Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Ostern 2020

12/04/2020 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Sie hoffen, dass es nicht noch schlimmer wird.
Sie hoffen, dass es wieder wird wie früher.
Sie hoffen, dass es sie nicht trifft und keinen ihrer Lieben.

Ostern sei das Fest der Hoffnung: Naheliegend, dass Kirchenfrauen und Kirchenmänner jetzt so reden. Alle diese Hoffnungen verstehe ich; ich teile sie. Aber ich schaffe es nicht, von diesen Hoffnungen in die Oster-Hoffnung zu springen. Der Abstand ist zu groß. Wer jetzt nur hofft, dass es nicht schlimmer wird, dass es wieder wird wie früher, der kommt nicht an Ostern heran.

Jesus – der, der tot war und jetzt lebt – hat der Welt nie versprochen, dass es nicht noch schlimmer wird. Er hat versprochen, die Welt zu erlösen. Nicht von Viren, sondern vom Tod der Seele.

Jesus hat nie einen Menschen getröstet, indem er ihm sagte: Nur ein wenig Geduld, und es wird wie früher. „Einmal drüber schlafen und morgen sieht die Welt ganz anders aus.“ Sie spüren selbst: Das ist nicht Jesus.

Sie wissen, was Jesus gesagt hat. Er hat gesagt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Nehmen Sie das ernst. – Es gibt einen Oster-Ernst, wie es eine Oster-Freude gibt. Von jeher ist das so. Lesen Sie die Evangelien, hören Sie den Gesang der Mönche und es geht Ihnen auf: Hier geht es um ganz andere Maßstäbe. Das Reich Gottes ist mehr als wieder gesundes, gelungenes, erfolgreiches Österreich.

*

Wir feiern heute ein großes Fest. – Feste feiert man nicht, um Experimente zu machen oder weil man etwas Neues erleben möchte.

Menschen feiern Feste, weil Feste immer gleich sind. Deswegen sind die Weihnachtsriten und Osterbräuche so wichtig. Geht heuer aber nicht. Das Fest geht nicht. Schöne alte Bräuche: fort. Feierliche Gottesdienste: weg. Gemeinschaft: auseinandergetrieben von den Obrigkeiten. Es bleibt: nichts mehr. Das Internet. Oder die fünf Menschen, die zusammen feiern dürfen (und die anderen aussperren sollen).

Das ist so anders, dass ich, wenn ich ehrlich bin, zuerst einmal keine Lust auf Ostern habe. So will ich mein Fest nicht. Ich denke, es geht vielen so. Die frommen Leute trösten sich mit der Hoffnung, Ostern werde heuer „besonders intensiv“. Mag sein. Aber die meisten anderen sind so verunsichert, sie haben Prüfungen, Probleme, Neuigkeiten so satt, dass sie nicht in die Kirche gehen wollen, um da Neues und Intensives zu suchen. Ein bisschen Trost würde den meisten schon reichen. Nur: Vertrautes, Trost, ganz menschliche Hoffnungen… das reicht für Ostern nicht. Das würde Ostern kleiner machen als es ist.

Bisher war für die meisten Ostern eine Gewohnheit, eine Tradition. Jetzt ist es: nichts mehr. Oder etwas ganz Neues. Das Meiste dessen, was uns heuer genommen wurde von Viren und Vorschriften gehört nicht zum Wesentlichen. Sie können jetzt das Wesentliche an Ostern neu entdecken. Dann geschieht etwas. Wenn Sie das nicht tun, geschieht einfach nichts. Leere. Fadheit.

Ich weiß: Das Wesentliche macht Ihnen Angst. Mir auch. Es ist zu eindeutig, zu groß. Deswegen lenken wir uns ab, – auch mit Riten und Bräuchen.

Das Wesentliche lässt sich in ein paar Worten zusammenfassen: Hingabe und Einsamkeit. Das ist der Gründonnerstag. Jesus gibt sich hin und er geht in die Einsamkeit, tiefer als die, die viele jetzt erleben. Hilfslosigkeit und Schmerzen: der Karfreitag. Der am Kreuz ist noch viel hilfloser als die ohne Freunde, ohne Arbeit und ohne Geld. Und dann: Neues Leben. Fremdes schönes neues Leben. Das ist Ostern.

Das wahre Osterfest bedeutet nicht Fußwaschung, Ratschen, Speisenweihe. Ostern bedeutet in schockierende Einfachheit: Einer, der tot war, lebt. Damit wir auch leben.

Jesus lebt aber nicht sein altes Leben weiter. Er lebt ein ganz neues Leben. Christen haben diese Hoffnung: Es wird nicht einfach wieder, wie es war. Es wird besser. Mehr.

Aber eben nicht einfach so. Ostern ist eine Revolution. Aber nicht eine politische, soziale Revolution. Ostern wirkt nicht in der Natur und nicht in den Strukturen der Gesellschaft. Ostern wirkt nur im Herzen. In unseren Entscheidungen, durch sie. In dem, was wir ertragen und in dem, was wir gestalten. Auch in dem, was wir hergeben, also im inneren Sterben. Der österliche Mensch kann auf Dauer nicht leben mit dem alten Menschen der alten Welt…

Politische und soziale Revolutionen zwingen, Christus tritt in unserer Seele und regt uns an, er inspiriert uns, er deutet. Das braucht so viel Zeit! Bis wir Menschen ihn hören, uns einlassen auf ihn, ihm vertrauen, ihm schließlich folgen braucht es ein Leben, Jahrhunderte, zwei Jahrtausende. Aber die Auferstehung ist eine solche Kraft, dass sie die Spannung hält, durch alle Zeiten hin, durch alle Krisen hindurch.

Ostern ist für mich nicht zuerst eine Hoffnung. Ich hoffe auf Regen und auf einen schönen Sommerurlaub in Bayern und dass es meiner Familie gut geht. Ostern ist für mich zuerst: Das Andere. Das Neue.

Aber nicht das Neue, das gleich wieder ersetzt wird durch das nächste Neue. Ostern ist keine Neuigkeit. Ostern ist das Neue, das immer neu bleibt. Das kraftvollste aller Feste.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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