Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Weisser Sonntag, 19. April 2020

19/04/2020 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Sind Sie voll Freude? Und gleichzeitig traurig? Die ersten Christen waren so. „Deshalb seid ihr voll Freude, / wenn es für kurze Zeit jetzt sein muss, / dass ihr durch mancherlei Prüfungen betrübt werdet“ (1 Petr 1). Das ist die wahre Situation des Christen: geprüft, bedrängt, traurig – und voll Freude. Alles zusammen.

Der Erste Petrusbrief richtet sich an eine Gemeinde, die eine Minderheit ist, Anfeindungen ausgesetzt, in einer Umwelt, die nicht an Christus glaubt. Das allein ist schon eine Prüfung. Wie schwer wird das Christsein erst dann, wenn noch andere Prüfungen dazukommen: ein Krieg, eine Krankheit in der Familie, Dürre, Zusammenbruch des Einkommens; wenn es so kommt, dass keiner mehr sagen kann: „Alles halb so schlimm.“ Wenn sich nichts mehr schönreden lässt.

Wir kommen jetzt an den Punkt, wo klar wird, was uns wirklich prägt. Die Anerkennung der Leute – „die Katholiken sind toll, der Papst ist super!“, der sichere Wohlstand, die Gesundheit, der Friede an den Grenzen? Oder der Glaube? Und eben nicht irgendein Glaube, sondern ganz präzise, ganz ausdrücklich der Glaube an die Auferstehung? Zeit also zu fragen: Was hat das größte Gewicht in meinem Leben? Und dies wäre unsere gemeinsame Antwort: der Glaube daran, dass Jesus lebt.

Wenn das uns prägt, dann sind die gegenwärtigen Herausforderungen dazu da, unseren Glauben zu bewähren. Uns (und anderen) zu zeigen: Dieser Glaube ist echt; er hält durch. Mein Glaube hält etwas aus: Dieses Gefühl will Gott uns schenken.

Fragen Sie sich also: Was wäre jetzt ohne den Glauben? Was bliebe mir, wenn ich nicht an die Auferstehung glaubte? Eine ganze Menge. Ich könnte meinen Nachbarn helfen, meine Selbstdisziplin üben, Verschwörungen aufdecken, andere anzeigen, laufen gehen, in Panik fallen, jemanden anrufen… Aber kann auch nur eines davon wirklich der Schwerpunkt meines Lebens sein? Mit Recht? Mit Würde? Offenkundig nein.

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„Deshalb seid ihr voll Freude, wenn ihr durch mancherlei Prüfungen betrübt werdet.“ Kein Entweder-oder. Solche Klarheit brauchen wir gar nicht. Es geht beides: Freude und Traurigkeit zusammen. Manchmal nebeneinander, ganz friedlich, manchmal in Konkurrenz; einmal das eine in der Tiefe, die Freude, und das andere an der Oberfläche, die Traurigkeit. Oder umgekehrt. Es genügt zu sagen: „So ist es. Jetzt. Morgen wird es anders sein.“ Sie müssen nicht manövrieren, nicht werten, nicht beobachten. Sie müssen einfach traurig sein und voller Freude. Es geht um Gestaltung. – Es ist eine uralte Weisheit: Wo wir geboren werden, in welcher Familie wir aufwachsen, ob unser Vermögen erhalten bleibt oder verloren geht, wo und wann wir sterben werden: Auf all das haben wir keinen Einfluss. Aber unseren Charakter, den können wir gestalten. So bedingt er sein mag durch das Erbe, die Konventionen, die Chemie oder die Physik, es bleibt immer ein Rest an Freiheit. Ich entscheide, in 100.000 kleinen Entscheidungen, wer ich werden will, was ich glauben will, wen ich wie lieben will.

Unser Zustand heute, jetzt hier oder nachher am Abend, unsere Fähigkeit und Kraft, etwas zu gestalten, das bleibt steril oder doch wenigstens wahnsinnig mühsam, wenn nicht dieses noch hinzukommt: die Verbundenheit mit dem Auferstandenen. „Mein Herr und mein Gott“, spricht der Apostel. Mein! Meine Erkenntnis, meine Wahl, meine Treue. Mein Heiland.

Dieses Leben, diese Entscheidungen, dieser Glaube geschieht jetzt, am Sonntagabend, am Montag, am Mittwoch… in den Traurigkeiten und in den Freuden (die es ja immer noch reichlich gibt).

Ich weiß nicht, ob es Ihnen auch aufgefallen ist: Die Evangelien der Osterzeit sind voller Bewegung. Ereignisse, Wege, Gespräche, Begegnungen, Banalitäten, wenn Sie so wollen. Aber in all dem ist der Glaube. Meine persönliche Misere und meine Stärke, Verstörung, Trauer, Lernen, Fragen, wieder Lernen – und eben der Glaube: Alles ist beisammen, gleichzeitig.

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Was macht Menschen letztlich hoffnungslos? Der Tod. Das aber geht seit Ostern gar nicht mehr. Wir haben Hoffnung, weil Er lebt. Das ist alles. Wir werden gerettet. Irgendwie, irgendwann, auf erstaunliche Weise, auf banale Weise aus allem Unglück. „Gott behütet euch durch euren Glauben, damit ihr die Rettung erlangt.“ Und dem fügt Gott noch hinzu: unser Erbe. Wir werden etwas bekommen, einen Lohn für unsere Treue und Echtheit. „Unaussprechliche, von Herrlichkeit erfüllte Freude.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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