Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Scholastika, 10. Februar 2014

20/02/2014 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Eine Jungfrau. Noch dazu „gottgeweiht“. Von der wir kaum mehr wissen, als dass sie die leibliche Schwester des Hl. Benedikt war; mit einem Namen, den heute wohl kein Mädchen mehr trägt oder tragen möchte: Wie fremd das alles ist!

Aber wir erfüllen den Auftrag unserer Kirche und feiern am 10. Februar die Hl. Scholastika. Denn wir sind überzeugt, dass auch dieses Leben eine Geschichte erzählt, die uns Gott näher bringen kann.

Die Hl. Scholastika wird erwähnt – am Rande eigentlich nur – in der Vita des Hl. Benedikt, die der hl. Papst Gregor der Große verfasste. Andere, historisch verlässliche Quellen gibt es nicht. Gregor erzählt eine einzige Geschichte aus ihrem Leben. Eine, die berühmt geworden ist: Einmal im Jahr besuchte der Benedikt seine Schwester, und die beiden Geschwister verbrachten die Tage damit, über Gott zu reden.

Einmal, als der Abschied ihr besonders schwer fiel, betete Scholastika. Sie vertraute Gott ihren Herzenswunsch an: noch ein wenig mehr Zeit mit dem Bruder! Da brach ein so gewaltiges Gewitter los, dass der strenge hl. Benedikt einlenken musste und bei Scholastika blieb. Drei Tage später starb sie. Der Bruder sah ihre Seele zum Himmel aufsteigen „in Gestalt einer Taube“, berichtet Papst Gregor.

Wäre es nicht heiliger gewesen, auf den Bruder zu verzichten? Zu büßen statt zu plaudern? Gute Werke zu tun statt über Gott zu reden? Der Hl. Gregor schreibt: Scholastikas Gebet „war mächtiger, weil sie größere Liebe hatte“. Größere Liebe zu Gott. Deswegen war sie freier. Sie wäre nicht beleidigt oder verstört gewesen, wenn Gott sie nicht erhört hätte.

Gottesliebe also und menschliche Liebe. Geschwisterliche Liebe. Die geistliche Liebe zweier Seelen zueinander: zwei Menschen, die gemeinsam Gott suchen: So hat es die Kirche verstanden und für das Fest der Hl. Scholastika Worte aus dem Hohelied ausgewählt. Aus jenem Liebesgedicht des Alten Testamentes, wo es heißt: „Ich schlief, doch mein Herz war wach. Horch, mein Geliebter klopft: Mach auf, meine Schwester und Freundin, meine Taube, du Makellose.“ Das sind die Worte des Geliebten. Der seiner Freundin dann sagt: „Leg mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel an deinen Arm!“

 

Das Hohelied ist das Gedicht von der Liebe der Seele zu Christus und der Liebe Christi zur Seele. „Leg mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel an deinen Arm!“ Christus sagt das zum Menschen.

Christus, „durch den alles geworden ist“; der „für uns und um unseres Heiles willen“ Mensch geworden ist; den seine Schüler „Meister“ nennen“; der Herr, vor dem jedes Knie sich beugen wird: Er ist auch der Bräutigam der Seele. Der Freund. Man kann ihn lieben.

Und es ist nicht umsonst, dass das Hohelied auch von der körperlichen Liebe spricht. Da geht uns auf, was wir ganz vergessen haben: dass man Gott auch körperlich lieben kann. Mit dem Körper. Vielleicht sogar lieben muss, wenn es denn wahr ist, dass der Mensch nur dann Mensch ist, wenn er einen Körper hat. Dass nicht die Seele das Wesentliche des Menschen ist, sondern die Verbindung von Seele und Leib.

So wäre das Fest der Hl. Scholastika eine Mahnung an die, die das Körperliche von der Gottesliebe ausnehmen. Eine Hilfe für die, deren Leben in Stücke fällt.

Zum Zweiten aber feiert dieses Fest die Einfachheit und die Freiheit der Liebe.

Was ist das Siegel? Ein kostbarer persönlicher Besitz, den man auf keinen Fall hergibt. Das Siegel steht für die Person; ein Zeichen ihrer Autorität. In alter Zeit trugen sie das Siegel als Ring am Finger oder als Armspange.

Nun also will Christus das Siegel der Seele sein. Die so besiegelte Seele ist in Sicherheit. Sie gehört ja Ihm. Und damit ist sie frei. Wer so gesichert ist, von Christus selbst, der hat keine Bedenken mehr – und kann ganz einfach und herzlich darum beten, dass der Bruder doch noch ein wenig bleibe. Und wenn es dazu ein Unwetter braucht.

Wir denken viel zu selten daran, dass Christus in unserer Taufe das Siegel auf unserer Seele wurde. Wir würden uns Sorgen machen, ob denn ein solches Gebet wie das der Heiligen nicht eigensüchtig sei, viel zu klein und zu privat. Die Hl. Scholastika, die Gott geweiht ist, besiegelt ist also, sie betet ganz wie sie will. Wie das Kind, das wir alle werden sollen. Das Kind, das seinen Eltern jeden Wunsch anvertraut. Und in seinem tiefen Vertrauen nicht erschüttert wird, sollten die Eltern diesen einen Wunsch nicht erfüllen. Scholastika betet ganz einfach, ganz wahr – und ganz vertrauensvoll. Maria, im Evangelium, bleibt einfach sitzen und hört Jesus zu. Um Gott nahe zu sein, achtet sie nicht auf die Konvention, die ihr sagt: Hilf im Haushalt! Und der Herr lobt sie dafür: „Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere erwählt.“

Scholastika: Ein Fest der heiligen Unverfrorenheit. Das Fest der heiligen, liebevollen Freiheit.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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