Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Dritter Sonntag der Osterzeit, 15. April 2018 – Lk 24, 35-48 – Der Beweis

15/04/2018 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wie macht man sich zum Deppen? Indem man bittet. Indem man erklärt und wiederholt. Das gilt für Männer und Frauen, für Eltern und Priester. Wer seinem Sohn sagt: „Glaub mir doch!“, wer der Frau sagt: „Bitte, bleib!“, wer predigt: „Geht doch in die Kirche!“, der hat schon verloren. Bosse bitten nicht.

„Glaubt mir doch! Fasst mich doch an!“ Das Evangelium zeigt uns, wie sich der Auferstandene zum Deppen macht. – Ja, ganz viele Leute finden, das Christentum sei etwas für Opfer, Schwächlinge, Frauen und Kinder, und alles habe mit dem Juden aus Nazareth begonnen. Jesus, das Weichei. Aber muss uns das kümmern?

Jesus setzt alles ein, um den Glauben seiner Jünger zu gewinnen. Worte, Hände, Füße, Essen und Trinken. Es muss ihm so wichtig, so ernst sein!

„Er nahm es und aß es vor ihren Augen.“ Das ist nicht feinsinnig, nicht elegant, gar nicht intellektuell. Das ist konkret, massiv, banal. Gott isst. Vor unseren Augen. So ist das Christentum. – Hier haben Sie, schon ganz am Anfang, die Stärke und Schwäche unseres Glaubens. Und Sie erkennen gleich noch etwas: Wie sehr der Glauben auf Argumenten beruht! Auf den Sinnen! Jesus hätte seine Jünger zwingen können (…) Doch das wollte der Herr nicht.

Sehen, Anfassen, Essen und Trinken: Vielleicht muss es so einfach sein, – weil der Rest dermaßen abgehoben, so überirdisch, so absolut neu ist, dass keiner nachkommen kann. Jesus bindet das Fliegende fest am ganz Stabilen. So haben wir in diesem Evangelium einen sehr realen Punkt: einen Körper, der isst und trinkt. Und gleichzeitig einen Punkt über aller bekannten Realität: einen Körper, der nach allen bekannten Gesetzen der Natur tot sein müsste. Es aber offenkundig nicht ist. Er lebt! Damit ist das Christentum das Spannungsreichste, Verunglückteste, das Mutigste und Demütigste, das Unmögliche und dennoch Wahre, das Neueste überhaupt. Deswegen lebt es.

„Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Moses und in den Propheten und Psalmen über mich geschrieben steht.“ Noch ein Beweis Jesu. Das heißt übersetzt: Ihr hättet es wissen können! Ihr seid doch fromme Juden. Seit eurer Kindheit hört ihr das Gesetz und die Propheten und die Psalmen. Ihr hört und hört und hört – und habt es nicht kommen sehen? Eure Bestürzung ist so unnötig wie euer Zweifel. Was geschehen ist, in der Osternacht, ist gar nicht überraschend.

Jesus stellt seine Leute in eine große, uralte Erzählung, in das Alte Testament. Gleichzeitig ist das, was an Ostern geschehen ist, nicht bloß Fortsetzung. Es konnte erahnt werden und ist völlig neu. Glaube, das ist Kontinuität und Bruch, Identität und Neuheit, Tradition und Wirbel. Es kommt also aus dem Glauben selbst heraus, wenn wir treu bleiben und gleichzeitig aufbrechen. So muss es sein.

Es kommt auch aus dem Glauben heraus, wenn wir reden. „Ihr seid Zeugen dafür“, sagt Jesus seinen Leuten. M. a. W.: Redet! Jesus, die Frauen und Männer nach ihm: Alle reden. Das ist offenbar wichtig für die Kirche. Und gleichzeitig ihr Problem. Es wäre so viel einfacher, wenn nicht alle daher redeten, oder? Aber so soll es nicht sein.

Wir Christen glauben: Gott wurde Mensch. Also musste er reden. Denn Menschen reden. Gott muss missverstanden werden, es muss die Grenzen der Worte geben, Gott muss erklären, wiederholen. Und hören. Jesus war kein Autist. Wer redet, muss die anderen auch hören können. Jesus führt einen Dialog mit der Menschheit – und führt ihn bis heute.

Was bei mir vielleicht abstrakt klingt, hölzern, – das klingt bei Jesus wie Fleisch und Blut: „Ich bin es selbst. Fasst mich doch an!“ M. a. W. glaubt an mich, nicht an Inhalte! Kirche, Pfarre, Orden: Sie definieren sich nicht zuerst über Regeln und Definitionen, sondern über einen: Ihn.

Das muss so sein, weil es um so viel geht. Es steht etwas auf dem Spiel, hier ist mehr als ein Geschäft: Alles, was Jesus tut, sagt uns das. Wenn es um alles geht, dann muss mehr sein als Worte: Fleisch und Blut, der ganze Mensch. Das zeigt uns Jesus. „Fasst mich doch an!“ Wenn jemand so redet und handelt, dann ist er entweder ein Depp. Oder sehr klug, und es geht (ihm) wirklich um viel.

Dafür setzt er alles ein: Körper und Sinne. Worte. Die Hl. Schriften. Den Auftrag an die Jünger: „Redet bis an die Grenzen (der Welt)!“ Und sich selbst: Alles wird Beweis. „Christus Jesus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein…“ (Phil 2). Jesus erniedrigt sich und bittet, argumentiert, wiederholt, immer und immer wieder. Bis heute.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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