Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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4. Fastensonntag (A), 26. März 2017

02/05/2017 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Sie sind nervös, der Mann Isai (Jesse) und alle in Bethlehem. Gut, vielleicht nicht alle. Die Kinder nicht. Die spielen. David auch nicht: Er geht einfach hinaus, Schafe hüten. Was die Erwachsenen tun, interessiert einen in diesem Alter nicht; wenn sie einen nur in Ruhe lassen. David war damals vielleicht zwölf, dreizehn Jahre alt.Die Erwachsenen sind angespannt. Wenn der Prophet Samuel in ihre Stadt kommt, hat das etwas zu bedeuten. Gutes? Böses? Eine Wende?David sitzt draußen in den Feldern, wirft Steine oder schnitzt an einer Schleuder. Eine Stunde später ist er Der Gesalbte, der kommende König von Israel.

Ein Prophet ist einer, der Gott hört. Einer, der rechtzeitig abspringen kann von seinen eigenen Ideen, um stattdessen Gott zu folgen. Der Prophet Samuel kommt an und sieht als ersten Eliab. „Das muss er sein!“ Er ist sich sicher. Doch da ist die Stimme Gottes, in seinem Inneren: „Vergiss Eliab; er ist es nicht. Du siehst, was vor den Augen ist, der Herr aber sieht das Herz.“ Gott hat das Herz Davids gesehen: Er wird König werden, kein anderer. Der Prophet ist der Mensch, der Gott folgt; der hört und sieht; der erkennt, was Gott will und es tut.
Sie alle sind Propheten und Prophetinnen! Egal, wie Sie sich selbst sehen, Gott sieht Sie so: Propheten und Prophetinnen. Fragt sich nur, ob gute oder schlechte. Schlechte Propheten gehen in die Kirche, helfen in der Pfarre, lesen manchmal was Frommes, machen aber, was sie wollen. Gute Propheten gehen in die Kirche, helfen, lesen Frommes und tun, was Gott will. Sie hören hin; sie hören auf Gott und handeln.

Gott sieht. Das ist das Erste. Die erste Wahrheit. Gott sieht den Richtigen, oft einen anderen als wir. Wir sehen Eliab, Gott sieht David. Misstrauen Sie dem Augenschein, dem, was allen einleuchtet, den Plänen. „Als Jesus vorüberging, sah er einen Mann, der blind war“, heißt es im Evangelium. „Als Jesus vorüberging…“ So beiläufig! „Zufällig“, würden die meisten sagen. Wir gehen auch oft vorüber.Weil Jesus ganz bei Gott ist, er, der größte Prophet, sieht er alles mit dem Blick Gottes. Auch die Rolle, die dieser Blinde in der Weltgeschichte hat. Er heilt ihn. Das ist aber nicht alles. Durch diese Heilung wird der Aberglaube der Pharisäer deutlich: Ihnen ist das Sabbatgesetz wichtiger als die Liebe zu Gott und zum Nächsten. Ihr Misstrauen Jesus gegenüber steigert sich zum Hass. Andere Menschen hingegen kommen zum Glauben. Jesus spaltet. Er trennt Licht und Finsternis; genau so, wie es heute im Epheserbrief heißt: Die Taten der Finsternis sind „nutzlos“; „das Licht aber bringt Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervor.“

„Jesus Christus“, das heißt übersetzt: Jesus, der Gesalbte. Und David, der Gesalbte. Und NN, der Gesalbte. Und NN, die Gesalbte. Die Salbung, diese Geste aus den uralten Zeiten des Orients, die bis in die Kirche von heute reicht, die Salbung macht uns zu Propheten und Königen. Die Salbung der Königin von England (…) Hier verstehen Sie vielleicht, wie heilig das ist, was in der Taufe, in der Firmung und in der Priesterweihe geschieht. Die Salbung heilt. Sie macht heilig. Sie sondert aus. Sie überträgt Macht: Sehen Sie Ihre Taufe und Firmung einmal so! Bleiben Sie nicht stehen bei den äußeren Zeichen; entdecken Sie die innere Wirkung all dessen, was in der Kirche geschieht. Bleiben Sie nicht bei denen, die sich mit dem Äußeren begnügen und es verweigern, sich auf das Innere einzulassen! Sie werden gewinnen, wenn Sie das Innere entdecken. Sie leben doch wie wir alle in einer Gesellschaft, in der der Einzelne sich seinen Wert erkämpfen muss – und abloost, wenn er es nicht schafft. Diese Gesellschaft stellt maßlose Forderungen an den Einzelnen; schon an die Kinder. Diese Gesellschaft macht bei der Leistung auf Gemeinschaft; aber bei den ersten Anzeichen von Schwäche wird die Solidarität aufkündigt. Du fliegst raus. Brutal! Jeder muss nützlich sein und sich seinen Wert erkämpfen. Aber der Platz, den einer erkämpft hat, ist nie sicher. Ständig sind da Konkurrenten, Jüngere, Schönere, Gemeinere. Man schenkt sich nichts mehr.

Die Salbung wird geschenkt. Gott erkennt einen und nimmt ihn heraus aus dem bösen Spiel. Er hat uns alle herausgenommen. Wir gehören ihm, nicht dem System. Da ist nur die Frage: Lassen wir uns herausnehmen? Lassen wir uns wirklich salben? Wollen Sie wirklich Gott gehören? Oder anders gefragt: Freuen Sie sich, berufen zu sein? Macht es sie stolz zu sagen: „Ich bin gesalbt!“? Macht es Sie stolz, wenn Ihr Kind getauft und gesalbt wird? Können Sie wie Maria singen? „Meine Seele preist die Größe des Herrn, denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter.“ Die wahre Kirche, das sind Männer und Frauen und Kinder, die sich über Ihre Berufung freuen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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