Hochfest des Hl. Josef 2018. Malteserkirche
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Hl. Geistes Patron der Weltkirche, der Kirche aller Zeiten. Also auch Beschützer der Kirche von heute. Und Fürsprecher dieser Kirche hier: Das alles ist der hl. Joseph. Heute ist sein Fest. – Und Sie wissen: Kirche, das ist nicht ein Bauwerk; das sind die Getauften. Sie. Sie sind Kirche hier. Joseph ist also Ihr Patron. Patron, das ist einer der kennt, der weiß, der Anteil nimmt, schützt und hilft. So nähern sich beide an: der hl. Joseph und die Kirche hier. Sie gehören zusammen. Was braucht die Kirche hier, heute? Was sagt eine kleine, vielleicht ganz beliebige, unauffällige Gemeinde? Sie erlebt, dass die Menschengemeinschaften zerfallen. Die Familien zerfallen und suchen neue Formen. Unsere Beziehungen werden flüchtiger; Nationen spalten sich in ihrem Inneren; Europa droht zu vergehen; die Kirche selbst wird immer vielstimmiger, fast unkennbar. Eine Gemeinde braucht also Zusammenhalt, – damit sie den Menschen Halt geben kann. Joseph hält seine Familie zusammen. Nicht mit einer Ideologie, auch nicht mit Macht. Einfach mit Treue, Sorge, Bereitschaft, Offenheit. – Treue, Sorge, Bereitschaft, Offenheit: diese halten auch eine Gemeinde zusammen. Wer so wie Joseph eine Familie zusammenhalten kann, der hält dadurch auch sein Land zusammen. Wir wissen nichts von den politischen Ideen des Mannes, dem Maria und das Kind anvertraut wurden; auch nichts von politischen Taten. Wir wissen, dass er „gerecht“ war. So nennt ihn das Evangelium. Gerechte halten ein Land zusammen. Weil sie keine Egoisten sind, sondern an das Ganze denken. Weil sie nicht bei Null beginnen, auch nicht bei ihrem Gutdünken, sondern die Geschichte achten. Joseph achtet die Religion seiner Väter: Auch das berichtet das Evangelium. Das macht diesen Mann ruhig, souverän. Die Herrschaft der Fremden, die unruhigen Zeiten bringen ihn nicht aus der Ruhe. Was braucht eine Gemeinde? Was braucht die Kirche? Offenheit. Wer Angst hat, kann nicht offen sein. Wer an keine Zukunft mehr glaubt, bastelt sich seine Lieblingsvergangenheit, ein katholisches Museumsdorf. Wer sich unterlegen fühlt, lässt nur Gleichgesinnte zu. Dann haben wir 100 Kirchen in der einen Kirche; hundert, die sich alle gegen einander abschließen. Dann haben wir in einem Land 100 Parallelgesellschaften, die einander nicht mehr kennen. Josef hatte seine Ideen und Pläne. Als es aber anders kommt, rastet er nicht aus; er verliert nicht die Nerven. Er hört, denkt um, handelt. Er ist offen. Josef hatte seine Vorstellungen von einer Frau und einer Familie. Da trifft er auf Maria. Die schwanger ist. Josef hört die Stimme Gottes; dieser Mann hört auf Träume und Engel – und gibt seine Vorstellungen auf, um Gott treu zu bleiben. Josef hatte seine Heimat und seinen Beruf. Da trifft er auf das Tagesgeschehen und Weltgeschehen. Er hört, er versteht, er bricht auf, geht weg. Ruhig, ohne Panik. Er tut, was getan werden muss. Dieser Mann ist offen für Gott und für das Leben. Das geht, weil für ihn Gott im Leben ist, in dieser Welt – und nicht weit weg. Was braucht die Kirche? Was erlebt eine Gemeinde? Dass der falsche, billige Glanz sich ausbreitet. Die Lüge darf neben der Wahrheit sitzen. Das Laute und Schnelle darf das Stille und Langsame wegdrängen. Deswegen braucht die Kirche Schönheit. Da geht es nicht um eine bestimmte Ästhetik, nicht um Geschmacksfragen. Es geht um den Glanz des Guten. Die Gerechtigkeit des Joseph ist etwas Schönes; die Stille, die um diesen Mann ist; die Kraft, die er ausstrahlt und die ihm von Gott kommt. Alles an Josef atmet Würde. Ein vornehmer Mann. Die Würde des wirklich erwachsenen Menschen: Das ist schön. Beim hl. Joseph äußert sich der Glaube in Gerechtigkeit, Gehorsam, Fürsorge, Stille, Bereitschaft. Darin ist er Maria nahe, die sagt „Siehe, ich bin die Magd des Herrn“, also: „Ich bin bereit.“ Beide waren bereit, sich von Gott führen zu lassen, auch Wege, die sie nicht wussten. Joseph ist der erste, der am Glauben Mariens teilhat. Er unterstützt seine Frau in ihrem Glauben und lernt von ihrem Glaubensweg. Auch das braucht die Kirche: Menschen, von denen wir lernen können, wie das geht: glauben. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.