Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Zweiter Fastensonntag, 25. Februar 2018 – Die Versuchung

25/02/2018 


In Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Opfere dein Kind!“ – Glauben Sie nicht, dass Gott das nur einmal gesagt hat und nur zu Abraham! Auch wenn er sagte: Opfere mir deine Gesundheit. Und deine Heimat. Und dein Haus. Und deine Ehe. Und deine Sicherheiten, – es waren immer nur Übersetzungen von „opfere mir dein Liebstes“.

Ärgern Sie sich jetzt über Gott? Nur zu! Es zeigt, dass Sie wirklich an ihn glauben und eine Beziehung mit ihm haben. Sie ärgern sich ja auch über Ihren Mann, Ihre Frau, Ihre Kinder – und lieben sie dennoch, glauben dennoch an sie. Sie leben mit ihnen. Genau das sollen Sie auch mit Gott: mit ihm leben.

Es geht in der Geschichte von Abraham und seinem Sohn um eine Prüfung. Abraham wird geprüft. Man könnte auch sagen: Er wird versucht. Damit sind wir mitten in Ihrem Leben. „Führe uns nicht in Versuchung!“ Das haben Sie schon so oft gebetet. Damit akzeptieren Sie ein Lebensgesetz. Es besagt: Herausforderungen müssen sein, Kämpfe, Niederlagen, Siege, Prüfungen. Würde Ihre Partnerschaft etwas taugen, würde sie noch bestehen, wenn Sie die Liebe immer noch angingen wie damals mit siebzehn? Würde Ihr Wein etwas taugen, wenn Sie nie etwas dazu gelernt hätten? Wenn Sie nicht mit der Konkurrenz hätten kämpfen müssen? Ist die Pfarre durch die Kämpfe reifer geworden, lebendiger? Oder ist sie zerbröselt? Ist sie nicht!

„Führe uns nicht in Versuchung“, heißt übersetzt: „Lieber Gott, Ich weiß, Prüfungen müssen sein im Leben. Ich weiß aber auch, dass ich nicht stark bin. Also prüfe mich nicht über meine Kräfte; bleibe bei mir, wenn das Leben mich prüft.“

So glatt, wie das klingt, geht es aber nicht immer. Es gibt Momente, wo man Gott fluchen möchte. Es kann so schwer sein mit Gott. Und dann kommen die Momente, in denen man versteht. Und dankt, sagt: „Es war übel, aber gut so.“

Gott hat keinen Spaß daran, uns zu prüfen. Das wäre nicht nur ein böser Gott, es wäre vor allem ein kleiner Gott. Braucht Gott Spielchen mit uns Menschen, um sich freuen? Hallo?!

Was ist das Ziel der Prüfung? Woran erkennen Sie eine Versuchung? Sie will uns von Gott trennen. Anders gesagt: Sie will uns lieblos machen. Nicht das böse Tun ist das Ziel, sondern das, was es bewirkt: die Trennung von Gott.

Es gibt Kräfte, die uns von Gott abbringen wollen. Aber Gott ist stärker. Gott benutzt diese bösen Kräfte, – um uns zu stärken. Wenn die Versuchung schlecht ausging, haben wir einen Schritt weg von Gott gemacht. Wenn sie gut ausging, sind wir in der Nähe Gottes geblieben. Wie Abraham.

Die Bibel spricht so oft von Menschen, die versucht und geprüft werden! Von Abraham über Maria bis Jesus. Das Leben Jesu war eine einzige Versuchung (…) Alles rief ihm zu: Wie kannst Du Gott vertrauen?

Die Versuchung Jesu, das ist nicht eine sexy Frau, das sind alle Menschen. Wir, in diesem Moment. Sie wissen, wie schwer es ist, zu einem Partner zu stehen, der Scheiße baut; zu einem Kind, das plötzlich nicht mehr süß ist, sondern ein nerviger Teenager. Sie wissen, wie unendlich mühsam es ist mit Menschen, die nichts kapieren, nichts wollen und auch noch boshaft sind.

Sie haben so etwas drei, vier, vielleicht zehn, zwanzig Mal im Leben; Jesus hat es immer. Er sieht ein Meer an Faulheit, Dummheit, Niedertracht, Schwäche – und bleibt dennoch. Und liebt trotzdem. Und glaubt trotzdem an Gott.

Er glaubt auch noch, als ihm alles genommen wird. Wer den Kreuzweg betet in diesen Tagen, erkennt: Jesus wird die Gesundheit genommen, die Ehre, das Ansehen, das Private und Intime, die Mutter, die Freunde… Am Ende bleibt ihm nichts. Nichts und Gott.

So wird es auch mit uns sein, bis wir sterben. Ablösung, Hergeben, eins ums andere. Bis nur noch eines bleibt: Sie und Gott. Werden Sie dann noch glauben? Das ist die Frage. Genügt Gott – ja oder nein?

Ob Abraham Gott vergeben hat, als alles bestanden war? – Offenbar. Am Ende der Geschichte, nachdem es einen Moment lang schien, als wolle alles, wirklich alles zusammenstürzen, am Ende versteht Abraham: Das war eine Prüfung. Dieser Gott will keine Menschen-Opfer. Dieser Gott will nur eines: absolutes Vertrauen.

Abraham versteht: Es war schrecklich, aber es war für mich, nicht für Gott. Diese furchtbaren Stunden haben mich freier gemacht, kräftiger, gläubiger. Abraham hat die Versuchung durchgehalten. Er wird sagen: Es war gut. Vielleicht kein Jubel, aber Friede. Der Friede des erprobten Glaubens: Abraham, unser Vater im Glauben.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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