Zweiter Sonntag der Weihnachtszeit, 3. Jänner 2021
Zweiter Sonntag der Weihnachtszeit, 3. Jänner 2021. – „Ich danke dir, dass es mich gibt.“ „Ich danke dir, dass es mich gibt.“ Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Erste Lesung, erster Satz: „Die Weisheit lobt sich selbst.“ – Unbehagen. Wir haben gelernt: Das tut man nicht. Wer sich selbst lobt, ist kein feiner Mensch. Und so reagieren wir unbehaglich, wenn wir erleben, wie sich einer selbst lobt. Es gibt aber Fälle, in denen solches Lob das einzig Richtige ist. In denen es die Wahrheit ist. Im Evangelium heißt es: „Wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“ – Das wirklich Herrliche lobt sich von selbst. Es muss gar nicht reden. Es ist einfach herrlich. Und das Unbehagen weicht der Bewunderung, – wenn wir nicht im Verdacht nisten. „Irgendeinen Haken muss es geben; ein paar Schwächen wird diese Frau schon haben. Im Leben dieses fabelhaften Mannes wird es auch Schattenseiten geben.“ Was für ein armer Mensch muss einer sein, dass er als Erstes so denkt? Was wären das für Eltern, die zuerst den Fehler ihres Kindes sehen? Was für eine Liebe soll das sein, die zuerst den Mangel am Geliebten ausmacht? „Die Weisheit lobt sich selbst.“ Warum? Weil sie herrlich ist. Denn sie kommt von Gott. Nur von Gott. Nichts Fremdes, nichts Hinzugefügtes, Gott allein. Will jetzt einer die Schattenseiten Gottes suchen? An Gott herummäkeln? Gott ist absolut vollkommen und was nicht vollkommen ist, ist nicht Gott. Geben Sie sich Mühe und denken: das Vollkommene. Vollkommen gut. Vollkommen schön. Vollkommen wahr. Selig. Gott ist selig. Warum? Unseretwegen? Der Engel wegen? Der Schöpfung wegen? Nein, seinetwegen. Gott betrachtet sich selbst in ewigem Glück. Reines Glück an sich selbst. Uns erscheint das unvorstellbar, weil wir Zerrissene sind, gemischt, unterwegs. Gott ist einfach. Gott lobt sich selbst. Aber wir? Dürfen wir uns loben? Wenn ja, für was? Die meisten würden anfangen, sich zu loben für etwas. Für Leistungen, für Eigenschaften. „Ich danke dir, weil ich nett bin und gescheit und keinen Schaden anrichte und Gutes tue und für andere da bin.“ Bla bla. Darum geht es gerade nicht! Es geht nicht darum, die Lebensrechnung aufzustellen. Es geht nur darum zu sein. Es geht darum, einfach zu sagen: „Ich danke dir, dass es mich gibt.“ In der Lesung heißt es: „Wir haben Gemeinschaft mit Christus im Himmel.“ Es gibt Sie und Sie haben Gemeinschaft mit Christus im Himmel. Sie wurden von Gott erschaffen und werden von Christus erlöst. Also danken Sie, dass es Sie gibt und dass Sie erlöst sind. Es geht nicht um Ihre Taten, nicht um Ihre Geschichte. Die können fragwürdig sein. Ihre Existenz aber ist nicht fragwürdig. „Danke, dass es mich gibt!“ Oder wollen Sie das Gegenteil behaupten? „Es wäre besser, es hätte mich nicht gegeben.“ – „Es ist gleich, ob es mich gibt oder nicht.“ Dem größten Teil der Menschheit ist es wirklich gleich. Aber nicht denen, die Sie geliebt haben. Nicht denen, die Sie brauchen. Und nicht Gott. Wer sich für seine Existenz geniert, der tadelt im Grunde Gott. Denn Gott hat ihn erschaffen. Und so gilt: „Egal, was die Leute von mir denken, egal, was ich selber von mir denke: Es ist gut, dass es mich gibt, denn Gott hat mich gewollt. „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ Es ist so gut, dass es uns gibt, dass er, „unter uns wohnen“ wollte. „Wir sind erwählt. Seit der Erschaffung der Welt.“ Paulus. Wir sind gewollt. Keine andere Größe dieser Welt sagt uns das, nur die Kirche. Oder sagt uns der Staat: „Es ist gut, dass es dich gibt, ganz egal, wer du bist und was du tust“? Sagt uns das unser Arbeitgeber? Sagen uns die Künstler? Die Naturwissenschaftler? Niemand sagt es uns, nur die Menschen, die uns lieben und die Kirche. „Ihr seid erwählt von Gott selbst. Seit der Erschaffung der Welt.“ Rasse, Stammbaum, Erbe, Initiative, Anstrengung, Überlebenswille, alles das zählt nicht. Es zählt nur, dass es uns gibt. Das ist das Erste. Daran handelt Gott weiter: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.“ Ich danke dir, dass es mich gibt. Dass ich aus dir geboren bin. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören