13. Mai 2019, Gedenktag U. L. F. von Fatima
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Es geschah im ersten Jahrhundert; den genauen Tag wissen wir nicht. Da hatte ein Fischer von See Genezareth eine Vision und er hörte eine Stimme. Die Stimme kam vom Himmel. Am 13. Mai 1917 erschien die Frau den drei Kindern zum ersten Mal. Die beiden Mädchen und der Junge waren kaum zehn Jahre alt. „Die Frau“, wie sie sie nannten hielt einen Rosenkranz in den Händen und ermahnte die Kinder, viel zu beten (– von den „drei Geheimnissen von Fatima“ war erst lange nach den Erscheinungen die Rede). Beide Male, am Anfang der Kirche und als die Kirche schon lange auf dieser Welt wirkt, geschieht das Wunderbare, das Unerwartete und Unerklärte. Grenzen werden aufgehoben. Das Wunderbare ist immer einfach. Drei kleine Kinder, denen eine Frau sagt: „Betet!“ Jesus, der die Bahre eines toten Jünglings berührt und sagt: „Steh auf!“ Wie einfach die Wunder Jesu sind! Wie einfach Brot und Wein sind, die das Wunder tragen! – „Als sie das hörten, beruhigten sie sich“, heißt es in der Apostelgeschichte. Die Wunder stiften nicht Aufruhr, sondern Frieden. Es geht nicht um das Spektakel, sondern um Erweiterung, Erinnerung und Entschluss. Die Wunder sprengen zu enge Grenzen, sie erinnern an eine Wahrheit und bestärken einen Entschluss. – Es ist die Gemeinschaft, es sind die Kranken, die die Ritter und Damen des Souveränen Malteser-Ritter-Ordens jedes Jahr im Mai nach Lourdes führen: nicht das Spektakel. Und doch beginnen Lourdes wie Fatima wie die Kirche mit einem Wunder. Nicht das Wunder ist das Problem, sondern der Umgang damit. Man kann das Wunder leugnen: kühl, bequem, keine weitere Störung zu erwarten. – Ich weiß allerdings nicht, wie man in dieser Schöpfung leben kann, die so unfassbar schön ist, ohne ständig daran erinnert zu werden, dass der eigene Verstand Grenzen hat, so enge Grenzen… Es gibt die vulgäre Gier nach dem Spektakel, die sich am Wunder vergreift. Alle die Leute, die völlig ungerührt das Wunder der Wandlung in der Messe miterleben können, aber auf das erste Gerücht einer neuen Marien-Erscheinung in den Pilgerbus springen. Alle die Leute, die in diese Kirche kommen und dem Wunder des Herrn im Tabernakel kein einziges Zeichen der Verehrung schenken, aber vom hl. Judas Thaddäus garantierte Erhörung in aussichtslosen Anliegen fordern. Man kann dem Wunder aber auch mit Achtung begegnen. Mit Sorgfalt, Schweigen, Gehorsam… So soll es in dieser Kirche sein. Die ehrfürchtige Achtung vor dem Wunder kommt aus der Erinnerung an das Wort Jesu: „Das Reich Gottes ist schon mitten unter euch“ (Lk 17,21). Dieses Wort steht hinter Fatima, hinter Lourdes, hinter der ganzen Kirche. Das Reich Gottes ist also da. Was aber da ist, wirkt, auf irgendeine Weise. Das Reich Gottes wirkt, indem es Liebe weckt, sie erhält und ins Werk umsetzt. Wo Liebe zu Gott und zum Nächsten, da das Reich Gottes. Sehr einfach, praktisch, bescheiden. Nun kann es aber nicht sein, dass sich das Reich Gottes in einer Art organisierten Anständigkeit erschöpft. Dass der Dienst an den Kranken, dass die Hilfswerke alles sind: vor ihnen nichts, weil sie einfach getan werden, nach ihnen nichts, weil es nichts sonst zu tun gibt. Wäre es so, wäre der Orden nur eine Hilfsorganisation. Woraus aber lebt der Orden? Nur aus langem Atem und gutem Willen? Nichts in der Kirche kann nur daraus existieren. Alles in der Kirche existiert aus dem Heiligen Geist,– der aber ist unverfügbar, unbeweisbar, unmessbar und unermesslich: ein Wunder. Die Gnade ist ein Wunder. Die Taufe ist ein Wunder… Weil sie diese Welt nicht lassen, wie sie ist. Das Wunder führt nicht zum Spektakel und nicht zu philosophischen Erörterungen. Das Wunder führt zur Einfachheit. Zu Kindern, die beten. Zu einem ursprünglichen Verhältnis zu Gott. Das ist ein Gottesverhältnis, „in dem man sich unbedingt verhält zum Unbedingten“ (Kierkegaard), einfach zum Einfachen. Das Gegenteil eines gebildeten, manierlichen Christentums. Die Hirtenkinder, Bernadette Soubirous, Petrus… waren nicht gebildet, nicht manierlich. Wahrscheinlich hatten sie alle schmutzige Nägel und wussten nicht, wie man Komplimente macht. Aber sie wussten, wie es ist, wenn man verspottet und verfolgt wird. Und gesegnet und gepriesen. Das ist göttlich. Das Wunder ist göttlich. Die zahme Gewohnheit, der gute Ton, die wissende, kultivierte, unerschütterliche Religion sind menschlich. Menschenwerk. Wie begegnen Sie den Wundern Gottes? Haben Sie offene Augen für das, was Christus in Ihrem Leben tut! Beten Sie ihn an, indem Sie ihm nahebleiben und ihm in jeder Lebenslage danken! Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.