Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Karfreitag 2014

28/04/2014 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ausgebreitete Arme. Das ist eine Geste der Liebe. Ganz gleich wo. Ganz gleich auch, ob Nägel oder Schmerzen oder Golgatha: So macht die Liebe.

Bei der Fußwaschung hat sich Jesus vor uns bis auf die Erde gebeugt. Wer macht das schon? Die meisten, die uns begegnen, schauen, dass sie größer sind als wir. Besser. Oder wenigstens auf Augenhöhe. Jesus verbeugt sich vor uns. Er berührt uns (lassen wir uns berühren?).

Heute, am Kreuz, breitet er die Arme aus. Ganz weit, ganz offen. So, dass er sie gar nicht mehr zurücknehmen kann: Sie sind ja angenagelt; wie damit sie offen bleiben… Offen für alle. Wer immer sich nähern will, wer immer sich in diese Arme werfen will, der ist willkommen.

Der Herr, der dient und sich hergibt: Das war der Gründonnerstag. Fußwaschung und Eucharistie. Heute der Mann, der liebt. Und zwar so. Wehrlos, hilflos – und trotzdem stark!

Die Kartage, das ist eine ganze Reihe von Zeichen. Damit wir verstehen, jedes Jahr etwas besser.

Schauen Sie sich das Kreuz an. Es geht nach oben und nach unten, nach rechts und links. Das Kreuz reicht in alle Richtungen. Und schauen Sie sich die Welt an. Und Ihr Leben. Licht und Dunkel, Männer und Frauen, Arme und Reiche, bewusst und unbewusst, jung und alt, Natur und Gnade, Körper und Geist, Alltag und Festtag. Lauter Pole, Gegensätze, Unterschiede… Diese Welt zerreißt es in alle Richtungen. Uns selbst auch. So haben wir keinen Frieden.

Das Kreuz ist das Zeichen dafür, dass die Liebe Gottes alles umfasst. Mit weiten Armen umarmt Jesus das ganze Leben. Jetzt verstehen wir, was es heißt: „Meinen Frieden gebe ich euch.“ Unruhe, Spannung, Gegensätze sind nicht aufgehoben. Aber aufgefangen. Getragen von Ihm. Das gibt uns Frieden.

Der Tod Jesu am Kreuz: Wie viel Schuld da ist! Wie viele Schatten. Dummheit, Gleichgültigkeit, Feigheit, Gemeinheit, Einsamkeit. So viele Schmerzen, Gottverlassenheit, Abschied… Um alles das legt Jesus seine Arme. Es gibt seit dem Karfreitag nichts mehr, was nicht von Gottes Liebe berührt wird.

Am Kreuz hat sich die Sünde ausgetobt. Aber Jesus hat die Sünde der Welt ausgehalten dort oben. Und durch seine Liebe verwandelt. Damit hat die Sünde ihre letzte Macht schon verloren. Sie kann den nicht mehr töten, innerlich, der sich in diese Arme wirft.

Wie können wir daran glauben? Weil da einer nicht bloß geredet hat, sondern sein Leben gegeben hat. Das sehen wir am Kreuz. Das Kreuz ist das Zeichen Gottes. Jesus hätte diesem Tod auch ausweichen können. Aber so hat er gezeigt, wozu Liebe fähig ist. Das Kreuz zeigt: Jesus ist auch für mich gestorben. Ich bin wichtig für ihn. Mit allem, was mich ausmacht. Es gibt nichts mehr, was mich von Gott trennen kann. Das Kreuz umfasst alles.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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