Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Montag der 5. Osterwoche, 20. Mai 2019

20/05/2019 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Erste Stufe: völlige Ahnungslosigkeit. Das ist okay. Niemand ist gezwungen, das Evangelium zu lesen und über Jesus aus Nazareth nachzudenken. Zweite Stufe: ein paar Ideen. Sie fliegen von links nach rechts, landen irgendwo und flattern wieder auf. Das ist das Schlimmste: Wissen ohne Fragen. Wer auf dieser Stufe sitzt, sagt Sätze wie: „Jesus liebt uns. Er liebt uns bedingungslos. Jesus sendet uns in die Welt. Zu allen Menschen.“ – Das Problem sind nicht diese Aussagen. Sie sind ja gar nicht so falsch. Das Problem ist die leichtfertige Selbstzufriedenheit in der Kirche von heute. Die Verweigerung von Öffnung und Tiefe.

Jesus liebt uns. Ja. Aber lieben wir ihn? Die meisten dispensieren sich von dieser Frage. Wie konnte es so weit kommen, dass Gott der große Schuldner ist? Gott muss uns etwas geben, dann stimmt es. Das ist pervers.

Jesus sendet uns. Wirklich? Wer das heutige Evangelium betrachtet, gewinnt eher den Eindruck: Jesus sendet seine Jünger nicht in die Welt, sondern er nimmt sie aus der Welt heraus. Hinein in Gott. „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“ Da ist von Welt und Sendung keine Rede. Vielleicht müssen Worte wie diese mitgedacht werden, damit die – unbestreitbare – Sendung in die Welt klarer wird. Damit klar wird, auf welcher Grundlage die Sendung der Christen steht.

So viele wollen eine einfache Religion und eine einfache Kirche. Für mich hat diese Forderung immer etwas, pardon, Nazihaftes. Der gerade deutsche Mann, der nicht lange fragt. Schlichte Größe, große Schlichtheit. Mitleid und Barmherzigkeit: viel zu kompliziert! Weich! Macht, Geschäfte, harte Drinks, scharfe Weiber und nachher noch in die Disko: Das ist einfach. Brutal einfach, vulgär einfach. (In der Johannesgasse arbeitet Grillparzer… s. a. Prinz Eugen, Mozart, Schönbrunn… Dieses Österreich muss verteidigt werden. Wer jetzt aufsteht und sagt: Es reicht!, der tut das nicht für ein linkes Österreich, er tut es für das noble Österreich).

Was Jesus sagt, ist auch einfach. Aber anders, ganz anders. „Wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“ Das ist nicht kompliziert. Jeder hier kann lieben und jeder hier kann geliebt werden und jeder hier kann sehen und hören, was Christus offenbart. Darüber reden ist schwieriger, das gebe ich zu. Weil es intim ist, heilig, rein. Weil aber der Herr es gesagt hat, weil es also öffentlich ist, dürfen wir herantreten und damit umgehen. Jeder, nicht nur feinsinnige Spezialisten.

Jesus spricht von einer Dreiheit: Vater, Sohn und die Jünger. Sind wir das, die Jünger? Was braucht es, um Jünger zu sein?

Jesus verbindet Liebe und Gebot. „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ Liebe geht also zusammen mit Gehorsam und Tun. Liebe bewirkt etwas (das verkennen viele).

Eine Übereinstimmung im Wollen und im Handeln: Das ist Liebe. Nicht das Begehren, nicht der Überschwang, nicht der Kuss im Abendrot am Sandstrand. Und nein, das alles ist nicht fremd. Sie beten doch selbst: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden.“ – „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ Übereinstimmung im Wollen und Handeln.

Jesus öffnet. „Wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden.“ Also keine traute Zweisamkeit der Herzen. Im Gegenteil, Jesus öffnet sie für den Vater. Die Liebe öffnet sich, das gehört zu ihrer Natur (…)

Schließlich führt Liebe führt zum Erkennen: „… und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“ Was geliebt wird – Frau, Mann, Kind, Kirche, Österreich… – wird immer tiefer verstanden.

Liebe ist also Gehorsam, Handeln, Öffnung und Erkennen. Sie sucht und erkennt den Willen des anderen, sie handelt, sie öffnet sich für andere und sie erkennt immer tiefer. Solche Liebe ist das Fundament der wahren Kirche.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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