Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Palmsonntag 2018 – Das Warten

25/03/2018 


In Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Er wird zum Tod verurteilt werden.

Wir sind alle zum Tod Verurteilte. Und wissen das. Aber der, der weiß: morgen! oder: noch diese Woche!, der weiß das anders. Er wird zum Wartenden. – Wir warten nicht; wir tun als ob.

Die, die auf einen OP-Termin warten oder die Schwangeren, bei denen es bald so weit ist oder die, die am Vorabend eines Bewerbungsgespräches sind, die wissen eher, was das bedeutet: Warten. Es bedeutet den Sprung vom Leben, das ruhig dahingeht zum Leben, das sich wenden wird. Mit Sicherheit. Von vielen Möglichkeiten zu nur einem einzigen Weg. Von der Gedankenlosigkeit zur scharfen Klarheit: morgen. Morgen ist es so weit.

Jesus also wartet. Aber warum ist das überhaupt von Interesse? Weil die Frage ist: Wie reagieren wir auf diesen Mann? Glauben wir ihm? Jene Frauen und Männer sind Jesus ja nicht nur deswegen gefolgt, weil er all das gesagt hat. Nicht nur seiner Lehre wegen. Er hat sie auch angesehen. Er hat sie berührt, geheilt, angefahren, außer Atmen gebracht, mit ihnen gebetet, mit ihnen getrunken.

Wie also wartet er jetzt? Oder besser: Wie geht es ihm? Fragen Sie sich das je: Wie geht es ihm? Welche Art von Gemeinschaft können Sie haben mit diesem Mann, wenn Sie diese Frage noch nie gestellt haben? Ist die Kirche nicht der Zusammenschluss derer, die merken: Das Leben Jesu hat mit meinem Leben zu tun und mein Leben mit seinem?

Dieser Mann drängt, – weil es Zeit wird. „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“, das Feuer des Geistes (Lk 12,49-50). – „Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat“ (Joh 4,34). – „Wie lange noch muss ich euch ertragen?“ (Mt 17,17). Dieser Mann bebt, im Überdruss – weil sie nichts kapieren. Petrus nicht, Jakobus nicht, die Schriftgelehrten nicht, die guten Leute nicht, die nur einen König wollen, der schimmert und ihnen leicht zu essen gibt. Vielleicht versteht Maria, vielleicht die andere Maria, aus Magdala, aber sie reden nicht. – „Meine Seele ist zu Tode betrübt“ (Mt 26,38). Jesus wird geschüttelt von Angst, weil es so schwer sein wird. Gleichzeitig schlägt in ihm Freude: weil es richtig ist. Weil der Vater da ist, Gott.

Jesus weiß, was kommen wird. Aber was wissen wir sonst von der Seele dieses Mannes? Was können wir ermessen von ihm, der „wahrer Gott und wahrer Mensch“ ist? Wir wissen nur: Drei Tage des Wartens: Montag, Dienstag, Mittwoch. Dann noch die Tagstunden des Donnerstags.

Ein Mensch, der weiß: Ich werde sterben. Von der Weite und Wirkung dieses Sterbens haben wir keine Ahnung. Es ist unermesslich – oder banaler Blödsinn, ein Missgeschick.

Dieser Mann muss menscheneinsam sein, in einer lärmenden Illusion. Sie jubeln ihm zu. Aber wie lange wird das halten? Was haben sie verstanden? Wer wird bei ihm bleiben? Jesus sieht die Wahrheit all dieser Menschen. Der ganzen Menschheit insgesamt. Aber er sieht anders als der Fürst dieser Welt. Der Teufel klagt uns an. Jesus blickt uns an.

Alles reduziert sich für ihn auf die Verbindung zum Vater: Gott. Außer Gott bleibt nichts, und Gott lässt sich nicht festbinden.

Jesus weiß: Ich will das, denn ich liebe und weil ich liebe, gehorche ich. Was ich tun werde, wird schwer. Aber es ist richtig. Dann wird dieses Wissen immer papierener. Es wärmt nicht mehr. Am Schluss sind zwei: Angst und Liebe. Aber mehr Liebe als Angst. Sonst wäre er gescheitert. Am Schluss hat er keine Hoffnung mehr, nur noch Vertrauen.

So bleibt er der Herr. Jesus handelt. Er ist es, der diese Woche bestimmt. Nicht die, die schreien.

Und wir? Wir ahnen: Dieser Mann wird nie unser Komplize sein. Nie ein Kumpel. Aber er wird uns erlösen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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