Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Montag der 21. Woche im Jahreskreis, 26. August 2019

26/08/2019 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wenn Frauen die Einfachheit entdecken, werfen sie Makeup und die hohen Schuhe weg. Männer kaufen sich einen Geländewagen. Und höhere Geistliche sprechen einen jovialen Kunstdialekt. Weil sie dann „den einfachen Menschen“ nahe sind. – Wollte Jesus vor allem den einfachen Menschen nahe sein? Jesus wollte noch nicht einmal seiner Mutter und seinen Brüdern nahe sein! Die einzigen Menschen, die ihm nahe sind, sind die, „die das Wort Gottes hören und es befolgen“. Aber das nur nebenher.

Jesus entdeckt die Einfachheit nicht. Er ist einfach. Paläste beeindrucken ihn ebenso wenig wie die Pracht des Tempels. Sie wird vergehen. Auch vor der Not der Kranken bleibt er einfach und klar: Nur durch ihn wird sie von ihrem Egoismus geläutert. Er allein führt die Kranken vom „ich will geheilt werden!“ zum „ich glaube an Gott!“. Er tut das mit stillen Worten und Gesten. An ihm sehen wir, wie schön Einfachheit sein kann und wie majestätisch. Was er sagt, wie er schweigt, seine Art, mit Menschen umzugehen oder die Natur zu betrachten: königliche Einfachheit.

Heute trifft Jesus auf die Religion. Gott begegnet der Religion. Religion ist Menschenwerk. Das bedeutet: Sie ist ohne jede Gnade.

Sie wissen, wie Jesus sonst spricht. „Selig, die arm sind vor Gott“ (Mt 5,3). – „Das Himmelreich ist nahe“ (Mt 4,17). Heute spricht er so anders! An seinen Argumenten erkennen wir die Gegner: Pharisäer, Schriftgelehrte. Sind die wirklich Theologen? Gottesmänner? Oder eher Juristen? Intellektuelle? Politiker? Jesus begegnet hier der klerikalen Religion, die nicht glaubt und Glauben verhindert. Und ruft ihr zu: „Wehe dir!“

Diese Religion liebt Windungen, Vorsichten und Rücksichten und Argumente für alle Fälle. Eifrig-kühle Gedankenkraft, selbstgefällige Subtilität: alles, um den Glauben fernzuhalten. „Gott nicht begegnen“, das ist die geheime Devise. Diese Religion ist Mühe und Streit und Abwehr. Sie ist niemals leicht, niemals anmutig. Es ist, wie wenn diese Männer (und heute wären Frauen auch dabei) sich vorgenommen hätten, Gott unmöglich zu machen. „Wehe euch!“ – Wir sehen an diesem Evangelium, wie man sich entfernt vom Glauben. Indem man ihn zementiert. Indem man ihn auf die leichte Schulter nimmt. Und hier indem man ihn kompliziert macht. Jesus ist so anders!

Die Kirche ist die einzige Institution auf Erden, die sich immer wieder selbst korrigiert. Wie? Sehr einfach. Indem sie sich zwingt, täglich Christus zu begegnen: im Evangelium und in der Eucharistie. Die Kirche ist in der Versuchung der Pharisäer und Schriftgelehrten. Aber im Evangelium und in der Eucharistie begegnet sie jener Einfachheit, die Macht hat, auch uns einfach zu machen. Ich ahne, dass auch eine gotische Kathedrale einfach sein kann oder eine Rokoko-Wallfahrtskirche, aber ganz sicher bin ich mir nur beim Evangelium. In den derzeit von vielen katholischen Geistlichen sehr bewunderten Gottesdiensten der Freikirchen (die doch recht besehen schismatisch und häretisch sind), in diesen Gottesdiensten werden die Emotionen wachgejuxt, gesteigert zu einer allgemeinen Hallen-Seligkeit. Menschen wollen starke Gefühle, je abgestumpfter umso lauter. Und diese Religion bedient sie. Mit Musik, Liedern, Reden, Gesten. Kitsch. – Das Evangelium ist still. Es spricht selten von Emotionen. „Da weinte Jesus“ (Joh 11,35), heißt es. Reicht das nicht?

An einer bestimmten Stelle wird auch das heutige Evangelium still. Als nämlich Jesus fragt: „Was ist wichtiger: das Opfer oder der Altar, der das Opfer erst heilig macht?“ Es sind diese beiden Wörter: „Opfer“ und „Altar“. Das ist alles, worum es in dieser Kirche geht. Mehr braucht es nicht. Verzierungen, Spiel, Plauderei mögen sein, aber wenn sie den Altar machen wollen statt von ihm auszugehen, wird alles verkehrt. Jesus reduziert das Gewundene auf das Wesentliche. Das nicht das Naive ist und schon gar nicht das Schiache, sondern das Echte. Was ist echt? Die Geste des Opfers, der Stein des Altares.

Die meisten meinen, der Altar sei auch nur irgendein Möbel und sehen im Opfer eine lästige Übung. Die Kirche aber singt in ihren Liedern: „Er selbst“ – Christus! – „ist der Priester, der Altar und das Opferlamm“ (V. Präfation der Osterzeit). So gesehen spricht Jesus hier also von sich, wie nebenher. Mit einem einzigen Wort wirkt er Klarheit: Das Erste ist der Altar. Er heiligt. Das Erste ist nicht unsere Gabe, nicht unsere Anstrengung, nicht unsere mehr oder minder bemühte Großherzigkeit. Das Erste sind nicht wir: Ist das nicht die Zusammenfassung des Glaubens? Es braucht die Gabe, es braucht die Geste, es braucht uns. Aber geheiligt, verwandelt wird durch den Altar.

Was bleibt ist die Einfachheit. Brot, Wein, Sie und der Altar. Sie kommen zur einen, heiligen Kirche und legen auf den Altar, was immer Sie haben. Nichts Besonderes. Es muss keinen Effekt machen, nicht auf Sie selbst, schon gar nicht auf andere. Nur das Geben ist wichtig. Heilig macht der Altar.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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