Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Osternacht 2014

05/05/2014 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Gewalt ist die Antwort.

Es gibt viele Formen der Gewalt. Vom Fausthieb über das Wort bis hin zu einem freundlichen Lächeln: Alles Mögliche kann Gewalt sein. Und in unserer Welt ist Gewalt die Antwort auf alles (Konkurrenten, Scheidungen, Schulhof, Ukraine). Tendenz zunehmend.

Das Evangelium zeigt uns eine ganz andere Art zu reagieren: die sanfte Verweigerung. Jesus hat keine Gewalt angewendet; er hat sich noch nicht einmal verteidigt. Er hätte es können, und zwar siegreich. Aber er hat seine irdische und göttliche Macht nicht genutzt. Er hat sich annageln lassen am Kreuz, von römischen Soldaten, auf Betreiben der jüdischen Oberschicht und auf Wunsch der einfachen Leute auf der Straße. Alle waren sie dafür: Gewalt! Was ein Apparat an Macht gegen einen einzigen Mann! Rom, das war damals, was heute Amerika oder Russland oder China ist.

Aber dann hat der Mensch am Kreuz über Rom und Jerusalem gesiegt. Ein paar Jahre später war vom Tempel und von den Kaisern nichts mehr übrig. Der Mann, den sie ans Kreuz geschlagen haben, ganz sicher, so mit ihm fertig zu werden, dieser Mann bewegt Menschen bis heute. Viele, viele Mensche auf der ganzen Welt. Wie macht Jesus das? Was ist sein Geheimnis?

Das Opfer. Das klingt zunächst schrecklich, zumal in einer Gesellschaft der Selbstdarsteller und Selbstoptimierer, wie wir sie haben.

Ostern, das ist das Fest der Zukunft. Wir feiern in dieser Nacht die Zukunft. Und diese Zukunft ist möglich, weil einer sich geopfert hat. Und nach ihm viele andere. Alle diese Männer und Frauen haben nicht gefragt: Lohnt es sich für mich? Was ist mein Vorteil? Sie haben etwas riskiert, damit andere es besser haben. Opfer, das ist immer für den anderen. Da geht es um die (bittere) Entscheidung, für einen anderen auf etwas zu verzichten – bis hin zum eigenen Leben (Mütter und Väter). Auch unsere Weltgemeinschaft wird die Probleme – Überbevölkerung, Krieg zwischen Armen und Reichen, Klimawandel, Nationalismus, Gewaltbereitschaft – wird diese Probleme nur überstehen, wenn die einen für die anderen Opfer bringen. Opfer und Neuanfang gehören zusammen. Und das ist Ostern.

Wie aber soll das gehen? Indem wir uns alle anstrengen? Ist Gutsein und Hingabe und alles andere, was es da braucht, nur eine Frage des guten Willens? Wir Christen glauben genau das nicht. Wir glauben nicht, dass der gute Wille ausreicht. Wir glauben an die Auferstehung von den Toten.

Und das bedeutet: Wir sind innerlich verbunden mit dem Auferstandenen. Das ist die echte Kraftquelle. Mit Jesus zusammen kann ich mich für andere hergeben.

Wenn Ostern nur ein historisches Ereignis ist, etwas vor langer Zeit, nur eine Information („Jesus ist auferstanden! Damals…“ – „Aha!“), dann entfaltet dieses Fest keine Kraft. Dann ist es nur Brauchtum, das verschwinden wird. Es muss eine lebendige, existentielle Verbindung zwischen Jerusalem damals und uns hier geben. Dann ist diese Nacht eine echte Chance.

Wie kommt dieser Verbindung zustande? Die Hl. Schrift hat da eine einzigartige Erklärung. Beim Propheten Ezechiel (Sie haben es vorhin gehört) steht: „Ich hauche euch meinen Geist ein, damit ihr lebendig werdet.“ Und bei Paulus: „Ihr seid vom Geist bestimmt, da ja der Geist Gottes in euch wohnt.“ In der Taufe haben wir den Heiligen Geist Christi empfangen. Jeder hier (was haben wir daraus gemacht?). Und das bedeutet: Die Auferstehung ist in uns.

So stellt uns diese Nacht eine Aufgabe: Das Innere entdecken. Uns selbst. Und dort Gott zulassen. Wenn wir das nicht tun, wird nichts geschehen (und viele wollen genau das: dass nichts geschieht!).

In den Lesungen ging es viel um Erinnerungen (…). Aber die Erinnerungen sind nicht das Wesentliche. Entscheidend ist aber das Ungreifbare, Unnennbare. Die Gegenwart des Auferstandenen.

Jesus sagt einmal von sich: „Ich bin das Leben und ich bin gekommen, damit ihr das Leben in Fülle habt.“ Wir, allein für uns, haben gerade einmal Leben für 70, 80 Jahre. Und das Leben wird immer weniger.  Mit Christus zusammen haben wir das „Leben in Fülle“.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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