Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Montag, 4. Jänner 2016

15/01/2016 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.“ So heißt es beim Evangelisten Johannes. So schreibt es der nieder, der beim Letzten Abendmahl an der Brust des Herrn ruhte beinahe wie ein Kind. „Allen aber, die ihn aufnahmen…“ Heute, im Ersten Johannesbrief, ist die Rede von denen, die „die Gerechtigkeit nicht tun“ und ihren Bruder nicht lieben (1 Joh 3, 10). Gerechtigkeit, das ist das, was Gott geschuldet ist; das, was jedem Menschen geschuldet ist. Keiner hier, wage ich zu behaupten, ist in diesem Sinn gerecht. Ich nicht, Sie nicht. Keiner liebt jeden Bruder und jede Schwester und immer; keiner gibt Gott immer, was Gott gebührt. Und so schlägt uns alle die Kälte, mit der der fragliche Satz schließt: „Jeder, der die Gerechtigkeit nicht tut und seinen Bruder nicht liebt, ist nicht aus Gott“ (1 Joh 3, 10). Wir sind nicht aus Gott.

Lassen Sie den Satz stehen. Argumentieren und fragen Sie nicht. Fragen Sie erst gar nicht: „Woher bin ich dann, wenn ich nicht aus Gott bin?“ Der kalte Schrecken müsste nach jedem greifen… Fangen Sie gar nicht an zu nuancieren „immer bin ich nicht aus Gott, aber doch manchmal…“ Ertragen Sie mit mir diesen ungeheuerlichen Spruch: Wir sind nicht aus Gott. Und halten Sie ganz dicht daneben dieses andere Wort: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden.“

In einer durchschnittlichen Pfarre gibt es, glauben Sie mir, über Jahre hinweg kein Zeichen echter Reue. Keinen einzigen, der käme und sagte: „Es tut mir so unendlich leid, was ich getan habe!“ Es gibt nur die Behauptung: „Ich? Ich habe keine Sünden!“ Es gibt keinen Zweifel; keinen, der sucht, der glauben will. Es gibt nur verstockten Unglauben wider jede Einsicht. Einen Unglauben – der Getauften! –, gegen den nichts zu helfen scheint, kein Evangelium, keine Heiligen, kein Papst. Und die Leute suchen keine Gemeinschaft im Glauben, nicht erprobte, errungene Liebe. Es reicht weinselige Komplizenschaft. Keine Sehnsucht nach Gott. Kein Schmerz. Kein Erschrecken. Keine Freude. Keine Sehnsucht nach Barmherzigkeit. Was soll die große Predigt des Papstes von der Barmherzigkeit, wenn da keiner ist, der sich Barmherzigkeit wünscht? Barmherzigkeit geht ja nur dort, wo einer wirklich unten ist und braucht. Zwischen Göttern braucht es keine Barmherzigkeit; auch zwischen Siegern nicht und nicht zwischen Geschäftspartnern. Wer ist Gott – und wer bin ich? Das ist die Grundfrage, vor aller Barmherzigkeit.

Das Evangelium dieses Montags in der Weihnachtszeit atmet große Ruhe. Stille. Johannes steht da, bei ihm zwei seiner Jünger. Die erste Bewegung kommt von Jesus. Er „geht vorüber“. Und nun wird alles schnell: Johannes merkt auf, bricht das Schweigen, zeigt auf Jesus und sagt: „Seht, das Lamm Gottes.“ Die beiden Jünger hören und gehen weg. Sie folgen Jesus. Johannes bleibt allein zurück.

Das Erste an der Kirche ist also Bewegung. Wo alles sitzt, wo alles bleiben muss, wie es immer war, da kann keine echte Kirche sein. Kirche braucht auch Abschied, Trennung, Auflösen von Bindungen, Hergeben, Ziehenlassen … Das gehört zur Liebe, in der Familie wie in der Kirche.

In dem Moment, wo er auf Jesus zeigt, nimmt Johannes in Kauf, dass seine Jünger gehen werden. Und so geschieht es: Sie folgen Jesus, hinein in die Kirche, und lassen Johannes zurück, der gesagt hatte: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“

Die Jünger führen einen Mann namens Simon zu Jesus. „Jesus blickte ihn an und sagte: „Du bist Simon… du sollst Kephas heißen.“ – „Kephas bedeutet: Fels – Petrus.“ Herrscherlich gibt Jesus diesem erwachsenen Mann einen neuen Namen. Er fragt nicht um Erlaubnis. „Fels“ wird der heißen, der wahrlich kein Fels ist, in diesem Moment nicht und noch für lange Zeit nicht. Die Veränderung kommt von Christus. Nicht vom Menschen.

Die Welt ändert sich nicht, weil wir behaupten, und verweigern („Ich habe keine Sünde“). Die Welt ändert sich durch Ihn: „Seht das Lamm Gottes, das wegnimmt die Sünde der Welt“ (Joh 1, 29).

Durch ihn, der nicht erst in jener Nacht anfing zu existieren. Der immer schon da war.

Durch ihn, der das „Wort“ Gottes ist. Das Wissen und die Weisheit Gottes.

Der nichts Geringeres ist als Gott selbst.

Durch ihn, ohne den überhaupt nichts existieren würde und nichts Bestand hätte. Durch Christus, der der verborgene Sinn von allem ist. Und der in die Welt kam („Fleisch annahm“), um in seiner Person „Gnade und Wahrheit“ zu bringen, allen, die ihn aufnehmen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben.Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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