Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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22. Sonntag des Jahreskreises (C), 1. September 2019

01/09/2019 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ich habe eine Frage an die Männer: Was für eine Art von Mann wären Sie gerne? Ich habe natürlich auch eine Frage an die Frauen: Welche Art von Mann beeindruckt Sie?

Jesus muss ein Mann gewesen sein, der mit sich im Reinen war. Das ist etwas anderes als das aufgeblasene Ego, das man heute an jeder Ecke trifft. Viele Männer (und Frauen) sind heute egomane Irre. Oder total hilflos. Oder vollständig abgetaucht. Aber wie viele treffen Sie, die aufrecht und ruhig in dieser Welt stehen? Die Welt ist derzeit vor allem reaktiv, hysterisch, aktionistisch – und sauer auf das ganze Universum, das es immer nur böse meint. Kurz: Die Welt ist nicht souverän, sondern auf dem Weg zur totalen Verzwergung.

Jesus ist souverän. Ein Gigant. Wer mit sich im Reinen ist, muss nicht ständig reagieren wie der blöde Kettenhund auf jeden Postboten. Wer mit sich im Reinen ist, akzeptiert, was kommt. Er weiß ja, dass Gott nicht gegen ihn ist. Wer mit sich im Reinen ist, ist ruhiger, freundlicher, größer. Ein solcher Mensch strahlt Hoffnung aus. Und so ein Mann betritt jetzt das Haus des „einflussreichen Pharisäers“. Jesus kommt zum Abendessen.

Was dann geschieht, kann überhaupt nur gehen, weil Jesus ist, wie er ist. Er „erzählte ihnen ein Gleichnis“, heißt es. M. a. W. er belehrt die Leute. Belehrt werden, das ist nicht so einfach zu akzeptieren, nicht wahr? Besonders, wenn es irgendein Zwerg versucht. Aber Jesus ist nicht irgendein wichtigtuender Zwerg.

Wie macht es Jesus? Er hält Distanz; das ist das Erste. Er ist nicht dabei beim Run auf die besten Plätze. Er hält Distanz zu all den Leuten, ohne hochmütig zu sein; er beobachtet, ohne kalt zu sein und er belehrt, ohne zu demütigen. – Sie sollen (Sie wissen es!) Jesus nachfolgen. Das heißt nicht, dass Sie ihn imitieren sollen. Aber wer Jesus nachfolgt, wird sich doch orientieren an seiner Art.

Welche Art von Mann, Frau, Mensch wollen wir werden?

Es geht viel um Demut, Beschämung, Blamage in diesem Evangelium. Keine Ahnung, ob das im Alten Orient wichtiger war als heute; ein großer Unterschied wird nicht sein. Wir suchen uns die besten Plätze aus. Oder würden es gerne tun, hielte uns die gute Erziehung nicht davon ab. Wir merken, wenn die besten Plätze, die richtigen an andere gehen, nicht an uns. Was ist da los? Warum ist das so wichtig?

Aber Demut und Beschämung sind nicht das Hauptthema; eher die Klugheit. Jesus lehrt die Leute dort, klug zu sein, umsichtig. Was ein entspannter Einstieg in dieses Tischgespräch! Aber auch irritierend. Der Erlöser der Welt spricht darüber, wie man sich in Gesellschaft bewegt, um heil davon zu kommen oder voran zu kommen. Über Manieren sozusagen. „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden.“ Da ist was dran. Aber haben wir dafür das Evangelium aufgeschlagen? Nein. Hoffentlich nein. Nach dieser Lebensweisheit, die von jedem anderen auch sein könnte, spricht Jesus von den Armen. Merken Sie, wie Jesus die Tischgesellschaft führt, immer weiter, immer kühner?

„Lade Arme ein!” – „Warum? Was habe ich davon?“ – „Sie können es dir nicht vergelten. Genau deswegen sollst du sie einladen.“ Das ist jetzt wirklich neu. Denn wir achten sehr darauf, dass alle Kosten auch wieder hereinkommen. Wir laden ein und sind beleidigt, wenn keine Gegeneinladung kommt. Wir fragen: „Wie geht es dir?“ und sind beleidigt, wenn der andere sich nicht auch für uns interessiert. Wir machen ein Weihnachtsgeschenk, aber nur denen, die uns auch eines machen. Wir helfen den Armen, aber nur wenn sie dankbar sind, wenn es andere Leute merken, wenn wir stolz auf uns sein können. Ich gebe dir, du gibst mir: So funktioniert diese Welt. Das Reich Gottes funktioniert aber anders. „Es wird dir vergolten werden“, das ja. Aber nicht hier. Erst im Reich Gottes, erst „bei der Auferstehung der Gerechten“. Dort werden wir belohnt, dort werden unsere Gebete erhört. Wer glaubt, muss warten können.

Hier sollen wir verschwenderisch sein. Denn wer sein Zeug an Leute gibt, die es ihm nicht vergelten können, verschwendet es. Hier sollen wir etwas riskieren, menschlich und materiell. Darum geht es Jesus. Nicht um die Armen. Es geht ihm ja nicht einmal um die eigene Familie. Er lässt „seine Mutter und seine Brüder“ draußen stehen. Menschen, „die das Wort Gottes hören und es befolgen“, um die geht es ihm. Ob sie nun arm sind oder reich.

Weil wir an die Auferstehung glauben, sollen wir neu handeln. „Dein Reich komme“, das heißt doch: Das Reich Gottes soll mein Leben bestimmen, nicht die alten Regeln der alten Zivilisation.

Jesus sieht uns; er lehrt uns, rät uns – und öffnet. Das ist Kirche! Also nehmen Sie den Alltag hier nicht zu ernst, nicht selbstverständlich, nicht eindimensional. Stoßen Sie ein Tor auf! Oder besser: Gehen Sie den Weg, den Jesus eröffnet hat: eine neue Art zu leben, eine neue Art zu denken, eine neue Perspektive. Und ein Vorbild.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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