Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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13. Sonntag im Jahreskreis (C)

30/06/2013 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes.„Da wandte er sich um und wies sie zurecht.“ – Das mag keiner: zurechtgewiesen werden. Eine Zurechtweisung bedeutet immer: Was ich tue, ist nicht richtig. Vielleicht bin ich also nicht richtig? Eine Zurechtweisung stellt auch die Beziehung in Frage: Liebt der mich, der mich zurechtweist? Hat er überhaupt das Recht, in mein Leben einzugreifen? Darf einer, der selbst Fehler macht, andere kritisieren? Unser Umgang mit Kritik ist komplex. Die Kirche soll keinen kritisieren, alle einfach annehmen. Alle sollen zur Kommunion kommen dürfen, alle getauft werden. Aber die Banken, die soll der Papst verurteilen. Und die schlechten Priester hinauswerfen. Und wie ist es mit den Eltern? Müssen die ihre Kinder nicht sogar kritisieren, damit sie den richtigen Weg finden? Führt Kritik vielleicht nicht doch zum Guten? Das Evangelium von heute bringt uns also an einen kritischen Punkt in der Beziehung zwischen Jesus und seinen Jüngern und an ein Thema, das uns selbst Probleme macht. Wenn wir sehen, warum Jesus die beiden zurechtweist, lernen wir etwas für unser Leben hier.
Jesus wird abgewiesen. Das bringt seine Jünger auf. Zwei von ihnen, Jakobus und Johannes, werden so zornig, dass sie das Dorf, wo man Jesus nicht aufnehmen will, am liebsten zerstört sähen. Ist das so abwegig? Wenn ich erlebe, wie empfindlich Mütter reagieren, deren Kind von einem Lehrer abgewiesen wird, dann sehe ich: Was im Evangelium steht, ist gar nicht abwegig. Die beiden Jünger lieben Jesus; sie haben sich seiner Sache verschrieben – also ertragen sie es nicht, zu sehen, dass man Jesus schlecht behandelt. Gerade so, wie eine Mutter es nicht erträgt, dass man ihr Kind kritisiert. Verständlich also, wie die beiden Jünger reagieren. So wie es verständlich ist, wenn ein junger Mann seine Freundin verteidigt, wenn sie dumm angemacht wird. Oder Gläubige empört reagieren, wenn jemand den Propheten beleidigt. Und trotzdem heißt es: „Da wandte er sich um und wies sie zurecht.“
Warum tut Jesus das? Irgendwo heißt es einmal: „Jesus kannte den Gedanken ihres Herzens“ (Lk 9,47). – Jesus schaut also in die Tiefe. Und da sieht er, wie wenig klar die Empörung seiner Jünger ist. Er sieht ihre Empfindsamkeit und die Liebe zu ihm. Aber auch ihre Ungeduld. Und sogar ihre Selbstsucht: Wollen die beiden nicht auch einfach Recht haben? Ihre Macht beweisen? Zeigen, dass sie die Stärkeren sind? Geht es nicht doch auch um sie – und nicht nur um die Sache Jesu? Das alles sieht Jesus. Und weist sie zurecht. Jesus macht die Situation klar. Es geht um die Wahrheit. Die innere Wahrheit.
Und Jesus hat Größeres zu tun, als sich mit einem Dorf aufzuhalten, das ihn ablehnt und mit zwei gewaltbereiten jungen Männern. Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem. Er weiß: Dort wird er sterben. Es geht nicht um diesen oder jenen Krawall; es geht um die Erlösung der Menschen. Und noch immer geht es in der Kirche nicht um diesen oder jenen Krawall, sondern um die Erlösung der Menschheit. Das Evangelium dieses Sonntags ist ein Kommentar zu allen Streitereien in der Kirche heute… und zu vielen Konflikten unseres Lebens: Es gibt Wichtigeres.
Jesus wird abgelehnt – und straft nicht. Er lässt seine Gegner einfach stehen. „Und sie machten sich auf den Weg zu einem anderen Dorf.“ Konkret bedeutet das: Er verzichtet darauf, sich mit Gewalt Recht zu verschaffen. Jesus braucht weder Feuer vom Himmel, noch harte Worte. Jesus beruhigt und klärt alles. Weil in ihm alles ruhig und klar ist. Weil er die Wahrheit kennt und das eine Notwendige. Das lernen seine Jünger von ihm. Irgendwann werden sie verstehen, warum er sie zurechtgewiesen hat.
Zum mündlichen Vortag bestimmt, verzichtet der Text auf exakte Zitierung und Angabe von Quellen. Er bleibt Eigentum des Autors. Jede Veröffentlichung und Vervielfältigung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. C. Martin

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