Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Montag der 4. Woche im Jahreskreis, 3. Februar 2020

03/02/2020 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Er kam von den Grabhöhlen.“ Der Mann war besessen. – Wir kommen alle aus den Höhlen. Von uns hier über unsere Eltern, Großeltern, Urgroßeltern, immer und immer weiter zurück, – und wir sind wieder in den Höhlen. Sie sind noch in uns, in winzigen, mächtigen Spuren. Höhlenfrauen, Höhlenmänner.

Jeder weiß es: Wir alle wurden gezeugt in einem Augenblick des Wahnsinns. Der Orgasmus ist kein Moment der kühlen Vernunft, nicht wahr?

Diese Welt ist wahnsinnig. Jeder hier weiß es. Jeder hier könnte sich mit Beispielen außer Atem reden. Die Regierung eines hochzivilisierten Landes führt Landminen wieder ein: Ich höre diese Nachricht und sofort stehen vor meinen Augen die Bilder der Kinder, die von explodierenden Minen verletzt wurden. Bin ich bloß sentimental? Bin ich vernünftig, und die anderen sind wahnsinnig? Oder umgekehrt?

Ich sage nicht, dass alles immer kontrolliert sein muss. Das Leben ist nicht kühl und vernünftig. „Glück ist: Betrunken mit Freunden tanzen“, hat jemand gesagt. Nicht schlecht. Es darf auch einmal entgleiten. Aber das ist nicht jener Wahnsinn. Nicht der Wahnsinn dieser Welt und nicht der Wahnsinn des Mannes aus den Grabhöhlen. „Man konnte ihn nicht bändigen, nicht einmal mit Fesseln. Er schlug sich mit Steinen.“ Diese Welt ist nicht zu bändigen. Sie können alle glücklichen Familien-Nachmittage, alle Mozart-Klavierkonzerte, schottischen Landschaften, alle vernünftigen Vorsätze der Welt zusammenlegen: Der Wall wird nicht halten.

„Als er Jesus von weitem sah, lief er zu ihm hin, warf sich nieder und schrie laut: Was habe ich mit dir zu tun, Jesus, Sohn des höchsten Gottes?“

Merken Sie, wie sehr das alles nicht zusammenstimmt? Der Wahnsinnige, der, den niemand bändigen kann, der, der sich mit Steinen schlägt, rennt zu Jesus hin, – um ihn loszuwerden. Und dann heißt es: „Da fürchteten sie sich.“ Und dann: „Da baten die Leute Jesus, ihr Gebiet zu verlassen.“ Lieber mit den bösen Geistern bleiben und sich fürchten: Ist das die Lösung? Lieber sich fürchten, als sich einzulassen auf diesen ruhigen Mann, der nichts tut als aus einem Boot zu steigen und Fragen zu stellen?

In dieser Welt stimmt nichts zusammen. Immer nur einen Moment lang. Die Welt und Christus stimmen nicht zusammen. Die meisten Menschen passen nicht einmal mit sich selbst zusammen.

Und das wollen die guten Leute heilen mit Ratschlägen? Da setzen sie ihre Hoffnung auf irgendeine Schule, eine Religion, ein System? Da besuchen sie Kurse und lesen Büchlein? Ich habe keinerlei Zutrauen in all das.

Wenn Sie genau hinsehen, redet und tut Jesus in diesem Evangelium nicht viel. Um ihn herum ist ein Mordsaufruhr, aber er selbst? Keine großen Reden, keine Ratschläge. Jesus ist einfach da. Das ist der Punkt.

Begegnung mit ihm, das ist alles.

Um genau zu sein: Nicht mit Jesus von Nazareth, nicht mit dem Religionsstifter, nicht mit dem, der kluge schöne Dinge sagt, noch nicht einmal mit dem, der für die Armen eintritt. Das alles sind Zutaten, Argumente, Manöver.

Es geht nur um den, der ist. Der da ist. „Ich bin der Ich-bin.“

Sie verstehen, was ich meine, wenn Sie an den Menschen denken, der in Ihrem Leben am wichtigsten ist oder war. Da sind es auch nicht die Argumente, die Vorzüge, die Eigenschaften, die Taten. Sie sind immer nur das Zweite. Das Erste ist: dieser Mensch, der, der da ist.

Einfach nur: Jesus hier, ich da, und dann los, mitten im Wahnsinn dieser Welt, vielleicht mitten in der eigenen Unordnung und Wut. Begegnung mit Christus, immer und immer wieder. Die Evangelien. Die Eucharistie. Die Stille. Keine Tricks, keine fertigen Strategien, keine Nachahmung, nur Begegnung. – Nachfolge ist etwas ganz anderes als Nachahmung.

Was soll ich Ihnen noch sagen, aufzählen? Gideon, Barak, Simson, Jiftach, David? „Sie haben aufgrund des Glaubens Königreiche besiegt, Gerechtigkeit geübt, Verheißungen erlangt, Löwen den Rachen gestopft… Doch sie alle haben das Verheißene nicht erlangt.“

Der Hebräerbrief zählt die Leistungen des Glaubens auf. Große Taten, – letztlich nutzlos. Der Glaube allein ändert gar nichts. „Glaube“ ist alles Mögliche. Christen glauben, Mohammedaner glauben, die Männer an der Börse glauben und die in den Fußballstadien auch. Und was hilft es? Nichts kann diese Welt heilen. So viele haben es versucht: die Naturwissenschaftler, Künstler, Philosophen, Staatsmänner; jetzt versuchen es die Feministinnen. Diese Welt ist wahnsinnig. Maßnahmen verschieben alles in die eine oder andere Richtung, mal besser, mal schlechter. Aber sie heilen nicht. Könnte der Glaube des Menschen heilen, bräuchten wir Christus nicht. Dann wären wir die Erlöser. Sind wir aber nicht.

Also nicht Maßnahmen, sondern Einbruch. Jede echte Begegnung ist ein Einbruch. Es bricht in unser Leben ein. Lassen Sie das zu. Herz zu Herz. Zusammen leiden. Folgen. Vertrauen. Aushalten. Nicht verstehen und dennoch bleiben…Zusammen schauen, berichten.

Jesus steigt wieder ins Boot. Dabei sagt er dem Mann, der ihm begegnet ist: „Geh nach Hause… berichte!“ Und dann steht da noch etwas, das in Worte bringt, was ich meine; das, worauf es ankommt, das allein etwas ändert: „Und alle staunten.“ Das Staunen rettet.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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