Mariä Verkündigung, 9. April 2018
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes
Welche Farbe hat Ostern? Und Verkündigung, welche Farbe hat das? Ostern hat gar keine Farbe; es ist nur mehr Licht. Verkündigung ist: golden („Verlautbarung“, das z. B. wäre vielleicht grau-braun). Verkündigung ist golden. Und still. Nichts Lautes.
Und was wird verkündigt? So fragt die Neugier. Die Weisheit fragt: Warum wird verkündigt? Warum trifft der Engel auf Maria? Warum nimmt reiner Geist – ein Engel nämlich – Gestalt an? Warum wird Geist sichtbar und hörbar? Warum eine junge Jüdin? Warum eine Frau? Warum damals und nicht vorher oder nachher? So viele Fragen und sie alle zusammen halten uns an, mit leichter Geste. Die uns bedeutet: Bleibt stehen, schaut. Wer Fragen hat, trampelt nicht. Er beginnt zu staunen.
Es ginge ja alles auch ganz anders. Gott braucht nicht Engel noch Menschen, weder Gabriel noch Maria, um zu erreichen, was sein heiliger Wille ist. Alles, was geschehen ist, könnte geschehen auch ohne Engel und Jungfrau, ohne Josef, ohne Krippe, ohne Kreuz. Gott hätte das Universum erlösen können ohne alles das. Ohne Engel und Menschen. Warum also? Des Engels wegen? Das kann nicht sein; hier geht es nicht um Engel. Gottes wegen? Auch das kann nicht sein: Gott braucht nichts. Gott hat nichts, auf das er warten müsste, denn er ist vollkommen. Bleibt nur: der Mensch. Wegen des Menschen wird einer Frau verkündigt. Weil wir wissen sollen, verstehen sollen, einwilligen. Einwilligen, zustimmen, ja sagen, das aber kann nur der, der frei ist. Alle anderen hören Befehle und führen sie aus. Maria, das ist freie Zustimmung. Sie kann sich, – die Erzählung transportiert das ganz still und klar – Maria kann sich nicht gezwungen fühlen. Sie hat Fragen und fragt. Dann sagt sie: ja.
Ohne den Menschen wird der Mensch nicht erlöst. Gegen unseren Willen werden wir Gott nicht haben. Hier ist nichts festgelegt, alles ist möglich. Vielleicht wird deswegen einer ganz jungen Frau verkündigt und nicht einem erwachsenen Mann, schon gar keinem Mächtigen. Weil Männer so gerne Bescheidwisser sind, Checker. Nicht gut für Wunder.
Es geht also um Würde. Menschenwürde, wie Gott sie sieht. – Stellen Sie sich die Erlasse der Pharaonen vor, die der persischen Großkönige, der römischen Kaiser, der Diktatoren Napoleon oder Mussolini, – und schauen Sie dann auf die Verkündigung Gottes an den Menschen: golden und still, fragend und frei.
Und nun: Was wird verkündet? Das Heil. Heil, das ist etwas anderes als Glück. Heil, das ist nicht Ordnung oder Erfolg oder Gesundheit auch nicht das Schlaraffenland. „Heil“, das können vielleicht nur die verstehen, die Sehnsucht haben; die leiden; die Stille bemerken. Und vielleicht die Kinder; immerhin kommt das Heil zuerst in der Gestalt eines Kindes. Das Heil kommt in diesem Evangelium sehr einfach, ungeschützt. Und dennoch mächtig. In diesen wenigen Zeilen ist eine Macht, die ganz anders ist als die Mächte dieser Welt. Stärker.
Und die letzte Frage: Was ist die Reaktion auf die Verkündigung? Was tun wir, wenn uns verkündet wird? (Denn uns wird ja auch verkündigt, nicht nur Maria.) Die Reaktion ist ein Nein oder ein Ja. Gott ist einfach.
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