Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Epiphanie 2021

06/01/2021 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Einer hat es mir so erzählt: In Berlin gibt es einen berühmten Club. In einer großen, hohen Halle tanzen Scharen von jungen Menschen, Stunde um Stunde, bis alles vergessen ist, der Partner, der Job, der nächste Tag, das Geld… Nur noch Körper und Musik und Dunkelheit. Manchmal aber geschieht es, so erzählt man, dass die ohrenbetäubende Musik aufhört, plötzlich, mit einem Schlag. Und im selben Moment öffnen sich die riesigen Jalousien: Das Licht der Morgensonne strömt in die Halle. Es wird hell. Das ist der Moment, in dem die Menschen dort vor Glück schreien. Sie haben die Nacht besiegt. Durchgemacht. Sie begrüßen das Licht mit lautem Jubel.

„Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr, sehr großer Freude erfüllt.“ Die drei heiligen Könige. Um welches Ausmaß an Freude es bei diesen Männern geht, verstehe ich bei den jungen Leuten, die jubeln vor Glück, außer sich, weil es hell wird, tausendmal besser als bei den Katholiken, die das „Lumen Christi“ der Osternacht wie eine Zumutung aufnehmen, der man halt antwortet, weil es sich gehört. Das ist kein Glaube! Ich messe den Glauben wirklich nicht an der Begeisterung, nicht am Gefühl, aber ich ahne, dass der Glaube an die Musik, an die Gemeinschaft, an den Tanz ein gutes Bild ist für den Glauben der Sterndeuter: beide Male Menschen, die suchen und sich verausgaben und durchhalten. Und dann sehr große Freude finden. Das ist es, was ich von der Kirche fordere: tiefen Glauben.

Diese Männer aus dem Morgenland haben so lange gesucht! Als sie endlich vor dem König Herodes standen, dachten sie, angekommen zu sein. Aber die Schriftgelehrten zeigten ihnen, dass sie noch weitermussten.

Schließlich bleibt der Stern – Sterne sieht man nur im Dunkeln, oder? – schließlich bleibt der Stern stehen über einem Kind, einem kleinen Jungen und seiner Mutter. Und genau in diesem Moment erkennen die Weisen, die vielleicht Könige waren: Das ist er. Das ist das Ziel. In ihnen geht ein unbeschreibliches, überirdisches Licht auf. Sie fallen nieder und huldigen. –Gold, Weihrauch und Myrrhe schenkt man nicht irgendeinem Kind. Solches schenkt man nur dem göttlichen Kind. Man tut es wie im Traum.

Was braucht es, dass ein Mensch anfängt zu suchen? Unruhe. Eine seltsame innere Unruhe, die ihn forttreibt von dem, was ist, was er kennt, was alle tun. Denn wer Bescheid weiß, was soll der noch suchen? Wer sich sicher ist, was soll der suchen? Eine Bestätigung mehr? Das waren nachdenkliche Männer; solche, die sich Fragen stellen und beobachten. Die weiterziehen, wenn das Ergebnis nicht ausreicht. Menschen, die bloß eine fixe Idee haben, tun das nicht. Die mit einer fixen Idee besitzen. Die Männer unter dem Stern suchen.

Was? Die Spur Gottes. Sie suchen den, den der Stern bescheinen wird. Es gibt viele Spuren Gottes in der Welt: der Blick über ein grünes Tal, ein Glas Wein, das Lied eines Kindes, laute Musik, die die Grenzen verschiebt, das Leben einer Heiligen, das Evangelium. Manche sagen: Auch die Kranken sind Spuren Gottes. Alles das macht das Herz weiter als es sonst ist. Und das Herz ahnt, dass es ewig ist. Die Männer aus dem Osten verstehen dort keine Lehre, sie könnten nicht erklären, was ihnen geschieht. Sie sind überwältigt.

Was für die einen bloß ein Kind ist, ist für sie der Herr der Welt. Die Gewissheit kommt nicht von der Vernunft, nicht vom Gefühl, schon gar nicht von einer Konvention: Sie kommt von Gott. Das ist Gnade.

Sie sehen ein Kind. Wenige Jahre später hätten sie einen jüdischen Zimmermann gesehen, dann einen hingerichteten Aufständischen.

Doch darum geht es nicht. Es geht um den Glauben dieser Männer. Sein Versprechen bleibt in der Welt. Diese Männer glauben, sie knien nieder und huldigen dem Kind. Sie sind Fremde, Menschen, die anders aussehen, sich anders kleiden, eine andere Sprache sprechen. Und ausgerechnet diese Fremden, diese „Heiden“ erkennen, wer dieses Kind ist: der Herr der ganzen Welt. – Die einen glauben, die anderen nicht. Bis heute.

Das Wort aus der Lesung beschreibt den Vorgang des Glaubens: „Steh auf, werde Licht, denn es kommt dein Licht.“ So geht Glauben. Wer glaubt, kann das: aufstehen, Licht werden, weil er ein inneres Licht empfangen hat, ein Licht, das die anderen nicht haben. Und dieses göttliche Licht von innen, macht ihn selbst hell. Er wird zu einer Spur Gottes.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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