2. Fastensonntag, 1. März 2015
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes
Warum jagen Männer Hirsche?
Warum gehen Frauen aus, um Jazz zu hören?
Warum singen Paare zusammen den „Messias“?
Warum beschließt eine kleine Gemeinde große Vorhaben?
Warum versucht einer, besonders guten Wein machen?
Warum sorgt sich eine Gruppe von Frauen und Männern um Kranke?
Warum zeugen ein Mann und eine Frau ein Kind?
Damit es leuchtet! Damit es glänzt, das Leben. Glänzt und leuchtet, ganz hell.
„Und er wurde vor ihren Augen verwandelt und seine Gewänder wurden weiß wie Schnee…“
Dieses Evangelium strahlt… und so, – strahlend –, schiebt es die Grenzen weit auf. Das Leben wird weit.
Bis jetzt hatten die drei Männer – Petrus, Jakobus und Johannes – einfach ein Leben. Kindheit, Jugend, Arbeit, Alter, Tod. So würde das laufen. Und dann kommt einer und führt sie in die Höhe. Auf den Berg.
Auch Abraham steigt auf einen Berg. Er nimmt seinen Sohn mit.
Bis jetzt hatte dieser Mann nur Aufbruch und Ende. Er selbst war ein Aufbruch und ein Ende: Er musste fort aus seiner Heimat, fort aus seinem Leben und wusste die ganze Zeit: Nach mir ist Schluss. Ich bin der Letzte. Und dann schenkt ihm Gott ein Kind. Sarah und Abraham haben einen Sohn.
Und wieder werden Grenzen gesprengt. „Bring mir dein Kind zum Opfer!“
Was für ein Gott! Man hält den Atem an. Man empört sich.
Gott sprengt jede Grenze. Sogar die des eigenen Wortes. Gott bricht sein Wort, so scheint es. Er hat Abraham einen Nachkommen versprochen. Eine Zukunft. Und nun sagt er: „Bring mir dein Kind zum Opfer!“ Und dann sprengt er die Grenze noch ein weiteres Mal. „Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus!“ Immer weiter treibt uns Gott. Bis wir verstehen.
Abrahams Leben ist nicht mehr, was es war. Abraham ist nie mehr, der er einmal war. Erst jetzt ist er echt. „Jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest“, sagt der Engel. Nicht nur der Engel weiß es. Abraham weiß es auch.
Man muss tun, um zu wissen. Man muss Erfahrungen machen. Nur wer Risiken eingeht, kommt weiter. Das Risiko Gott. Wer sagt „hier bin ich!“, der wird etwas erleben. Was Gott fordert, ist zuerst nur skandalös. Und dann weiß Abraham: Es war richtig so. Auch das Schreckliche kann sprengen. Denn sonst schließt sich das Leben. Abrahams Leben wird weit… wie Sand an Meer, wie Sterne am Himmel. Durch die Pforte des Schreckens hindurch geht es ins Unendliche. Ganz weit wird das Leben.
Keiner will ein langweiliges Leben. Wir können es alle aushalten und bestehen, tagaus, tagein… aber deswegen sind wir nicht hier! Gott, der wahre Gott, der lebendige, mischt das Leben auf. Aber nie im Bösen.
Wir tun einiges, damit es glänzt – und hier kommt einer, der das alles noch überbietet…
… und sich dann nicht wieder verzieht. Jesus bleibt nicht da oben. Er steigt mit seinen Männern hinunter ins Tal. Ins einfache, banale, mühselige Leben. Er lässt sie überlegen und debattieren. Er mischt sich nicht ein. Er ist einfach da und dabei. So ist er auch bei uns.
Sie haben seine Herrlichkeit geschaut. Herrlichkeit, die er nicht für sich behält. Dieser leuchtende, strahlende Jesus, das ist auch ein Bild von uns! So werden wir.
Gott spannt uns aus. Ganz weit. Gott überfordert uns. Zeigt uns, wie großartig das Leben ist – und wie großartig wir sind.
Unsere Kirche. Das sind die schönsten Bilder, die größten Ideen, die tiefsten Erfahrungen, die packendsten Erlebnisse. Und das ist die größte Idee vom Menschen: Kind Gottes. Freund Gottes.
Strahlen und Leuchten.
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