Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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5. Sonntag der Osterzeit 19. Mai 2019

19/05/2019 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Was lieben Sie an mir? Und was meinen Sie liebe ich an Ihnen? Lieben wir uns überhaupt? Nächsten-Liebe und so… – Die Fragen führen aufs Glatteis. Aber auf dem Eis kommen die Dinge in Bewegung. Ich mag das.

Um welche Liebe geht es? Um Sympathie? Um die romantische Liebe? Die leidenschaftliche? Die nüchterne Liebe (die es ja auch gibt)? Oder die göttliche Liebe? – Was ist Liebe wirklich und wie kommt sie durch die Zeit und durch Schwierigkeiten? Das sind die Fragen, die die beiden Lesungen und das Evangelium zusammenbringen.

„Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe“, sagt Jesus. Will aber keiner hören. Wir wollen nicht noch ein Gebot. Und noch etwas: Jeder, wirklich jeder möchte geliebt werden. Aber von den Richtigen; nicht von jedem. Von Jesus nicht unbedingt. Wie komme ich darauf? Ich kenne mich und ich kenne Sie. Fragen Sie sich selbst: „Jesus liebt mich; – welche Auswirkung hat das auf mein Leben? Begeistert mich das?“ – Und? Wie ist die Antwort?

Da ist also eine Liebe, aber keine Antwort; einer, der liebt, aber nicht geliebt wird. – Ich kenne das Problem, Lösung habe ich keine. Man muss aber auch nicht jedes Problem sofort lösen, Ihre Probleme nicht, meine nicht. Es reicht vielleicht, sie anzuschauen. Sanft und klar.

„Wie ich euch geliebt habe“, sagt Jesus. Das ist das Eine. Das Andere: „Ein neues Gebot gebe ich euch.“ Er spricht von etwas Neuem. Wir sollen also nicht lieben wie bisher und nicht wie die anderen. Nicht nach menschlicher Art. Wir sollen auf neue Art lieben. Bei Jesus lernen wir die göttliche Art zu lieben. Schon deswegen ist es so wichtig, sich mit diesem Menschen zu beschäftigen. Diesen Unterschied zwischen göttlicher und menschlicher Liebe zu sehen, ist wichtig, weil wir sonst Erwartungen haben an die Liebe, an Gott, die enttäuscht werden. Die nicht funktionieren können.

„Wie ich euch geliebt habe…“ Die Liebe Jesu ist keine Reaktion auf etwas. Sie ist eine Initiative. Sie setzt Maßstäbe. Also soll auch unsere Liebe ein Anfang sein: nicht darauf warten, dass wir geliebt werden, sondern zuerst lieben. Die Ersten sein! Wir sollen nicht nach menschlichen Regeln lieben, nicht wie am Valentinstag, nicht wie bei Parship oder Tinder oder in Hollywood. Sondern wie Gott. – Nein, das ist nicht abhoben. Ja, das ist eine Herausforderung. Ja, das ist eine Erweiterung unserer Möglichkeiten und Chancen.

Und warum sollten Sie sich darauf einlassen? Weil unsere menschliche Liebe nicht funktioniert. Und es eine neue Art der Liebe braucht. Die alte hat es eindeutig nicht gebracht. Wenn wir lieben, geht es um Verlust und Gewinn. Um Nähe und Ferne. Wir gewinnen einen Menschen und verlieren ihn; wir sehnen uns nach Nähe und erleben Ferne. Wer hier liebt, holt sich seine Ressourcen und Regeln aus dieser Welt. Er reagiert also; kreativ ist er nicht. Wer nur hier liebt, liebt beschränkt. Mit beschränkter Kraft und beschränktem Horizont. – Wo sind die Modelle Ihrer Liebe? Wo holen Sie sich Kraft? Beim Wellnesswochenende? In einem Kurs oder Buch? Oder bei Gott? Ohne Christus ist unsere Liebe „von dieser Welt“. Sie funktioniert nicht. Nur recht und schlecht. Reicht Ihnen das?

Deswegen: den alten Menschen ablegen und den neuen anziehen. Das geschieht in der Taufe. Aber wenn Sie Ihre Taufe nicht ernst nehmen, sie nicht leben… Sie müssen die innere Verbindung zu Christus finden. Das geschieht in der Beichte, in der Kommunion, im Gebet. Und dann daraus leben. Sie alleine bekommen keine neue, keine göttliche Liebe hin. Mit Christus sehr wohl.

„Was Gott mit ihnen zusammen gewirkt hatte“, heißt es in der Lesung aus der Apostelgeschichte. In der zweiten Lesung heißt es: „Gott wird in ihrer Mitte wohnen.“ Das ist der Punkt. Sie müssen Gott in sich haben. Wenn Sie Ihren Nächsten lieben, was lieben Sie dann? Gott in ihm. Und mit welcher Kraft? Mit der Kraft, die von Gott kommt.

Das tun Sie nicht zu Ihrem Privatvergnügen. Die Welt braucht das. Jetzt. Schauen Sie die Welt an, – und spüren Sie das Drängende in der Rede Jesu. „Jetzt“, „bald“… Die Liebe drängt. Der Mangel an Liebe verzögert.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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