Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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4. Sonntag der Osterzeit 2019 – Erstkommunion

12/05/2019 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Muttertag kann jeder feiern, Erntedank auch: Jeder kapiert ’s. Weihnachten ist schon schwieriger, – wenn man genauer hinsieht. Ostern noch schwieriger. Kommunion: ein unmögliches Fest eigentlich.

Viele finden die Kirche unmöglich. Wenn man fragt warum, dann sagen sie: Missbrauch, Inquisition, Kreuzzüge, Zölibat … Und die Leute haben Recht. Alles wahr. Aber irgendetwas sagt mir, dass es eigentlich um etwas ganz anderes geht. Mich macht stutzig, dass sich alle am Missbrauch stören (zu Recht!), – aber kaum jemand an Kinderarbeit und Kindersoldaten. Mir fällt auf, dass es nur um die katholische Inquisition geht, aber nie um die protestantische. Oder kommunistische. Aber mein Haupteinwand ist dies: Die Kirche hatte schon Gegner, als es noch gar keinen Missbrauch, keinen Zölibat und keine Inquisition gab. Jesus hatte Gegner. Bei ihm ist das zu suchen, was die Leute aufbringt.

Viele sagen also: „Hör mir auf mit der Kirche!“ Andere sind milder, scheinbar. Sie meinen es gut. Sie sagen: Die Kirche ist für zwei Dinge da: für Kultur und Caritas. Die Kirche soll die Bräuche, die Kultur erhalten (die des Abendlandes natürlich) und sozial tätig sein (aber nicht politisch!); etwas wie Gott braucht es gar nicht. Kultur und sozialer Einsatz, aber keine absurden Lehren: dann ist die Kirche bei den Menschen von heute angekommen. Alles wird gut. – „Welche absurden Lehren?“, frage ich dann. Diese freundlichen, gebildeten Leute antworten: „Ein Mensch, der Gott ist? Auferstehung von den Toten? Die Kommunion? Das ist doch absurd! Das hat doch mit dem echten Jesus nichts zu tun.“ – Und das wirkt. Viele Katholiken denken genauso. Aber sind sie dann noch Katholiken? Die Gottheit Jesu, die Auferstehung von den Toten und die Eucharistie sind im Zentrum des Glaubens. Unaufgebbar. Ich vergesse diese Lehren keine Sekunde. Ich habe kein Problem mit ihnen. Warum? Weil Er es sagt. Christus. Ich vertraue ihm, nicht dem Papst, nicht dem Bischof.

Dass Jesus aus Nazareth nicht nur ein Mensch war wie NN, sondern auch Gott; dass er von den Toten auferstanden ist; dass er gegenwärtig ist unter der Gestalt von Brot und Wein: Das ist der wahre Grund für den Zorn auf die Kirche. Weil das unmögliche, unzumutbare, anmaßenden Aussagen sind. Und trotzdem die Wahrheit. – Die Leute wollen glauben, aber zu ihren Bedingungen: Diese Lehren streichen, und wir haben ein modernes Christentum. Wir sollen also streichen, was irritiert? Das genau tun die Verschwörungstheorien und die Ideologien. In ihnen geht alles auf. Alles wird klar. Jesus geht nicht auf; er ist kein System. Er ist lebendig.

Was lebendig ist, passt nicht, es stört, es irritiert. Es ist köstlich und hinreißend (Kinder). Man kann erklären, was Jesus sagt, staunen über die Schönheit und Schlüssigkeit seines Lebens und seiner Lehre, – aber immer bleibt etwas offen. Widerständig. Das Evangelium kennt keinen Ruhepunkt, an dem man sich zurücklehnen könnte: alles kapiert, alles verstanden, alles getan.

Und genau deswegen gibt es die Kirche noch, nach 2000 Jahren.

Im Evangelium heißt es: „Ich gebe ihnen ewiges Leben. Ich und der Vater sind eins.“ Und in der Hl. Messe: „Nehmt und trinkt, das ist mein Blut.“ – Deswegen ist die Kommunion eigentlich ein unmögliches Fest, eine totale Überforderung dieser Kinder, für Sie und für mich.

„Ich gebe ihnen ewiges Leben.“ Wo ist das Leben? Was trägt das Leben im Menschen? Das Blut. Das Blut ist der Lebensträger. So denkt das Alte Testament. Wenn nun also Jesus seinen Leib zu essen, sein Blut zu trinken gibt, dann bedeutet das: Er gibt sein Leben, seine ganze – göttliche! – Kraft weiter. Es geht nicht um den Stoff Blut, nicht um blutige, archaische Riten, es geht um die Übertragung von Leben.

Es geht Jesus nicht um Provokation, um Neues um des Neuen willen, es geht um die Weitergabe göttlichen Lebens. An uns.  Die heilige Kommunion macht, dass das Leben des Auferstandenen in uns ankommt. Wenn wir diese Gabe annehmen, empfangen, kann sie Raum greifen in uns. Uns verwandeln. Nicht Erhaltung der Welt ist das Ziel, sondern Verwandlung des Menschen.

Zum Schluss: Sie haben die Brücke als Zeichen der heurigen Erstkommunion gewählt. Die Eucharistie ist die Brücke zwischen Christus und uns. Eine unsichtbare Brücke; so hoch, dass einen schwindelt; eine Brücke, die nur aus Worten gebaut zu sein scheint. Trägt sie? Trägt der Glaube? Ist er überhaupt da? Und wenn da keine Brücke ist? Was dann? Springen! – „Sie werden niemals verloren gehen.“, sagt Jesus. Wir haben einen Hirten.

Viele müssen sinnlose Arbeit tun und leiden daran; viele spüren, dass die Gemeinschaft zerfällt; viele fürchten sich (zu Recht, zu Unrecht) vor dem Fremden, dem Islam zum Beispiel. Alles richtig. Aber hier, hier ist nichts sinnlos; hier ist Gemeinschaft; hier sind Mütter. Und Väter. Hier ist ein Hirte. Hier ist Leben. Nicht nur da, in den Bänken, bei Ihnen. Auch im Tabernakel, in der Hostie, die die Kinder empfangen werden. Göttliches Leben. Deswegen können wir etwas wagen, Brüche riskieren, umdenken (heute!), weiter gehen, Hand in Hand.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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