Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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5. Sonntag im Jahreskreis (A), 9. Februar 2020

09/02/2020 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

14.April 1912. Irgendwann in der Nacht war jedem klar, dass die Titanic untergehen würde – und die Rettungsboote nicht ausreichten. Auf der Titanic wurde gebetet. Von allen? Nicht jeder fängt an zu beten, wenn es zu Ende geht. Um was wurde gebetet? Gewiss um Rettung. Zuerst. Aber um was betet man, wenn klar wird, dass es keine Rettung geben wird? Darum, dass wenigstens die Frau, der Mann, das Kind… gerettet werde, irgendwie? Geht das Gebet in solchen Momenten ganz von selbst hin zu den anderen? Und um was wird ganz am Schluss gebetet? Oder wird da gar nicht mehr gebetet? Wie auch immer: Die Titanic war voller nicht erhörter Gebete. Wie jedes Konzentrationslager, jedes Krankenhaus, jede Schulklasse. Abermilliarden von unerhörten Gebeten, so sieht es aus. Menschen beten um Rettung und werden nicht gerettet. Menschen beten um Heilung und werden nicht geheilt. Und wir sprechen sonntags Fürbitten wie: „Gib allen Menschen, was sie zum Leben brauchen“, und wissen, dass diese Bitte so noch nie erhört worden ist.

Warum werden Gebete nicht erhört? Weil die Leute falsch beten. Kann man falsch beten? Gewiss. Wieso sollte jedes Gebet von vornherein gut sein? Wo leben Sie? In einem Disney-Film? Keine Ehe, kein Handwerk, kein Gespräch, kein Kind, nichts ist von vornherein gut. Alles steht auf dem Prüfstein. Merken Sie das nicht auch, die Halbheit der Gebete? Merken Sie nicht, dass Verachtung, Eigensucht, Niedrigkeit auch ins Gebet eindringen können?

Was ist Beten? Gebet ist das Gespräch des Menschen mit Gott. Einer spricht, ein anderer hört. Also eine Beziehung. Beziehung ist Beisammensein, Reden, Hören, Austauschen. Das alles kann auch falsch gehen. Das Gebet muss zu Gott passen, sonst kann es nicht erhört werden. Also: Ist mein Gebet wirklich an Gott gerichtet? An den Vater im Himmel? An Christus? Den Heiligen Geist? Oder an irgendwas-irgendwen? – Natürlich beten die Leute. Sie stecken ein Kerzerl auf. Dazu bitten sie um etwas. Vielleicht. Worum? Um Heilung, Schutz, glückliche Ankunft, gute Examensergebnisse. Nicht um das Reich Gottes. Nicht darum, dass Gottes Wille geschehe. Warum eigentlich nicht?

Vielleicht wird Ihr Gebet nicht erhört, weil es nur ein Selbstgespräch ist. Oder weil Sie um das Falsche bitten. Weil Sie alleine beten – statt mit Christus zusammen. Weil Sie Ihren Willen wollen – und nicht, was Gott will. Oder weil Sie Erhörung nicht verdient haben. In der Tat: Warum sollte Gott Sie erhören? Oder mich? Diese Frage ist ebenso legitim wie: Warum sollten die Leute in Mailberg mich lieben? Ich muss schon etwas tun dafür. Oder: Warum sollte mein Partner bei mir bleiben? Was biete ich ihm? Was bieten Sie Gott?

Verstehen Sie mich recht: Bitten ist richtig. Jesus ermuntert ständig dazu. Er lehrt seine Jünger ein Gebet, das aus sieben Bitten geformt ist: das Vaterunser. Zahllose Menschen kommen mit einer Bitte zu ihm. Manche weist er ab (!), den z. B., der Hilfe in Erbstreitigkeiten will. Aber nie tadelt Jesus das Bitten selbst. Die Heiligen haben das verstanden und ganz einfach gebetet, immer, überall, in wichtigen wie in unwichtigen Dingen (hl. Scholastika). Aber warum übersehen die Leute, dass Jesus das Gebet an Bedingungen bindet?

In der Lesung heißt es: „Dein Brot an die Hungrigen austeilen, Arme, die kein Obdach haben, aufnehmen – dann bricht wie die Morgenröte dein Licht hervor. Wenn du rufst, wird der Herr antworten. Wenn du aus deiner Mitte Unterdrückung entfernst, nicht Schaden stiftest und kein Unheil redest, dem Hungrigen dein Brot reichst…“ Bedingungen, nicht wahr? Hier ist die Bedingung: Tut etwas, handelt, dann wird euer Gebet erhört. Gebet und soziales Handeln gehören zusammen.

Jesus sagt einmal: „Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler: Sie stellen sich beim Gebet an die Straßenecken, damit sie gesehen werden.“ Die Bedingung lautet also: Wir sollen anders beten als die Heuchler.

Noch eine Bedingung, die Jesus stellt: Wir sollen nicht plappern „wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen“. Unser Gebet soll ausdauernd sein, d. h. nicht nur von unserer Laune abhängen. Es soll großzügig sein. Wenn es kleinlich ist, wird es auch nur klein erhört. „Nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden.“ Und noch einen Rat gibt Jesus: „Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt.“ Unser Gebet soll nicht besorgt, nicht ängstlich sein, sondern voller Vertrauen.

Und dann wird Jesu sehr klar: „Wenn ihr beten wollt und ihr habt einem anderen etwas vorzuwerfen, dann vergebt ihm.“ – Uns allen ist doch klar, wie viele Gebete gesprochen werden ohne jede Bereitschaft zur Vergebung… Eigentlich müsste uns dann auch klar sein, warum viele Gebete nicht erhört werden: Weil wir nicht vergeben haben.

Die wichtigste Bedingung für ein richtiges Gebet scheint mir aber hier: „Alles, um was ihr in meinem Namen bittet, werde ich tun.“ Das heißt: Nur die unserer Gebete, die Jesus auch selbst sprechen könnte, werden erhört. Könnte Jesus jedes Gebet, das Sie beten, auch beten?

Ein Gebet ohne Christus, außerhalb von ihm, nur im eigenen Namen ist also sinnlos. Deswegen beendet die Messe jedes Gebet mit: „Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.“ Wenn wir aber mit Christus beten, wird der Vater uns erhören. Nicht um unseretwillen, sondern um seines Sohnes willen: „Amen, ich sage euch: Was ihr von meinem Vater erbitten werdet, das wird er euch in meinem Namen geben.“ Und mehr. Viel mehr. Weil unser Gebet mit dem Gebet Jesu verbunden ist, sprengt die Erhörung alle Erwartungen.

Sie denken: „Gott erhört mich nicht!“ Vielleicht. Vielleicht aber erhört er Sie jetzt nicht, wohl aber später. Oder er erhört Sie, aber anders, besser als Sie es sich vorstellen konnten. Vielleicht hat er Sie schon erhört und Sie haben es gar nicht gemerkt. Wie viele Wunder, durch die wir hindurchstolpern, ohne sie zu bemerken!

Jesus lässt unser Gebet nicht in der Beliebigkeit. Kein Hauptsache-du-betest. Jesus lehrt uns den Weg zum Gebet der Christen, das anders ist als alle anderen.

FÜRBITTEN

Das Gebet der Christen ist…

ein Gebet, das sich von dem der „Heiden“ und „Heuchler“ unterscheidet. – Herr, lehre uns beten.

Ein Gebet, das nicht richtet, das im Gegenteil großmütig ist. Und ausdauernd. – Herr, lehre uns beten.

Ein Gebet, das beginnt mit der Vergebung. – Herr, lehre uns beten.

Das um seine Schwäche weiß. – Herr, lehre uns beten.

Ein Gebet, das großzügig ist und nicht kleinlich. – Herr, lehre uns beten.

Das übergeht ins konkrete Handeln für andere. – Herr, lehre uns beten.

Das nicht ängstlich-besorgt ist, sondern voller Vertrauen. – Herr, lehre uns beten.

Das Gebet realisiert die Verbindung mit Christus. – Herr, lehre uns beten.

Der Christ betet immer zusammen mit Christus. – Herr, lehre uns beten.

Herr, lehre uns beten.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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