Epiphanie 2016
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes
„Epiphanie“, das kommt aus dem Griechischen und bedeutet Erscheinung (mit Geistern hat es nichts zu tun). Erscheinung: Es geht also um das Sehen. Eine Erscheinung ist das, was man sehen kann. Wenn man vor Ort ist und sehen will… Und was „erscheint“? Eine Wahrheit. Der stille Glanz der Wahrheit.
Es geht am Hochfest der Epiphanie, der „Erscheinung des Herrn“ darum, die Zeichen zu sehen und zu verstehen. Die „Magier aus dem Osten“ (die „drei heiligen Könige“) sind Zeichendeuter; Isaias, aus dessen Text die erste Lesung genommen ist, ist ein Prophet, also ebenfalls einer, der Zeichen sieht. Die Zeichen Gottes. Darum geht es. Der Stern ist nur insofern interessant, als er ein Zeichen Gottes ist, das zu Gott selbst führt. Gott gibt den Menschen Zeichen, weil er will, dass sie ihn finden.
Was die Magier tun, als sie Maria und das Kind finden, zeigt, dass sie die Zeichen verstanden haben. Sie sehen: Da ist mehr als ein kleines jüdisches Kind. Die Ärmlichkeit in Bethlehem ist nicht alles. Da ist auch das Gold, das sie diesem Kind schenken. Es ehrt den König. Den König der Könige. Der Weihrauch ehrt den Ewigen Hohenpriester. Die Myrrhe erinnert die meisten Leute nur an ein Begräbnis. Diese Männer aber ahnen schon den himmlischen Glanz der Auferstehung.
Die meisten sehen nur ein Kind. Bis heute sehe die meisten Menschen nichts. Weil sie nicht vor Ort sind oder nicht sehen wollen. Weil sie nicht hinschauen! Viele wollen nur gaffen. Etwas erleben. Aber die Gaffer verstehen nichts. Die Magier aus dem Ostern erkennen in dem Kind den Gott, den König, den Priester, den Sieger über den Tod: „Als sie das Kind und Maria, seine Mutter, erblickten, fielen sie nieder und huldigten ihm.“
Der Prophet Isaias sieht etwas ganz anderes als die Magier. Und doch das gleiche. Zuerst sieht er Finsternis. Am hellen Tag. „Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker.“ Da geht es nicht um das Licht der Sonne oder des Mondes. Es muss um das Dunkel des Herzens und um die Finsternis des Verstandes gehen. Um Kälte, Gleichgültigkeit, Trotz, Irrtum, Lüge, Fanatismus. Um alles, was blind macht. „Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker.“ Heute. Heute, jetzt, in dieser Stunde, will man doch rufen: Verstehen die Leute denn nicht?? Sehen sie denn nicht, was geschieht? (Zerstörung der Schöpfung)
In dieses Dunkel hinein ruft der Prophet: „Erhebt eure Augen und schaut umher!“ Das wird uns an diesem Fest vorgelesen, weil wir gemeint sind. Wir sollen aufschauen (vom Handy). Wir sollen sehen.
Zuerst das, was vor Augen liegt. Unsere Kinder, unseren Partner, unser Land. Wir sollen die Freude des Sehens erleben und den Schmerz. Wir sollen auch sehen, was in uns ist. Nach innen blicken. Auch da werden wir Freude sehen und Schmerz.
Und dann sollen wir die Zeichen sehen. Das Zeichen. Christus.
„Erheb deine Augen und schau ringsum: Sie alle sammeln sich, kommen zu dir. Die Schätze der Völker kommen zu dir.“ Wir sollen die Menschen sehen. Und verstehen: Sie alle sind für dieses Kind bestimmt. Und wir sollen sie rufen, einladen, locken, empfangen… (Missionsfest). Dieses Kind gehört nicht Maria, nicht Josef, nicht den Juden, nicht einer Epoche, nicht einem Ort. Es gehört zu allen.
Die Magier aus dem Osten sehen nicht nur Zeichen, sie sind selbst ein Zeichen: Sie sind die Fremden, die kommen. Die Fremden kommen zu Christus und werden Söhne und Töchter. Und Geschwister. Kirche.
Konkret heißt das: Schauen Sie auf! Schauen Sie weit umher! Der PGR, alle anderen, die helfen: Weiten Sie unseren viel zu kleinen Kreis. Sprechen Sie andere an, laden Sie sie ein, gehen Sie auf die Nachbarpfarren zu und auf neue Ideen. Nicht planlos. Mit einem klaren Ziel vor Augen. „Als sie das Kind und Maria, seine Mutter, erblickten, fielen sie nieder und huldigten ihm.“ Das Ziel ist, dass alle Menschen Gott huldigen und anbeten und ihr Glück finden in der „unverhüllten Anschauung seiner Herrlichkeit“ (Tagesgebet).
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