Karfreitag 2018
In Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Zwei Frauen. Zwei Arten zu lieben, zwei Arten zu glauben. Man kann nicht lieben, ohne zu verstehen und man kann nicht glauben, ohne etwas zu verstehen. Darum geht es: Verstehen, was da heute geschieht – und trotzdem damit zu leben, dass wir nie ermessen können, was dieser Tod bedeutet: die Erlösung der ganzen Welt… Wir scheitern am Karfreitag, jedes Jahr – und müssen dennoch dran bleiben. Aushalten. Lernen zu glauben. Wer diese Tage verstehen will, muss auf Ihn schauen. Auf Jesus. Oder auf die um Ihn herum. Ein Mensch versteht sich auch durch seine Umgebung. Die Menschen um Jesus helfen uns, ihn zu verstehen. Hier hat sie einen besonderen Platz: Maria. Nicht, weil sie seine Mutter ist. Das wäre viel zu menschlich gedacht (es reicht nicht, immer nur „menschlich“ zu denken). Maria hat einen besonderen Platz, nicht weil sie die Mutter ist, sondern weil sie die ist, die das Wort Gottes hört und befolgt. „Selig die, die das Wort Gottes hören und es befolgen“ (Lk 11,28), sagt Jesus einmal. An Maria lernen wir, wie das geht: glauben. Wie sie da steht! Sie haben es schon so oft gesehen, auch droben in der Kunigundenkirche: Zwei Frauen und ein Mann stehen unter dem Kreuz. Eine der Frauen kauert auf der Erde, ihr Gesicht ist ganz verzerrt vom Weinen. Die andere steht: aufrecht. Sie steht wirklich unter dem Kreuz. „Stabant juxta crucem.“ Wer glaubt, bleibt aufrecht. Ist das so? Auf Marias Gesicht ist tiefe Trauer, – aber keine Verzweiflung. Denn Maria glaubt. Wer glaubt, verzweifelt nicht. Maria steht aufrecht; sie bricht nicht zusammen. Das ist der reife, tiefe Glaube. In Maria von Magdala, der anderen Frau, haben wir das Bild des Glaubens, der noch ganz am Anfang ist. Auch am Ostermorgen: Maria Magdalena greift nach dem Auferstandenen. Sie will fühlen, spüren, festhalten. Doch Christus verwehrt es ihr: „Fass mich nicht an! Halt mich nicht fest!“ Christus will, dass wir glauben. Immer tiefer. Um das Kreuz sind so viele verschiedene Menschen, so viele verschiedene Arten zu glauben. „Wahrhaftig, das war Gottes Sohn!“, ruft der Hauptmann, als Jesus gestorben ist: der Moment, wo er Jesus erkennt. Seine Glaubensgeschichte beginnt. Bei anderen gibt es sie gar nicht: Der böse Schächer und die Pharisäer verweigern den Glauben. Sie spotten, sie zucken mit den Schultern und gehen weiter. Maria glaubt schon so lange. Sie hat gelernt. „Selig ist die, die geglaubt hat, was der Herr ihr sagen ließ!“ Das sagt Elisabeth über die schwangere Maria. „Siehe, ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe nach deinem Wort!“ So wie Maria zum Engel spricht der echte Glaube: einfach, ruhig, selbstvergessen. Und diesen Glauben bewährt Maria immer wieder. Maria sieht, wie ihr Sohn stirbt. So stirbt. Sie empfindet das noch tiefer als jede andere Mutter, denn Marias Seele ist reine Liebe, wo unsere Liebe immer durchwachsen ist mit Eigensucht. Der echte Glaube ist nicht stumpf oder kühl. Er empfindet alles, – aber er nimmt es anders. Wer glaubt, wird wahrer, umfassender, sieht weiter, steht gerader. Es ist schön zu glauben. „Mir geschehe nach deinem Wort.“ Immer und immer wieder muss das gesagt werden, – und irgendwann stehst du aufrecht, auch wenn das Leben dir eine reinhaut. „Mir geschehe nach deinem Wort, denn ich glaube.“ Das hat Maria damals gesagt, – und fing an, Jesus zu tragen. Zuerst unter ihrem Herzen, dann im Stall, dann auf der Flucht. Jetzt trägt sie ihn wieder… Maria trägt und trägt und trägt. Weil sie glaubt. Sehen Sie zu, dass Ihr Glauben reif und tief wird. Sie tragen Christus ja auch, seit Ihrer Taufe, im Herzen. In jeder hl. Kommunion werden Sie von neuem Christus-Träger. Und jetzt feiern Sie den Karfreitag, weil Sie in der Nähe Jesu bleiben wollen. So lernen Sie, wie das geht: glauben. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.