Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Darstellung des Herrn, 2. Februar 2014

20/02/2014 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Im Evangelium dieses Festtages gibt es mehr Menschen und Geschichten als sonst: ein alter Mann und eine alte Frau, Simeon und Hanna; Josef, der Gerechte. Maria. Und das Kind. Und die Umstehenden. Frauen und Männer also, und alle Lebensalter. Und sie alle haben mit Gott zu tun. Jeder auf seine Weise – und doch ein Gott aller. Das ist wie bei uns hier…

Wir hören dieses Evangelium, schauen auf uns selbst, denken an das, was wir wissen und verstehen: Seit Tausenden von Jahren immer neu die Geschichte von Mensch und Gott. Einzelne Männer und Gott, Frauen und Gott, Familien und Gott. Gottes Gesetz. Der Geist Gottes, der handelt und Menschen führt. Ein Vater und eine Mutter schenken Gott ihr erstes Kind. Menschen bringen Gott ein Opfer. Männer gehen in den Tempel, Frauen beten Tag um Tag. Menschen warten auf Gott und Menschen finden Gott.

Den Gott, der vom Menschen Gaben will, damit der Mensch sich erinnere (…).

Gott, der durch seinen Geist Menschen führt;

der sich ein Volk aussucht und für alle Menschen da ist;

der ein Kind wird, um das Heil aller zu werden: der Kinder, der Erwachsenen, der Alten.

Den Gott, der Familien gründet und Familien weit macht;

Gott, dem widersprochen wird.

Gott, der eine Frau auszeichnet vor allen anderen Geschöpfen: Maria.

Der keinen Kalender kennt und keine Zeit – und doch eintritt in ein Jahrtausend, ein Jahr, einen Tag. In diesen Moment. Gott ist immer jetzt.

So weit der Blick dieses Evangeliums auch ist, in der Mitte der Aufmerksamkeit stehen heute zwei alte Menschen. Genauer: ihre Begegnung mit Christus.

Wenn wir an das Alter denken, geht es um Nachlassen der Kräfte, Krankheit, Pflege, Geld, Erbe, und immer wieder um das Gefühl der Nutzlosigkeit. Im Evangelium nichts davon. Hier geht es um Verborgenheit und Sammlung. Konzentration. Hanna „hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott mit Fasten und Beten“. Hanna lebt im Tempel. Bei Gott also. So wird sie eine geisterfüllte Frau, eine Prophetin und ist zur Stelle, als Jesus erscheint.

Hanna und Simeon sind mit dem Alter immer einfacher geworden – und intensiver. Dabei sind sie keine Macher. Sie haben keine Strategien, keine Methoden. Alle Menschen dieses Evangeliums sind einfach da vor Gott. Sie sind Gerechte. Sie halten die Stille aus. Und die Verborgenheit: Niemand bemerkt sie. Sie warten. Die alte Frau und der alte Mann warten so aufmerksam, dass sie in einem kleinen Kind die Erfüllung aller ihrer Hoffnungen erkennen können (und es gab gewiss viele Kinder im Tempel damals).

Jeder, der diesen Text betrachtet, spürt: Diese Leben sind dicht. Im Beten, Warten, in der Verborgenheit sind diese Menschen echter geworden.

Simeon und Hanna sind alt. Sie haben Partner und Freunde verloren, die Schönheit der Jugend und vielleicht auch die Gesundheit. Vielleicht sind sie vergesslich und unbeholfen geworden in vielen Dingen. Dennoch spricht aus dem Evangelium gar nichts Jämmerliches. Weil den beiden etwas ganz Besonderes geblieben ist: der Glaube. Simeon und Hanna sind ganz und gar vom Glauben erfüllt. Also von Freude.

Für die beiden Alten ist alles andere als Gott immer unwichtiger geworden. Alles hat seine Zeit; aber schließlich wird Gott das Wichtigste. So ist es richtig, denn es geht auf die Ewigkeit zu. Da zählen andere Dinge als hier.

Die beiden Alten strahlen vor Freude – obwohl sie in den Augen der Leute irgendwie fremd und bedeutungslos geworden sind; obwohl sie „nur noch“ Glauben und Gebet haben. Das ist die große Herausforderung des Lebens: Ob einer mit den Jahren immer kälter wird, oder ob er strahlt, weil Sehnsucht in seinem Herzen ist.

Glaube und Sehnsucht und sogar Freude können da sein, auch wenn der Geist nachlässt und die Knochen nicht mehr wollen und Schmerzen einen zermürben. Denn Glaube und Sehnsucht sind Sache des Herzens. Das Herz altert nicht. Wenn Gott darin wohnt.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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