Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Montag der 6. Osterwoche, 27. Mai 2019

27/05/2019 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wie würden Sie unseren Glauben einem Heiden erklären? Irgendetwas mit „Gutes tun“? Oder, schon seriöser: Gott liebt alle Menschen und deswegen erlöst er sie? Das heutige Evangelium weckt in mir die Idee, dass eine ganz andere Beschreibung unseres Glaubens möglich wäre oder sogar angeraten. Das Wesentliche und Wichtigste am Glauben ist die Kommunikation. Der Austausch, das Gespräch… Was auch Beziehung bedeutet: ohne Beziehung keine Kommunikation. Ich versuche gerade, mit Ihnen zu kommunizieren. Ich habe jetzt also eine Beziehung zu Ihnen. In diesem Evangelium ist es ähnlich (mit enormen Unähnlichkeiten).

„In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern.“ Das ist die Formel, mit der der Vortrag des Evangeliums in der Messe beginnt. Keiner hört darauf, normalerweise. Dabei ist schon mit diesen paar Worten so viel vorgegeben! Ein Mensch hat Jünger. Er spricht zu Ihnen. Er schweigt nicht, er befiehlt nicht, er bleib nicht fern, sondern ist ihnen nahe. Damit haben Sie Gemeinschaft, Lehre, Autorität. Die natürliche Autorität zwischen Meister und Jünger. In jedem Handwerksbetrieb gibt es die…

Nun wird aber der Mensch, um den es hier geht, „Gott“ genannt und „Erlöser“. Das große Werk der Schöpfung und das noch größere Werk der Erlösung haben also zu tun mit Gemeinschaft, Beziehung und Kommunikation. Gott hätte auch einen völlig anderen Weg wählen können, aber er bestimmte genau diesen: das Gespräch. Das Evangelium bedeutet zuerst: Menschen hören einem anderen Menschen zu. Sie lernen von ihm. Das ist nicht beliebig, sondern zentral.

Die Kirche, ein Orden, eine Pfarre ist also nicht zuerst Anordnung, sondern Lehren und Lernen. Sie ist nicht Geheimnistuerei, sondern Transparenz. Kirche, Orden, Pfarre, Familie sind nicht Misstrauen, sondern Vertrauen. Alles begann mit dem Gespräch. „Im Anfang war das Wort.“ Nicht Gewalt, nicht Effizienz, nicht Organisation, nicht verstocktes oder beleidigtes oder elitäres Schweigen. Auch nicht Gleichheit aller Beteiligten. Das Wort geht von dem, der weiß zu dem, der lernt.

Kommunikation ist immer fragil, Beziehungen sind es auch. Das Evangelium spricht denn auch von der Bedrohung. „Sie werden euch ausstoßen.“ Sie werden euch verfolgen und töten: Abbruch des Gesprächs, Ende der Beziehung. Das gehört zu dem großen Prozess, den die Welt den Jüngern Christi macht. Immer. Doch die Verfolgung ist nicht der Schwerpunkt dieses Evangeliums. Sie ist genau nicht das Wesentliche, scheint mir. Sie ist einfach, mehr nicht.

Das Wesentliche hier ist gefasst in einer Reihe ganz anderer Worte und Wörter: Beistand, Sendung, Geist, Wahrheit, Zeugnis. – Zweimal fällt dieses Wort in dem kurzen Text: Zeugnis! Auch Nähe („weil ihr von Anfang an bei mir seid“), Erkennen, Kontinuität. – „Er spricht zu ihnen.“ Es beginnt bei dem Moment, in dem Jesus zu seinen Jüngern spricht („in jener Zeit…“) und geht zum Heiligen Geist. Er schafft die Kontinuität zwischen Vater, Sohn und Kirche. Der Heilige Geist handelt, jetzt (!); er legt „Zeugnis“ ab für Jesus: in Ihnen. – „Und auch ihr sollt Zeugnis ablegen…“

Was heißt das alles für Sie?

– Es geht in Ihrem Glauben, also in Ihrem Leben (!) um Nähe und um Unterschied, um Erkennen und Nicht-Erkennen („sie haben weder den Vater noch mich erkannt“). M. a. W. die Glaubensunterschiede in Ihren Familien oder Freundeskreisen z. B. gehören dazu.

– Sie empfangen ein Zeugnis: das des Heiligen Geistes. Sie müssen aber auch ein Zeugnis geben. Die Ritter wollen ihren Glauben „standhaft bezeugen“, sagen sie.

– Sie stehen im Konflikt, und nichts daran ist irgendwie erstaunlich. Aber das Zeugnis des Glaubens, das Sie geben, ist mehr als eine Reaktion auf Verfolgung; auch keine Lektion, die Sie anderen erteilen. Jesus situiert es zuerst in der Beziehung von Vater, Sohn, Heiligem Geist und Jüngern. Zeugnis und Beziehung sind einander zugeordnet: Sie können kein Zeugnis geben, wenn Sie nicht zuvor eine Beziehung zu den Menschen haben.

– Schließlich folgt noch eines aus all dem für Sie: Wenn der Schwerpunkt wirklich auf der Kommunikation liegt, reicht bloßes Tun nicht. Es braucht dazu auch Begegnung, Austausch, Zeugnis, Beistand. Bei den Kranken und Armen, bei den Ungläubigen.

Wenn Sie Zeugnis geben wollen, geht das also nur, wenn Ihr Geist und Ihr Herzblut dabei sind. Sie müssen völlig subjektiv sein, echt bis an die Schmerzgrenze und dennoch objektiv. Sie geben ja Zeugnis nicht von sich, sondern von Christus. Es braucht also völlige Aneignung und völlige Nüchternheit. Es braucht den Heiligen Geist.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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