Fest des hl. Evangelisten Markus, 25. April 2016
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes
Ein Evangelium, das man gerne sortieren würde. Das Sperrige kommt weg, das Sinnige darf bleiben. Dass die Kirche in die ganze Welt gesandt ist und allen Menschen, allen Geschöpfen sogar das Evangelium verkünden soll, das ist noch einleuchtend. Aber die Verbindung von Unglaube und Verdammnis („wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden“)? Geht das noch? Die Aufnahme Jesu in den Himmel? Mythos? Und erst recht die seltsamen Zeichen, die Krafterweise der Gläubigen, die geschehen sollen und die offenkundig nicht geschehen, obwohl sie in der Bibel stehen? Täuscht die Bibel sich also doch? Ist sie doch nur ein Sammelsurium alter Legenden und praktischer Lebensweisheiten?
Aussortieren geht nicht. Wir sind in der Falle. Wären wir nur Leser, ginge das. Aber wir sind Gläubige. „Wort des lebendigen Gottes“, ruft die Lektorin, und wir rufen nicht: „Nein, Quatsch! Das ist doch nicht das Wort Gottes! Das ist Stuss von gestern!“ Wir rufen: „Dank sei Gott!“
Dämonen austreiben, – das können wir, im übertragenen Sinn jedenfalls. Wir können auch in neuen Sprachen reden. Aber wenn wir Schlangen anfassen oder tödliches Gift trinken, wird es uns schaden; es sei denn ein Wunder geschieht. Und wenn wir Kranken die Hände auflegen, werden sie nicht gesund werden; es sei denn ein Wunder geschieht. Wie viele Wunder gibt es? Und wie oft? Sind Wunder garantiert? Das, was da steht, kann jedenfalls nicht für alle und für alle Zeiten gelten. Vielleicht gilt es nur für manche und manchmal? „Und durch die, die zum Glauben gekommen sind, werden folgende Zeichen geschehen.“ Vielleicht sind wir hier noch gar nicht zum echten Glauben gekommen? Und überhaupt: Ist die Rede von den machtvollen Zeichen der Gläubigen der Kern dieses Evangeliums? Aussortieren, erledigen, das steht uns nicht zu. Aber fragen.
Worum geht es wirklich, in diesem Evangelium vom Festtag des Evangelisten Markus? Zuerst um einen Auftrag. Jesus gibt Menschen einen Auftrag. Es geht um Verkündigung. Sie sollen das Evangelium verkünden. Erstaunlicherweise nicht nur ihresgleichen, sondern „allen Geschöpfen“. Diese Verkündigung ist kein beliebiges Spiel. Sie ist lebensentscheidend. Die Frucht der Verkündigung ist der Glaube (und nichts anderes!). Und vom Glauben hängt das Leben ab. Und schließlich geht es um Kraft. Die Zeichen, von denen die Rede ist, sind allesamt Kraft-Zeichen. Die Kraft, die es offenkundig braucht, um das Evangelium zu verkünden und Glauben zu bewirken, diese Kraft ist allerdings nicht die Kraft der Verkündenden, sondern die Kraft Jesu. Die Kraft kommt von dem Platz zur Rechten Gottes. Woher nimmt eine durchschnittliche Gemeinde, woher nimmt ein Orden seine Kraft? Von dem Platz zur Rechten Gottes?
Der Auftrag zielt auf die ganze Welt ab, und die Kraft der Gläubigen wirkt weltverändernd; so sehr, dass sie sogar in die Natur eingreift. Sie schafft Neues („neue Sprachen“), sie heilt Krankes, sie vertreibt Böses. Wären das Indizien, die uns anzeigen können, ob wir wirklich glauben?
Die Verkündigung muss also sein. Sie gilt allen. Sie braucht Kraft. Wo sie kraftlos ist, da ist kein echter Glaube. Da ist Christus nicht.
Am Fest des Evangelisten Markus bedenken – oder feiern – wir also etwas sehr Erstaunliches: das Zusammenwirken sehr fehlbarer Menschen mit dem auferstandenen Herrn. Christus sendet Menschen; er bekräftigt ihr Tun, aber er ersetzt es nicht. Und diese erstaunliche Kombination aus Stärke und Schwäche gilt einer lebenswichtigen Sache: dem Glauben.
„Wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.“ Der, der nicht glaubt, obwohl ihm verkündet wurde, ist der, der sein Vertrauen nicht in Gott setzt. Der das Werben Gottes ausschlägt. Auf was wird er stattdessen setzen? Wenn Gott alle Liebe ist und alle Wahrheit und alle Schönheit, was bleibt dem, der nicht glaubt, dann noch? Hässlichkeit, Lüge, Egoismus. Wo diese sind, da ist der Unglaube. Wer nicht glaubt, wer Gott nicht vertraut, der verdammt sich zu allem, was nicht Gott ist. Wo immer aber Liebe ist, Wahrheit und Schönheit, da wirkt der Glaube und Gott ist nahe.
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