Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Montag, 4. Jänner 2021

04/01/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes.

Schwer oder leicht? Drama oder Komödie? Lächeln Sie oder verzweifeln Sie? Sind Sie streng oder liberal? Wie wollen Sie das neue Jahr gestalten? Sie haben eine Wahl.

Die erste Alternative, vor die uns die Messe vom 4. Jänner stellt, ist allerdings: Leben oder Lehre. Die Lesung aus dem ersten Johannesbrief ist ein Monolith der Lehre; das Evangelium ist wie ein Spaziergang und wenn nicht wie ein Spaziergang, so doch sicher wie ein Weg. Die Lesung enthält Mahnungen und Behauptungen, das Evangelium die Geschichte von Begegnungen. Was haben Sie lieber? – Es gibt ja auch im Glauben Temperamente und Moden und Parteien. Von jeher gibt es in der Kirche Menschen, die das Evangelium zu schlicht finden, nicht klar und streng genug. Die zum Beispiel werden eher zum Text der Lesung greifen. Sie fühlen sich irgendwie wohler, wenn von der Sünde und dem Teufel die Rede ist. Da weiß man, was man hat. Die Geschichte einer Begegnung reicht da nicht recht hin.

Andere wieder bringen die Dinge nicht gerne auf den Punkt. Weil sie die Tiefe scheuen? Das Resultat ist ein Katholizismus, dessen oberstes Gebot es ist: nicht zu ernst nehmen! Angeblich glaubt man im Rheinland so und in Italien… Das geht leicht schief. Denn am Ende nehmen die Katholiken sich selbst ernst und den Glauben leicht. Herauskommt eine Kirche wie aus der „Fledermaus“: zwischen Unernst und Beharrung, konservativ, aber leichtsinnig. – Eleganter finde ich es umgekehrt: Sich selbst belächeln und den Glauben tiefernst nehmen. Anders gesagt: Ich möchte Lehre und Leben verbinden, die Lesung und das Evangelium, wie die Liturgie es ja auch tut, indem sie beide Texte in ein und dieselbe Messe stellt.

Der Punkt am Evangelium ist nicht die Beliebigkeit, sondern die Einfachheit und die Menschlichkeit. „In jener Zeit stand Johannes am Jordan.“ – „Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn.“ — „Jesus wandte sich um.“ – „Da gingen sie mit.“ – „Jesus blickte ihn an.“ Allereinfachste Gesten, Momente, die es in jedem Leben gibt, zahllos oft. Wir stehen doch auch irgendwo; wir blicken jemanden an; wir wenden uns um, gehen von hier nach da. Und heute, wo wir dieses Evangelium hören, geht uns auf: In diesen ganz einfachen Dingen spielt sich das Eigentliche ab: die Berufung, der Glaube, die Begegnung, die alles entscheidet, längst bevor wir es merken.

„Kommt und seht!“ Das berühmteste Wort aus diesem Evangelium. Damit ist alles gesagt: Seht euch an, was da ist. Seht einfach zu, was passiert. Schritt für Schritt. So ist der Glaube: Schritt für Schritt. – Schritt um Schritt hat das Leben Sie in diese Kirche geführt. Der Weg hierher begann vielleicht in Ihrer Kindheit oder an irgendeiner Ecke Ihres Lebens, wo Sie diese Richtung nahmen statt jene. Sie erinnern sich doch.

Die Kirche ist gebaut auf das Einfache. Ihr Leben spielt im Einfachen. Man nennt es „Alltag“. Dieses Evangelium lehrt Sie, in Ihrem Alltag Schritt für Schritt zu machen. Die Apostel sehen an jenem Tag kein Ziel, sie haben keinen Plan. Es geschieht einfach etwas, und sie gehen darauf ein. Dieses Evangelium lehrt Sie, die Momente zu achten. Ich meine nicht verbissene oder ängstliche Konzentration, sondern etwas wie Ehrfurcht vor den Momenten. Zutrauen zum Geschehenden.

Ist Ihnen das zu vage, zu beliebig? Mal hier, mal da, mal so, mal anders? „Jesus blickte ihn an und sagte: Du sollst Kephas heißen. Kephas bedeutet: Fels – Petrus.“ So endet das Evangelium dieses Tages. In Festigkeit und Klarheit. Von Seiten Jesu. Auf der Seite des Apostels: Ahnungslosigkeit. Dieser Simon, der nun Petrus heißen soll, kann nicht wissen, was da kommen wird. Aber er ist bereit. Nächster Schritt.

Sie können also Verschiedenes zusammenbringen: die Treue zu Ihrer Berufung und die Festigkeit der Lehre: „Der Sohn Gottes aber ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören.“ Das ist klar und fest. Dazu kommt aber der Sinn für das Flüchtige, Alltägliche, für das einzelne Wort, für die Begegnungen: „Wir haben den Messias gefunden.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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