Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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28. Sonntag i. J., 11. Oktober 2020

11/10/2020 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Einer fliegt raus. Definitiv. Warum? Weil er ein Arsch war.

Ein Riesenfest. Die Vorbereitung supermühsam. Zig Anläufe. Absagen, neue Einladungen, wieder Absagen. Aber der Gastgeber gibt nicht auf, und endlich ist der Festsaal voll, es kann losgehen; alle sind da, alle haben sich schön gemacht; es gab gratis Festkleider für die, die sich selbst keines leisten konnten (es war damals wirklich üblich, den Gästen Festgewänder zur Verfügung zu stellen). Ein Festgewand anzulegen, ist nicht so schwer, oder? Aber da ist einer, der keines anzieht. Er will bleiben wie er ist. Er denkt nicht an das Brautpaar, nur an sich selbst. Er strengt sich nicht an, spricht mit keinem, lacht nicht mit. Er will bloß glotzen und sich den Wanst vollschlagen. Er verdirbt allen die Laune. Also fliegt er raus. Weil er seine einzige Chance nicht ergriffen hat.

Die Hochzeit ist ein Bild, ein „Gleichnis“, sagt man in der Bibel. Damit wir leichter verstehen. In Wahrheit geht es nicht um eine Hochzeit, sondern um das Volk Gottes und die Kirche. Ich weiß, dass Sie das langweilig finden, Pfarrer-Zeug. Dass Sie kurz davor sind abzuschalten, wenn Sie das hören. Warum eigentlich? – „Er aber blieb stumm“, heißt es von dem Mann, der auffliegt. Erinnern Sie sich an das Taufkleid? „Du hast Christus angezogen“, wird dem Getauften gesagt. Das Festkleid in diesem Evangelium, das weiße Kleid bei der Taufe, beides sind Bilder, die etwas auslösen sollen: erst Verstehen, dann Handeln. Sie aber blieben stumm, die Brautpaare, die Eltern, die Leute, die nicht widersprechen und nicht fragen, sondern bloß abnicken, was der Pfarrer erzählt. Tauftermin, Familienfest, fertig. Warum?

Das Fest versammelt viele, viele verschiedene Menschen. Das tut die Kirche auch. Wo viele Menschen versammelt sind, gibt es auch Langweiler, Galgenvögel, Idioten. Das Gleichnis ist also ganz realistisch. Aber es sagt auch: Die Peinlichen sind in der Minderzahl. Es sind wenige. Und die können das Ganze nicht aufhalten. Das große Fest wird stattfinden: die Versöhnung von Gott und Mensch. – Wissen Sie, dass ich mich immer und immer wieder frage, woran es liegt, dass „Volk Gottes“ und „Versöhnung von Gott und Mensch“ in Ihnen keine Leidenschaft wecken? Sie denken über solche Dinge nicht nach. Und ich finde, Sie müssten darüber nachdenken. Das ist der Haken zwischen uns.

Zum Fest sind alle eingeladen, aber nicht alle passen. Es gibt ein Minimum an Anforderungen. Dass es Bedingungen gibt, stört Sie? Es ärgert Sie, dass jemand Bedingungen stellen könnte, Ihnen oder Ihrer Familie? Aber wenn es um andere geht, sind Sie schon für Bedingungen. Ein Kardinal, der seiner Verwandtschaft Geld zuschustert, fliegt zu Recht raus, oder? Priester, die sich an Kinder vergreifen, fliegen zu Recht raus. Aus einer Kirche, die den Frauen die Priesterweihe verwehrt, kann man zu Recht austreten, oder? Bischöfen Bedingungen zu stellen, ist richtig. Es ist auch christlich, oder? Aber Hochzeitspaaren, Eltern mit einem getauften Kind, Firmlingen Bedingungen zu stellen, ist unchristlich? Gott, die Kirche, die Christen, die Frauen, Sie: Wo darf es Bedingungen geben – und wo nicht? Ich würde so gerne mit Ihnen darüber diskutieren. Aber mit Leuten, die nur die Augen verdrehen, kann man nicht diskutieren. Eines scheint mir klar: Der Gastgeber hat das Recht, den hinauszuweisen, der das Fest verdirbt. – Ist es schon zu viel, in ein Festkleid zu schlüpfen, das mir hingehalten wird? Im Grund geht es um diese Fragen: Wie sehr lasse ich mich ein? Was ist mir wichtig? Wieviel investiere ich? Wie weit geht die Verweigerung? Und vor allem: Warum? Gott sieht diesen Menschen an und fragt: Warum? Aber der Typ weiß nichts zu sagen. Wie auch.

Da lädt einer ein, mehrfach. „Alles ist bereit zum Mahl“, heißt es da. – Gott gibt dem Menschen alles, was es zum Heil braucht (Vernunft, Schrift, Lehre, Leben). Aber die Leute wollen nicht. Die Gründe, die sie vorbringen, sind alle vernünftig, jeder versteht sie. Das Geschäft, der Acker, der Weingarten, der Verein, der Sport, die Uhrzeit… Nichts davon ist falsch, und dennoch sind diese Gründe nicht wahr. Die Wahrheit ist: Die Einladung interessiert sie einfach nicht. – „Er aber blieb stumm…“

Der Hochzeitssaal „füllte sich“. Mit Bösen und Guten. Die Bösen sollen aber nicht böse bleiben, sondern das Festgewand anziehen. Damit sie zum Fest passen. Was ist das Festgewand? „Aufrichtiges Erbarmen und Güte.“ – Was finden Sie in den Häusern der Mailberger Katholiken? Und im Pfarrhof? Finden Sie da Erbarmen und Güte? Und in den Häusern derer, die nicht in die Kirche gehen? Erbarmen? Güte? Beide sind, wie alle guten Werke, von Gott geschenkt. Sie müssen aber auch angenommen und getan werden. Israel ist daran gescheitert, und den Katholiken wird es nicht besser ergehen, wenn sie die Gnade, die ihnen angeboten wird, nicht ergreifen. „Denn viele sind gerufen, wenige aber auserwählt.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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