Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Hochfest der Gottesmutter Maria, 1. Jänner 2021 – Die Stille

01/01/2021 


Die Predigt zum Anhören

Hochfest der Gottesmutter Maria, 1. Jänner 2021 – Die Stille

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Stille Kinder sind verdächtige Kinder. Wenn es ganz still wird in der Wohnung, liegt der Verdacht nahe, dass der Kasten im Zimmer gerade neu bemalt wird.

Ist das Weltall still? Ich weiß das gar nicht. Es gab heuer keine Weihnachtsfeiern. Wo sind die Worte, die nicht geredet wurden? Im Land gibt es Klöster, die laut sind. Doch Mönche sind dazu da zu schweigen. Es gibt Musik, die still ist. Und Musik, die Krawall ist. Manchmal ist Krawall herrlich.

Wenn die Stadt ganz still ist, denke ich an Will Smith und den Hund.

Die gute Stille eines alten Ehepaares. Die Stille zwischen zwei Kumpeln, die neben einander sitzen und Bier trinken. Die Stille in der Nacht, wenn der Schlaf draußen steht und nicht hereinkommt und die Gedanken lärmen. Die Stille des Lockdowns. Die Stille der Gemälde drüben im Museum. Und die Stille vor der Hostie.

„Maria aber bewahrte all diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen.“ – Was bewahren Sie? Haben Sie schon einmal etwas erwogen? Haben Sie ein Herz? Wofür schlägt es? Kann Ihr Herz sprechen? – Der Satz aus dem Evangelium funktioniert nicht glatt. Maria selbst auch nicht. Sie ist heute nur noch eine Bitten-Erhörerin. Keine Frau will noch Jungfrau sein und rein. Keine nur Mutter, ohne Beruf. Alle Frauen wollen Prinzessinnen sein, am Hochzeitstag. Aber königlich will keine sein. So ist alles fern gerückt. Doch der ganze Sinn der Kirche besteht darin, es nahe zu rücken. Damit die Menschen der Bibel unser Leben prägen.

„Maria aber bewahrte all diese Worte.“ Sie war still. Nicht bloß eine, die den Mund hält; keine fade Person, die nichts zu sagen weiß. Ein stiller Mensch.

Und wir sind im Corona-Stillstand. Wird es 2021 wieder Plaudern geben? Musik? Lachen mit Freunden? Es ist still draußen, aber das Land ist weiter unruhig. Warum? Liegt es an dieser Stille? Die Stille ist das Ersehnte und das Gefürchtete, das Erhoffte und das, was schwer auszuhalten ist. Erzwungene Ruhe schafft keine innere Stille; nur das Gefühl: Mir wird etwas weggenommen; die Angst, etwas zu versäumen. Die wahre Weihnachtszeit aber ist: Innehalten, Warten, Bewahren. Hoffen, Hören, Stille. Lächeln.

Das Leben bietet uns allen jetzt Stille an. Die gute Stille macht klar. Ruhig. Und sie stellt dich zu einem Gegenüber. Wer still ist, ist nicht mehr allein. – „Weil ihr aber Töchter und Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen, den Geist, der ruft: Vater!“ (Gal 4,6). – Im Herzen eines stillen Menschen ist nur noch ein Wort: „Vater!“

Sie erinnern sich: „Und das Wort ist Fleisch geworden.“ Der ewige Vater spricht nur ein Wort: seinen Sohn. Jesus Christus. Gott sagt dem Menschen ein Wort: „du“. Mehr braucht es nicht.

Der Glaube kommt aus dem Hören. Das Hören aber beginnt mit dem Schweigen. Wer selbst nur redet, kann den anderen nicht hören. Das Hören beginnt mit der Stille.

Wie können Sie dieses Wort Gottes, dieses eine Wort, aufnehmen? Nur im Schweigen. Stille, das ist das Ende der unnützen Worte. Verzicht auf Selbstdarstellung, Selbstrechtfertigung, Tratsch, Polemik. Durch ein Leben mit dem stillen Gott werden wir selbst still. Und tragen die Stille mit. In die Küche, ans Steuer, sogar in unsere Gespräche. Wir lehren sie den Kindern.

Viele haben Angst vor der Stille, weil dann Verletzungen, Zerrissenheit, Trauer hochkommen. Es lohnt sich aber, sich dem auszusetzen. Schließlich überwindet die Stille das Dunkel. Das Licht – das Licht Christi – kann in uns hineinströmen und die Situation verwandeln.

Dann wird die Stille in manchen Seelen wie ein weiter Ruheplatz für die anderen. Die anderen, die armen Menschen am Ende ihrer Kräfte finden hier Schlaf, in der stillen Seele des stillen Mannes, der stillen Frau. Und so getröstet brechen sie wieder auf.

In Gott ist Stille. Die Stille der vollkommenen Liebe. Da ist nichts zu erklären, nichts zu schützen, nichts zu definieren. Gott braucht keine Worte. Gott ist das eine Wort.

Keine Erinnerungen, keine Pläne.

Die Stille des ewigen Augenblicks.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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