Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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1. Fastensonntag, 10. März 2019

10/03/2019 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes.

Mit welchem Körperteil glauben Sie? Antwort, hoffentlich: Mit dem Mund. Und mit dem Herzen! Paulus ist es, der diese erstaunliche Antwort gibt: „Das Wort ist dir nahe, in deinem Mund und in deinem Herzen. Gemeint ist das Wort des Glaubens, das wir verkündigen.“

Anders gefragt: Wo beginnt der Glaube? In den lieben alten Bräuchen? In den heiligen Dogmen? Im Papst? Im Evangelium? Im Verstand? Alles falsch. Der Glaube beginnt im Herzen.

Und damit diese Antwort ganz richtig wird, muss man noch ein weiteres Element hinzunehmen: den Anderen. Es braucht zwei: ein Herz und den, der zu mir spricht. Er sagt mir ein Wort (oft genügt wirklich nur ein Wort, im einen, richtigen Moment) – ich höre –das Gehörte geht mir ins Herz. Und dort, tief in mir, formt sich der Glaube. Manchmal in einem einzigen Augenblick, manchmal in langen Windungen, und dann ist da der Moment, in dem ich mir selber zurufe: „Ich glaube!“ Dann rufe ich es den anderen zu: „Ich glaube! Glaubt mit mir! 

Ich glaube, wirklich, tief, ernst, froh: eine erstaunliche, köstliche, verwirrende Erkenntnis. Ich wünsche sie Ihnen so sehr!

Warum sage ich „verwirrend“? Weil der Glaube nicht mein Werk ist. Weil er nicht ohne den anderen ist. Ich erlebe eine Begegnung – und dann ist da der Glaube. Eine Begegnung, die mir bis ins Herz geht. Was genau ist da geschehen zwischen dem anderen und mir? Was genau geschieht zwischen dem Vater und seinem Kind, wenn er den Glauben weitergibt und das Kind den Glauben annimmt? Was geschieht zwischen zwei Eheleuten, die sich gegenseitig den Glauben geben? Nur Gott weiß es.

Einen Glauben ohne Herz gibt es nicht. Wenn Ihr Herz nicht mittut, irgendwie, dann glauben Sie nicht. Sie können in die Kirche gehen, so oft Sie wollen, können Stiftungen machen, sich engagieren: wenn das Herz fehlt, die Begegnung, das Wort: kein Glaube.

Sie erinnern sich, wie Jesus an Weihnachten genannt wird? Das Wort. „Und das Wort ist Fleisch geworden.“ Wenn Paulus schreibt: „Das Wort ist dir nahe, in deinem Mund und in deinem Herzen“, dann heißt das also übersetzt: Christus ist dir nahe, in deinem Mund, in deinem Herzen. Wenn ein Mensch glaubt, ist Christus in seinem Herzen. Und der Mensch beginnt zu reden. Er sagt die Botschaft weiter. Er tut das Gute.

„Das Wort ist dir nahe…“ – Der Glaube, wie wir ihn kennen, ist die Begegnung mit dem Fernen: Das Evangelium – so alt, aus einer so fremden Welt. Die Kirche – so weit weg vom Leben. Gott – unfassbar, unbegreiflich, fern. Greifbar ist bestenfalls der Pfarrer und auch der nicht mehr lange. Und da wird es plötzlich nahe bis zur Intimität. Halten Sie das aus? Darf Ihnen Ihr Herr und Gott so nahe kommen? „Das Wort ist dir nahe…“

Angefangen hat alles damit, dass Gott sprach. „Du sollst!“ Da war ein Volk, eine Gemeinschaft, die hörte. Und handelte. Und untreu wurde. Es war zu wenig, dass Gott vom Berg herab sprach. Es war zu wenig, dass er den Menschen die Zehn Gebote gab. Gott musste im Herzen sprechen. Deswegen trägt Jesus die Gebote in unser Herz hinein. Beinahe bis es weh tut. Er duldet nicht, dass der Glaube äußerlich bleibt. So sehr will er das, dass er selbst (!) eintritt in unser Herz, in der Kommunion. Vom Herzen aus wird er das Wort in unserem Mund. Wir verkünden. Mit Worten, mit Taten, mit unserem Leben.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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