Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Johannes der Täufer, 24. Juni 2015

06/07/2015 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Johannes der Täufer – , so fremd, so einsam, so richtig, so über den Maßen groß. Was soll er mit uns und wir mit ihm? Kein echter Christ wird gegen diese Gestalt sprechen; jeder hier wird Johannes um Fürsprache bitten: den Schutzpatron des ganzen weltweiten Ordens der Malteser-Ritter und den Patron dieser kleinen Kirche hier. Aber wenn wir ehrlich sind: Warm wird man mit dem Täufer nicht. Nicht leicht jedenfalls. Franz von Assisi oder der hl. Antonius oder Maria sind leichter zu nehmen… Johannes hingegen: eine Art Faszination, Ehrfurcht, – aber vor allem Fremdheit. Das wird der allgemeine Eindruck sein. Anwenden lässt sich der Mann nicht; anwenden lassen sich nur mittlere Geister. Hier gibt es keine schlüssig-schlichten Formeln. „So hat er ’s gemacht – so müsst ihr ’s auch machen; so hat er gelebt, ihr müsst auch so leben“, das funktioniert nicht. Reden wie er? Wem stünde das zu? – Einsam sein wie er? Wer wollte das? – Leben wie er? In „Wüste und Wildnis“? Absurd! Vorläufer Christi sein bei den Menschen? Wer traute sich das zu? Was also können wir mit ihm zu schaffen haben?

Diese Gestalt kann uns Heutigen, heutigen Katholiken, Ihnen, Rittern des 21. Jahrhunderts, sie kann Ideen nahe bringen, die wir im Getriebe übersehen. Solche Feste sind ja dazu da, aus der Routine der Gedanken auszubrechen. Jedes gelungene Fest ist gewaltig.

Dreierlei bringt der Täufer uns Heutigen: Zorn. Mitleid. Ein Amt. Zorn – statt Wut. Mitleid – statt Rührung. Und das Amt des Christen in der Welt. Das Propheten-Amt, das Christus und die Kirche uns auftragen.

Wut ist dumpf; sie tritt und schreit. – „Ihr Schlangenbrut, wer hat euch gelehrt, dass ihr dem kommenden Gericht entrinnen könnt?“ (Mt 3,7,). Das ist nicht Wut, das ist der Zorn des Täufers. Solcher Zorn ist hell, edel, klar. Er tritt nicht, er kämpft. Er schreit nicht, er ruft.

Der Täufer ruft. Laut. Und Sie beten: „Ich will den Glauben entschlossen gegen alle Angriffe verteidigen!“ Dem Täufer wie dem Beter geht es um die Sache Gottes. Das Unrecht, das man Gott und seiner Kirche antut, empört Johannes und den Ritter. Kämpfen, um zu verteidigen: Das kann nicht der Müde, nicht der Kühle, nicht der Blasierte. Dazu braucht es edlen Zorn. Den Zorn des Täufers.

Zweites: Das Mitleid des Johannes – Johannes hat gerufen und geschwiegen; aber er hat keine Schweigeminute gehalten. Er hat getrauert, aber keine Blumen niedergelegt. Er hat gebrannt, aber kein Kerzlein angezündet. Wir leben in gerührten Zeiten. Die Leute sind gerührt, aber sie haben kein Mitleid. Rührung genießt sich selbst. Mitleid handelt. Rührung ist nichts als ein Gefühl; ein Tiefe vortäuschendes, angenehmes Gefühl, das dir sagt: Du bist ein guter Mensch, du hast ein Herz! Und dabei bleibt es. Mitleid aber tut auf, tritt nahe heran, beugt sich hinunter. Mitleid handelt.

Als Johannes da am Jordan stand, Stunden und Tage und Wochen und sie alle taufte, die vielen, vielen armen Menschen, glauben Sie, da war er gerührt? Nein, er hatte Mitleid mit den Menschen, denn sie waren alle in Gefahr. In der Gefahr, Gott zu verlieren.

Und als er bei Herodes saß, war er da gerührt? „Denn Herodes fürchtete sich vor Johannes… Sooft er mit ihm sprach, wurde er unruhig und ratlos, und doch hörte er ihm gerne zu.“ Vor gerührten Menschen fürchtet sich keiner. Vor wahrhaftigen, liebevollen Menschen, da fürchtet man sich – und hört ihnen dennoch gerne zu.

Sie beten: „Dem Nächsten will ich in Liebe begegnen, besonders den Armen und unseren Herren Kranken.“ – Das reale Leid löst nicht Rührung aus, sondern Erschrecken. Wir fühlen uns allererst hilflos, überwältigt, verzweifelt, schlechte Menschen, schwach. Wir möchten bessere Menschen sein. So entsteht das Mitgefühl. Das Mitgefühl schreitet zur Tat. Deswegen hat Mitleid nicht mit Rührung, sondern mit Ruhe und Stärke zu tun. Der Ritter, die Dame, der Christ, die Christin: Sie handeln. Ruhig und stark und zart.

Drittes: Johannes der Prophet – Johannes war der letzte Prophet des Alten Bundes. Nach ihm kam Christus. Nach Christus kommen nur mehr wir, die Getauften. In der Taufe werden wir gesalbt mit Heiligem Geist, „damit ihr für immer Glieder Christi bleibt, der Priester, König und Prophet ist in Ewigkeit“. Mit Christus sind wir also Propheten und Prophetinnen. Johannes war der Vorläufer, wir sind die Nachfolger. Die Aufgabe bleibt gleich: Propheten sein. Der Katechismus beschreibt die Propheten: Menschen, die Gott suchen. Männer und Frauen, die nicht reden, was alle reden, sondern das, was sie bei Gott erfahren haben. Propheten tadeln, vor allem aber verkünden sie: Erlösung. Propheten weiten den Blick über die Gegenwart hinaus. Das ist ein Dienst an dieser Welt. Zu diesem Dienst wurden Sie in der Taufe (und noch einmal in Ihren Ordensversprechen) ausgesondert und mit dem Heiligen Geist gestärkt. Sie wurden zu Propheten gemacht, zum „Licht aller Völker“. – „Zur größeren Ehre Gottes, für den Frieden der ganzen Welt“, sind Sie nicht nur Ritter, sondern vor allem Propheten. Was Gott an Johannes getan hat, hat er auch an Ihnen getan.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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