Fest der Taufe Christi, 12. Jänner 2014 – „So werde unser Inneres neu geschaffen nach seinem Bild.“ (Tagesgebet)
Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes
Mit Berührungen ist es so eine Sache… Wenn ein Fremder oder ein Unsympathischer uns berührt, sträubt sich etwas in uns. Widerwille. Die Berührung einer Ärztin oder eines Pflegers kann man fürchten – oder dankbar annehmen (Schmerz oder Linderung). Und wenn uns ein Mensch berührt, den wir gern haben oder begehren – dann ist die Berührung fast das größte Glück auf Erden.
Am Fest der Taufe Christi geht es um Berührung. Christus kommt uns ganz nahe. Nicht nur stellt sich Jesus in die lange Schlange von Menschen aller Art, die dort am Fluss auf die Taufe warten. Mitten unter all die Leute. Nicht nur lässt er sich von der Hand des Täufers berühren. Nein, er selbst wird vom Himmel berührt – und berührt uns im Innersten. Das ist der Sinn dieses Festes: Christus verbindet sich in seiner Taufe und unserer Taufe ganz tief mit uns. Er berührt uns im Innersten. Wenn wir es zulassen.
Man kann alles draußen halten. Viele Menschen tun das: nichts an sich heranlassen. Sie werden getauft oder erleben die Taufe ihrer Kinder – aber innen geschieht nichts bei ihnen. Sie gehen zur Kommunion, aber das Herz bleibt kalt und Jesus bleibt draußen. Viele beten, meistens um irgendetwas, aber dieses Gebet ist noch kein Ruf aus dem Inneren.
Dabei gibt es das doch, Berührung im Innersten. Der Mensch, den wir lieben, ein Kind, ein Instrument und seine Melodie, das richtige Wort, die perfekte Party, eine Fotografie… alles Dinge, die uns bis ganz tief hinein bewegen können.
Und da beten wir im ersten Gebet dieser Messe: „So werde unser Inneres neu geschaffen nach seinem Bild.“ Christus will uns nicht nur äußerlich begegnen wie eine Gestalt aus dem Geschichtsbuch oder wie ein moralisches Vorbild. Er will uns innerlich anrühren … und neu schaffen.
Ich bin sicher, jeder hier kennt diese Sehnsucht: neu anfangen zu können, neu zu werden. Jeder fühlt sich manchmal gefangen: in sich selbst, in den Verhältnissen, im Alten. Und jeder, der nachdenkt über Jesus aus Nazareth, erkennt, dass dieser Mann etwas ganz Neues in die Welt bringt. Und zwar nicht damals – heute!
Jesus verändert die, die ihn treffen. Denn bei ihm bekommen Geld und Besitz einen ganz anderen Stellenwert. Versöhnung ist ihm wichtiger als Ellbogen und Durchsetzungskraft. Er macht aus der Welt nicht ein geschlossenes System, sondern macht sie auf, in die Zeit und nach oben. Er befreit. Er schlägt keine Wunden (lieber lässt er sich selber welche schlagen), sondern er heilt.
Christus verbindet sich in seiner Taufe und unserer Taufe ganz tief mit uns und teilt alles mit uns. Auch sein Priestertum („so werde unser Inneres neu geschaffen nach seinem Bild“…). In der Taufe wurden wir alle zu Priestern und Priesterinnen gesalbt: das allgemeine Priestertum aller Getauften – weil sie zu Christus gehören.
Priestertum, so wie die Bibel es versteht, so, wie man es an Christus erkennen kann, bedeutet: Menschen, die sich hingeben können, sich verschenken. Männer und Frauen, die für Versöhnung arbeiten; die vergessen können, was war. Frauen und Männer, die verkündigen. Was? Die gute Botschaft. Menschen, die Mittler sein können zwischen Gott und den anderen Menschen. Die Liebe vermitteln können. Männer und Frauen, die beten. Die für einander beten; die unsere Welt vor Gott bringen.
Das ist das gemeinsame Priestertum aller Getauften, das Priestertum der Frauen, der Männer und der Kinder. Das ist Fülle des Christseins. Das beginnt damit, dass wir uns im Innersten, im Herzen von Christus berühren lassen. Er teilt alles mit uns. Er nimmt unsere Sorgen und Freuden und unsere Fähigkeiten. Sogar unsere Schwächen. Und er gibt uns sein Priestertum. Er macht uns gemeinsam zu priesterlichen Frauen, Männern und Kindern.
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