandlung wird sein Name genannt: „Nimm sie“ – die eucharistischen Gaben, Leib und Blut Christi – „nimm sie an wie einst die Gaben deines gerechten Dieners Abel, wie das Opfer unseres Vaters Abraham, wie die heilige Gabe, das reine Opfer deines Hohenpriesters Melchisedek.“ Der das erste Bild Christi in der Geschichte ist. Ein Mann ohne Vater und ohne Mutter, ohne Anfang und ohne Ende. Melchisedek ist ein Bild des Unverfügbaren. Des Unbegründeten. Glauben Sie, die Macht der Bilder ließe sich mit einem Federstrich beseitigen?

Ich habe nicht die Kompetenz, mich hier für oder gegen die Weihe von Frauen zu Priesterinnern auszusprechen. Ich kann es nur nicht leiden, wenn man es sich zu einfach macht. Wenn man so tut, als sei unsere heutige, westliche Welt mit ihren Anliegen die einzig legitime Welt.

Es gilt z. B. zu wissen, dass die Kirche Weltkirche ist. Das bedeutet: Die Weihe von Frauen zu Priesterinnen und ihre Bestellung zur Leitung von Gemeinden wäre in weiten Teilen der Welt nicht der willkommene Schritt in die Moderne, sondern eine ungeheure Provokation. „Der Westen diktiert uns seine Werte!“ – Niemand sagen kann, was die Folgen wären. Gut, man könnte es riskieren. Man könnte es der ganzen Welt zumuten. Viele sind dafür, dies zu tun.

Wenn aber das Schema Mann – Frau selbst abgelehnt wird? Wenn gefragt wird: Wieso eigentlich kann die Weihe nur gegeben werden? Gibt es nicht ein Recht auf die Weihe? dann ist mit der Weihe von Frauen lange nicht alles geklärt und gut. Wieso dürfen nur ein paar Bischöfe den Papst wählen? Wieso gelten nur vier Evangelien und nicht sechs? Wieso muss es Wein sein und nicht Saft?

Der Kern der Kirche ist nicht von gestern und nicht von heute. Die Kirche ist keine Demokratie. Und auch keine Monarchie. Regieren ist mehr als entscheiden. Regieren ist auch lassen, neben einander stehen lassen. Regierung ist manchmal sogar nichts tun, denn regieren heißt sicher nicht zuerst Ordnung schaffen. Das Leben ist mehr als Funktionen und Rechte. Das Leben sind auch ungeborene Kinder und demente Alte und Sterbende und Gekrönte und Geweihte. Das Leben sprengt jedes Schema. Das Leben ist Durchdringung, Gleichzeitigkeit. Uralte Bilder neben modernen Forderungen. Vor unseren Augen ziehen sie alle vorüber, die Bilder des Lebens. Auch „Melchisedek, König von Salem und Priester des höchsten Gottes, der ohne Vater, ohne Mutter und ohne Stammbaum ist, ohne Anfang seiner Tage und ohne Ende seines Lebens.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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