Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

21. Sonntag im Jahreskreis (B), 26. August 2018

26/08/2018 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Es gibt Männer, die Frauen richtig toll finden. Und Männer, die halt eine Frau haben. Es gibt Männer, die staunen können ohne Ende, dass es etwas so Tolles gibt wie die Frauen. Und es gibt Männer, die sind verheiratet, haben Kinder, gegen vielleicht sogar ins Bordell, sind also nicht schwul – und trotzdem hat man den Eindruck: Es ginge auch ohne Frauen. Auto, Job, Verein, Partei, Fußball… da fließt richtig Herzblut; die Frau ist halt da.

Es gibt auch Frauen, die haben einen Mann, aber nur, weil sie eine Familie wollen. Die sind viel mehr Mütter als Ehefrauen. Der Mann läuft irgendwie mit, aber das eigentliche Leben ist woanders, bei den Kindern, den Freundinnen, in der Esoterik, beim Dekorieren, keine Ahnung…

Die Lesung aus dem Epheserbrief passt in diese Richtung. Man hat den Eindruck, es geht Paulus nicht einfach um Mann und Frau um ihrer selbst willen, sondern Männer und Frauen sind in Wahrheit für Gott und die Kirche da.

Ich würde sagen: Nicht gleich Zwecke und Ziele und Regeln. Sehnsucht haben, bewundern, brauchen, sein und sein lassen, das reicht völlig für den Anfang. Zuerst einmal geht es um Mann und Frau. Nur das. Zwei, die einander brauchen und gefunden haben. Dann erst kommen die Kinder, die Eltern und die Schwiegereltern und die Kirche. Zuerst einmal geht es um den Menschen selbst. Es braucht nicht immer gleich noch ein Anhängsel dazu oder einen Grund oder einen Auftrag. – Am liebsten würde ich jetzt hier einen langen, festen Strich ziehen. Ruhe geben. Durchatmen. Und dann beginnen, an einer Stelle den Strich aufzuradieren. Eine Öffnung machen. Denn wir sind eine Welt für uns, ja, aber in einer großen Welt mit vielen anderen Menschen zusammen. Männer und Frauen. Beides. Deswegen können wir auch über das nachdenken, was Paulus da von Männern und Frauen sagt.

Ein Mann ist ein Mann auch ohne Frau. Eine Frau ist eine Frau auch ohne Mann. Aber sie gehören zusammen. „Deshalb wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich mit seiner Frau verbinden, und die beiden werden ein Fleisch.“ So zitiert Paulus aus dem Buch Genesis. Besser kann man das Unmögliche nicht ausdrücken. Mann und Frau: Zwei und doch eins (wie bei Gott: drei und doch einer). Wir Menschen sind nun einmal unmögliche Wesen. Unmöglich zu denken. Erwarten Sie also niemals glatte Lösungen vom Leben, nie eindeutige Antworten. Es geht nicht. Wir können das Viele nicht zusammen denken. Wir können uns nur vorwärts tasten. Wir können auch die Zumutungen nicht auslöschen, die so eine Lesung und so ein Evangelium an uns herantreiben (kämen Sie in die Kirche, wenn hier immer alles glatt wäre? Die die’s gerne glatt haben, sitzen daheim, surfen im Internet oder blättern die Kronen-Zeitung).

„Unterordnen“ und „dienen“: Die Lesung beginnt mit zwei Wörtern, die wir sofort als Zumutung empfinden. Sich unterordnen und dienen, wer will das schon? Wir haben da eine Lesung, die von vorn bis hinten keinem passt. Sie macht die Konservativen misstrauisch und die Progressiven ungeduldig. Funktionieren können die Gedankengänge nur wie es heißt „im Hinblick auf Christus“. Das ist die Zielrichtung, die Paulus vor Augen hat. Seine Bemerkungen über Frauen und Männer stehen also im zweiten Rang. Das Erste ist für ihn immer Christus. Und nur so macht es Sinn.

Was er schreibt, spiegelt außerdem die Verhältnisse seiner Zeit wider, den Orient der Spätantike. „Die Frauen sollen ihren Männern dienen…“ – Da haben wir das Problem mit der Bibel, das nie endgültig gelöst werden kann: Einerseits ist sie unsere Heilige Schrift, die Grundlage unseres Glaubens; wir müssen ihr treu sein, – aber nicht immer im wörtlichen Sinn. Nur weil die Bibel von Sklaven spricht, wird niemand die Wiedereinführung der Sklaverei fordern, nicht einmal die beklopptesten Bibel-Fundamentalisten. Paulus lässt einerseits die sozialen Verhältnisse seiner Zeit, verändert sie aber auch von innen her. Er ist konventionell und revolutionär. Wir Katholiken haben Lehramt, Konzilien, Tradition, um Treue und Fortschritt zu verbinden; – die Protestanten haben ihre Privatmeinung. Ein Unterschied.

Und so lehrt die Kirche heute nicht mehr, dass Frauen sich den Männern unterzuordnen haben. Sie lehrt: Der Mann soll sich seiner Frau unterordnen und die Frau soll sich dem Mann unterordnen. Beide sollen nicht Herren sein, sondern einander helfen. Herr ist nur Christus, und die Liebe ist strikt gegenseitig.

Eines steht fest für immer: Unsere Heilige Schrift sieht den Menschen in Beziehung. Die Bibel beginnt mit Adam und Eva und sie endet mit der Hochzeit der Braut und des Lammes (Offb). Der beziehungslose, egoistische Mensch hat in diesem Denken keinen Platz. Die Formen der Beziehung mögen diskutabel sein, aber Beziehung – Ehe, Partnerschaft, Freundschaft, Beistand, Sehnsucht, Erinnerung – muss sein. Männer, Frauen, alle Menschen sollen sich selber aufbrechen, sich hinordnen auf einen anderen, dienen, ohne dabei ihren Selbststand zu verlieren; sie sollen körperlich sein, aber auch geistig – und so auf Christus zu gehen.

Wenn ein Paar so lebt, ist es ein Bild Gottes. Denn der dreieinige Gott ist in sich nicht Einsamkeit, nicht Herrschaft, sondern Gemeinschaft der Liebe. Wenn ein Paar so lebt: Der Mann schenkt sich seiner Frau und die Frau schenkt sich ihrem Mann, dann stellt es Christus und die Kirche dar, den unerschütterlichen Bund zwischen Christus und der Menschheit. Zwei Menschen werden nach und nach (mit der Kraft des Ehesakramentes) ein Bild der göttlichen Liebe. Unsere kurzatmige, sehr unvollkommene Liebe trifft die unendliche Liebe Gottes. Und es geschieht etwas mit uns.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

X