Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

19. Sonntag im Jahreskreis (A), 9. August 2020

09/08/2020 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Die Leute gehen in die Kirche und gehen wieder heim. Sinnlos.

Der Pfarrer macht sein Ding. Sinnlos.

Wenn das hier etwas werden soll, müssen Sie Ihr Leben und Ihre Situation in der Kirche wahrnehmen. Und der Priester muss bereit sein, zu gehorchen, etwas Großes und Heiliges zu tun, mit aller Kraft, die er hat. Dieser Moment am Sonntag darf nicht irgendwie sein. – Die Begegnungen mit Jesus waren ganz sicher nicht irgendwie. Die Begegnungen mit Christus haben die Menschen bewegt und verändert.

Ihr Leben, Sie selbst… wie schaut das aus? Wollen Sie weg von allem? Haben Sie Sehnsucht nach Stille? Sind Sie getrennt von Menschen, die Sie lieben? Haben Sie Angst? Sind Sie mutig? Stellen Sie Bedingungen? Jemandem? Dem Leben? Glauben Sie? Ist Ihr Glaube klein oder stark? Zweifeln Sie? Sind Sie schon einmal über die dunklen Wasser gegangen? Kehrt nach einer schlimmen Zeit gerade wieder Ruhe ein? Prüfen Sie das, erkennen Sie, was ist – und schon sind Sie mitten in diesem Evangelium.

Jesus hat Sehnsucht nach Alleinsein. Johannes, sein Verwandter, der, der ihn getauft hat dort am Fluss, wurde geköpft. Auf Betreiben einer Frau. Jesus wäre jetzt gern allein. Aber die Menschen laufen ihm nach; alle wollen etwas von ihm, und Jesus nimmt es auf sich. Er ist für sie da, auch wenn ihm nicht danach ist. Er lehrt, er heilt, er ernährt sie sogar im Wunder der Brotvermehrung. Dann endlich steigt er „auf einen Berg, um für sich allein zu beten. Als es Abend wurde, war er allein dort.“ – „Das Boot aber…“ Das Boot der Jünger war „schon viele Stadien vom Land entfernt“. Ein Stadion, das sind 150, 180 Meter.

Er ist dort, wir sind hier. Wir stecken in der Scheiße, in der Kirche und überhaupt, Er ist nicht da. Was er gerade macht, weiß kein Mensch. Die Jünger sind mitten im Sturm. Jeder im Boot denkt: Jetzt ist es aus. So ist das also, wenn der Tod kommt. Ist es so, wenn eine Pfarre stirbt?

Sie möchten Geschichten, die aufgehen. Sie erwarten eine Gesellschaft und einen Staat und Beziehungen, die funktionieren, eine Kirche, in der sich alle wohlfühlen können. In diesem Evangelium aber ist zuerst einmal alles verquer. Wie im echten Leben. Wie bei uns, wie in der Kirche, wie in Österreich heute.

Das also ist die erste Erkenntnis: Unsere heutige Situation ist nicht neu und nicht einzigartig. Kein Grund, die Nerven zu verlieren. Und dann: Die Heilung kommt. Aber nicht durch Zaubertrick und Lottogewinn. Das Wunder geschieht, aber nicht, in dem Sie einfach zuschauen. Bis der Sturm still wird, müssen die Jünger einiges bestehen und leisten. Es braucht Zeit. Es braucht Entscheidungen. Und genauso ist es auch mit der Pfarre. Es wird, aber nicht „einfach so“.

Jesus und die Jünger, Christus und wir. Auf welchem Weg wird er zu uns finden? Wie finden wir zu ihm? Für die meisten Christen klingt das nach einem Organisationsproblem (wenn sie nicht überhaupt ganz gut ohne Gott auskommen). Dort auf dem Meer aber, da ist es existentiell. Da geht es um Leben und Tod. – Um was geht es hier, in dieser Kirche?

„Er ging auf dem See“, heißt es. Er am Land, die Männer im Boot, viele Stadien weit weg. Da ist kein Weg zu einander, da ist keine Lösung, – und dennoch geschieht es. Jesus kommt zu den Jüngern; sie sind nicht mehr allein. Aber ihre Angst dauert an. Panik statt Zuversicht. Der Sturm macht ihnen Angst und nun auch noch der Herr, der auf dem Wasser geht.

„Habt Vertrauen, ich bin es.“ Aber das Wort allein genügt nicht. Petrus, der Erste der Apostel, misstraut dem Herrn noch immer. Die Spitze der Kirche misstraut Christus, könnte man sagen…

Petrus fordert einen Beweis. „Herr, wenn (!) du es bist, dann befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme!“ Er geht über die Wellen und dann zweifelt er. Da haben Sie, in wenigen Sätzen: Vertrauen, Gelingen, Angst, Scheitern – und die Überwindung des Unüberwindbaren.

Und dann beruhigt sich alles. Die Jünger glauben. Windstille und Glaubensgewissheit. Bis zur nächsten Krise.

An der Geschichte des Propheten (Erste Lesung) sehen wir: Es braucht Zeit und viele verschiedenen Erfahrungen, um zu lernen, wie Gott ist. Elija muss lange wandern, er wird immer wieder enttäuscht und dann endlich, in der Stille, erkennt er, wie gut ihm Gott ist. Und nimmt seinen Auftrag an. – Was wollen Sie mehr tun, als Gott kennenzulernen und Ihren Auftrag anzunehmen?

Was ist das Geheimnis dieses Evangeliums? Nicht nur das Wunder, nicht die Erkenntnis: Es ist der Herr. Auch nicht das Zusammentreffen und die Beziehung. Es ist die Geschichte dieser Männer. Was da auf dem See geschehen ist, gehört nun zum Leben dieser Männer. Sie haben wieder etwas verstanden. Von da aus, vom Verstehen und Einsehen aus, aus dem Inneren heraus ändert sich eine Pfarre und eine ganze Welt.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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