Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Aschermittwoch 2018 Das Verborgene

14/02/2018 


In Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ihre Fastenzeit, – darf ich Ihnen sagen, wie die ist? Ich weiß es ja, weil meine ähnlich ist… Also: Wenn wir nicht aufpassen, wird es werden wie jedes Jahr. Viele werden einfach gar nichts machen; ihr Leben wird weiter gehen wie bisher. Und gehen und gehen; ihre Zeit wird verrinnen.

Einige andere, Sie hier, werden sich etwas vornehmen. Sie werden etwas tun. Sie werden sich anstrengen, siegen, stolz sein, dass Sie durchgehalten haben; Sie werden darüber reden. Kurz: Sie werden im Sichtbaren bleiben.

Aber Jesus spricht im Evangelium doch ganz eindringlich vom Verborgenen. Also von dem, was gerade nicht sichtbar ist. Das Verborgene gehört Gott. Gott ist verborgen, nicht sichtbar.

Viele wollen lieber etwas tun, als sich mit sich selbst beschäftigen; lieber machen, als still mit Gott sein.

Unsere Fastenzeit muss heuer anders werden. Nicht etwas machen und etwas vorweisen, sich und den anderen, sondern etwas entdecken. Entdecken statt machen. Ins Verborgene gehen. Und das bedeutet: in unser Inneres.

Manchmal scheint das Innere eines Menschen auf, in einem Blick, einer Geste oder Tat, in einem Gefühl. Das Innere lässt sich ahnen; man kann wissen: Es ist da, mein Inneres lebt. Aber es ist nicht zu sehen; es ist verborgen. Den anderen und sogar einem selbst. Innen, tief in Ihnen ist Ihre ganze Geschichte; da sind Ihre Wünsche, Ihre Schmerzen, – und das alles ist erst die Oberfläche des Inneren! Da ist noch viel mehr. Das Innere, das sind wirklich Sie. Das Innere gehört Ihnen allein; es ist ihr Land – und das Reich Gottes.

Eine Pfarre braucht das Äußere, das wissen Sie (…) Aber sie braucht auch das Innere; das wissen Sie noch zu wenig. Die Fastenzeit wäre der Moment, diese Wahrheit zu entdecken. Eine sechswöchige Reise ins Verborgene; ein Trainingscamp für uns alle, damit die Pfarre innerlich wird. Innerliche Männer und Frauen.

Ihr Inneres: Der Weg dorthin führt Sie zu Ihrem Geist, Ihrer Seele, zu Ihren Gedanken und Gefühlen. Und noch weiter: Hinter alles das. Da ist noch immer Raum. Ein Raum der Stille. Ganz tief im Inneren ist es still. Immer weniger Worte, immer weniger Gedanken und Pläne. Es ist der Raum Gottes. Sie müssen nur an diesen Raum glauben und ihn hinhalten.

„Da erwachte im Herrn die Leidenschaft für sein Land“, hieß es in der Lesung. Können Sie sich das vorstellen? Dass Gott „mit Leidenschaft“ nach Ihnen sucht? Dass Sie sein Land sind? Können Sie sich vorstellen, dass Gott nicht so sehr, nicht nur in der Geschichte ist, in den Ereignissen, im Glück oder im Unglück, sondern dass Gott vor allem im Verborgenen ist? In Ihren Inneren? Verwehren Sie Gott nicht den Zutritt! Darum geht es in der Fastenzeit.

Eine Fastenzeit des Verborgenen… das bedeutet Verzicht im Äußeren. Reden Sie nicht über Ihre Fastenopfer, zeigen Sie sie nicht her. Verbergen Sie sich, werden Sie still. Reinigen und ordnen Sie Ihr Inneres. Öffnen Sie es. Dann kann zu Ostern der Auferstandene eintreten; zu Pfingsten kann der Heilige Geist Sie erfüllen. Innerlich.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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