Fest des hl. Laurentius, 10. August 2020
Fest des hl. Laurentius, 10. August 2020 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Einfachheit, Armut, Verzicht, Leiden: Das alles geht. Aber nicht Kärglichkeit. Die Einfachheit, die freiwillige Armut, sogar das Leiden können etwas Großes schaffen: einen echten Menschen, innerlich schön. Die Kärglichkeit wirkt nie etwas Großes. Der kärgliche Mensch zählt jedes Korn, das er aussät und berechnet jeden Wurf. Er sieht nie die Pflanze, sondern nur den Profit. Seine Welt ist klein. Er rechnet, statt zu gönnen. „Wer kärglich sät, wird auch kärglich ernten“, steht über dem Fest des hl. Laurentius. Er ist einer der berühmtesten römischen Märtyrer; getötet wohl am 10. August 258. Über seinem Grab erhebt sich heute eine der Sieben Hauptkirchen Roms. Laurentius ist der Patron der Armen, denn ihm war die Sorge für sie anvertraut; der Patron der Bibliothekare, denn er hatte die Bücher der Kirche zu hüten; der Patron der Feuerwehrleute, der Köche und Bierbrauer und aller anderen Berufe, die mit dem Feuer zu tun haben, denn er wurde bei lebendigem Leib auf einem Rost verbrannt. Der Diakon Laurentius war der oberste Verwalter der Kirche von Rom und im richtigen Moment verschenkte er alles. Sogar sich selbst. Bei denen, die ihn verurteilten, finden Sie Macht, Gewalt, Geld, Schlauheit, den ganzen kärglichen Trotz dieser Welt. Aber bei Laurentius, was finden Sie bei ihm? Ich möchte am liebsten sagen: Lässigkeit. Nonchalance im Geben, eine Art freches Phlegma, unaufgeregt, unprätentiös. So steht dieser Mann vor mir, wenn ich die uralten Legenden betrachte. Ich denke ihn mir als einen Mann, der Abscheu hatte vor ängstlichem Nachrechnen ebenso wie vor dem Auftrumpfen. Und alles, ohne dass er es weiß oder plant. Der Heilige geht einfach nur vorwärts, Schritt um Schritt. Nicht blind, nicht naiv, nicht lieblos. In der Lesung heißt es: „Jeder gebe, wie er es sich in seinem Herzen vorgenommen hat.“ Das ist der Punkt: der Plan des Herzens. Das, was tief in uns ist. Ich meine nicht die wilden Instinkte, nicht ein dunkles Gefühl im Bauch, sondern die Kunst des Herzens. Das Herz des Laurentius ist der Steinbruch, in dem Festigkeit und Form geschlagen werden. Es ist der Stausee, aus dem Fruchtbarkeit fließt; der Urwald, in dem Fantasie und Ideen blühen; der kunstvolle Garten, in dessen Nähe Menschen sich erholen. Die Geschichte seiner Richter ist einfach nur: kärglich, kleinlich, politisch im üblen Sinn. Man will ans Geld der Kirche, man misstraut ihrem Erfolg bei den Armen. Diese Männer haben nichts verstanden. Die Geschichte des Laurentius ist einfach besser. Sie wirkt bis heute Stolz und Lächeln. Weil in ihr ein Schritt dem anderen folgt, ganz leicht, als ob der Heilige tanzte. Mit Kraft, aber ohne die wilde Anstrengung der Stümper, die auf den Gesichtern seiner Folterer liegt. Wer nur will, wird zerschellen. Wer behalten will um jeden Preis, wird ersticken. Wer betrügt, wird untergehen. Wer lügt, wird zerfallen. Wir entscheiden, wie unser Leben wird. Vieles wird über uns verhängt, aber noch mehr gestalten wir. „Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt geringachtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben.“ Laurentius gestaltet, indem er gibt. Da geht es nicht zuerst um das Bekommen, nicht um Was-kriege-ich? und wieviel? Der Diakon des Papstes handelt, er tut das Gute – und erwartet gelassen, was kommt. Er ist ein Mensch, der absieht von sich selbst und darauf verzichtet, alles beherrschen zu wollen. Er weiß: Alles Nötige haben wir. Paulus schreibt es auf: „In seiner Macht kann Gott alle Gaben über euch ausschütten, so dass euch allezeit in allem alles Nötige ausreichend zur Verfügung steht.“ – Wie sollen Leute, die ans Geld der Kirche wollen, so einen Verwalter wirklich treffen können? Laurentius lächelt uns ins Gesicht. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören