Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Montag der 22. Woche im Jahreskreises, 2. September 2019

02/09/2019 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Heute Nachmittag muss ich nach Gersthof. – Ich hätte jetzt auch sagen können: „Heute, am späten Nachmittag muss ich in einer vermutlich überfüllten, stickigen Trambahn nach Gersthof fahren.“ Sie merken: Es gibt wichtige und weniger wichtige Informationen. Dass ich nach Gersthof muss, ist eine wichtige Information (wirklich?). Dass dies in einer überfüllten Tram sein wird, ist keine wichtige Information.

Dass der Erzengel ruft und die Posaune Gottes erschallt (ich bin jetzt bei der Lesung), ist weniger wichtig als die Auferstehung. Zumindest für Paulus. Sie interessieren sich vielleicht mehr für Erzengel, Posaunen und Wolken, aber dann haben Sie den Brief an die Christen von Thessalonich nicht richtig gelesen. Sie haben nicht verstanden, um was es Paulus vor allem geht. Wer fragt: Um was geht es? Um was geht es vor allem? tut sich leichter. Mit der Bibel und mit Mitmenschen.

Alle Probleme sind damit aber nicht gelöst. Weil Paulus andere Probleme hat als wir. Paulus schreibt: „Damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben.“ Wie ist das gemeint? Geht es um die, die nicht hoffen oder um die, für die es keine Hoffnung gibt? Unmöglich zu wissen. Paulus interessiert sich hier gar nicht für die anderen; wir aber wohl. Wir fragen: Was wird aus den anderen, aus denen, die wir kennen, aus denen, die wir geliebt haben? Was wird aus ihnen, wenn sie nicht glauben, keine Christen sind, keine Hoffnung haben? Darauf gibt Paulus hier keine Antwort. Der Glaube gibt nicht auf alles eine Antwort. Der Glaube hält die Stille Gottes aus.

Was wir immerhin wissen: Paulus missioniert! D. h. er geht zu den anderen. Er verkündet ihnen Christus. Allen Menschen.

Was wir auch wissen: Paulus schreibt an seine Gemeinde, an Christen, nicht an irgendwelche andere. Er schreibt über das, was nach dem Tod kommt. Ihn und seine Leute interessiert die Auferstehung.

„Zuerst werden die in Christus Verstorbenen auferstehen.“ – Wenn Sie den Text immer weiter reduzieren, was bleibt dann? „In Christus.“ Das ist das Wesentliche. Die Lösung. – Aber für Sie ist es nur eine fromme Floskel. „Ihr Bruder in Christo“, das schreiben altmodische Geistliche unter ihre Briefe. „Durch ihn und mit ihm und in ihm“, so wird in jeder Messe gerufen, und es ist der feierliche Moment, der das Hohe Gebet abschließt, und Sie rufen „Amen!“, „so ist es!“ und denken sich nichts dabei. „In Christus“, sagt nichts. Ihnen nicht, den Leuten nicht. Sie denken „Irgendwas mit Jesus“. Mehr ist da nicht. „Laaangweilig“, würde mein Neffe sagen.

Sie sind „in Christus“ seit Ihrer Taufe. Sie sind jetzt in Christus (wenn Sie sich nicht durch die Todsünde von ihm getrennt haben). Sie sind in Christus wie in einem Gewand, wie in einer lichten Wolke. In der Taufe wurde Ihrer Seele das Leben des Auferstandenen eingegossen. Das bedeutet: Alles, was Sie leben, ist nicht nur Ihr eigenes Leben, sondern Sie leben es in Christus und mit ihm. Damit bekommen all Ihre Freuden, alle Ihre Abschiede, Trennungen, Verluste, Ängste einen Sinn. Nichts, was Sie leben, ist umsonst. Alles ist Mitleben mit Christus.

Paulus schreibt an Menschen, die sich fragen: Wie ist das mit dem Tod? In dieser Stadt laufen sehr viele Menschen von links nach rechts, die genau diese Frage eben nicht hören wollen. Sie gehen essen, sie gehen ins Kino, sie arbeiten, betrinken sich, nehmen Drogen, fliegen irgendwohin, wo die Sonne scheint: alles nur um diese Frage nicht zu hören. Dann gibt es aber in dieser Stadt auch ein paar Orte, wo genau diese Frage gestellt wird, jeden Tag. In den Spitälern, in den Diagnosezentren, in den Kirchen und manchmal vor dem Spiegel im Modehaus. Was eine Nachbarschaft! Wir hier in der Kirche sind die – … nicht die Nachdenklichen, nicht die Trübsinnigen – die Mutigen, die Geraden, die fragen wie die Christen damals: Wie wird das sein? Und Paulus sagt uns: In Christus. Es wird in Christus sein. Weil Ihr getauft seid.

Weil ihr getauft seid, ist der Tod für euch das, was er für Jesus war: Ohnmacht, Loslassen, alles aus der Hand geben – und das neue Leben gewinnen. Es gibt Menschen, die kurz, schmerzfrei, sorgenlos und glatt sterben möchten, möglichst ohne irgendeinen Gedanken. Und es gibt Euch Christen, die sterben möchten in Christus, voll Hoffnung und Vertrauen. Denn von der Taufe an leben Sie im Kraftfeld der Auferstehung.

„Das Reich Gottes ist mitten unter euch. Es ist schon da“, sagt Jesus. Das Reich Gottes kommt am Ende der Zeit und es ist schon da. Das Auftreten Jesu war Endzeit. Das bedeutet: Nicht irgendwann am Ende der Zeiten, sondern jetzt, an ihm entscheiden sich Tod und Leben, Gericht und Auferstehung. Jetzt, vor ihm, fällt die Entscheidung. Jetzt geschieht, was kommen wird.

Das bedeutet: Jede Taufe fügt einen Menschen ein in das Geschick Christi. Die Beichte bedeutet: Schon jetzt stelle ich mich unter das Jüngste Gericht. Und in diesem Gericht werde ich frei gesprochen durch das Erbarmen Gottes. Jede Eucharistie bedeutet: Wir nehmen gemeinsam teil am Abendmahl; das Brot, das der Priester bricht und das wir alle gemeinsam essen, ist Teilhabe am Zerbrechen Jesu und an seiner Hingabe. Und Anfang des Himmlischen Hochzeitsmahles. „Dann werden wir immer beim Herrn sein.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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