Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Fest Johannes des Täufers

24/06/2013 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes.
Was soll ein junger Mann mit seinem Leben anfangen? – Die Frage liegt näher, an diesem Fest, als wir vielleicht meinen. Wenn wir an den Täufer denken, haben wir den erwachsenen, reifen Mann vor Augen. Aber sein Leben hat sich entschieden, als er ein ganz junger Mann war, fast ein Kind noch. Was also soll ein junger Mann mit seinem Leben anfangen? Ein Mensch? Er soll herausbekommen, wer er ist. Und später soll er herausfinden und akzeptieren, wer er nicht ist. Das geht nicht ohne Ent-Täuschung. Enttäuschungen können gut sein. Beides sollen wir erkennen: Wer wir sind und wer wir nicht sind. Die meisten von uns müssen irgendwann erkennen: Ich bin Mittelmaß; mein Name wird vergessen werden. Aber was heißt das schon? Doch nicht mehr, als dass die Geschichtsbücher uns nicht erwähnen werden. Für die Geschichtsbücher ist Johannes ohne Bedeutung. Jesus hingegen – und auf den kommt es an – nennt ihn: den Größten von einer Frau Geborenen. Unsere Bedeutung hängt nicht von der Anerkennung der anderen ab. Jeder von uns hat Bedeutung, denn jeder hat eine Berufung: seinen Platz im Leben. Wer das Falsche wählt und bei der falschen Wahl bleibt, der wird unglücklich werden. Weil er nicht stimmt. Wer nicht wird, wie Gott ihn gedacht hat, der wird schief, unfroh; da kann er so viel Geld und Erfolg haben wie nur immer.
Was soll Johannes mit seinem Leben anfangen? Was ist seine Berufung? Der Täufer ist dazu da, die Menschen zu Jesus zu rufen. Nicht mehr, nicht weniger. Nicht mehr, denn er ist nicht der Erlöser. Er kann die Welt nicht heil machen. Der Erlöser ist Jesus; verglichen mit ihm ist Johannes ein Nichts. Johannes weiß das, und es kümmert ihn nicht weiter: „Ich bin es nicht wert…“ Das ist nicht die kopfhängerische, schiefe Bescheidenheit, die man Christen oft zuspricht. Das ist einfach, männlich und realistisch. Der Patron des Malteserritterordens ist ein gerader Mann. Der Täufer ist dazu da, die Menschen zu Jesus zu rufen… nicht mehr, aber auch nicht weniger: Johannes ist der letzte und größte der Propheten des Alten Bundes. Ein Mensch muss wissen, was er ist und was er nicht ist; was seine Stärke ist und was seine Schwäche. Das ist Demut.
Johannes hat eine Aufgabe: Johannes schafft den Raum, die Atmosphäre, in der Jesus gehört werden kann. Das ist ein Dienst – an Jesus und auch an den Menschen (haben wir Christen nicht einen ähnlichen Dienst: die Atmosphäre zu schaffen, in der Jesus gehört werden kann?).
Das Evangelium des Festes enthält Fingerzeige auf den Dienst, den Johannes getan hat und den wir Christen nach ihm tun sollen. Die Stummheit des Zacharias ist ein Zeichen für die geistige Verfassung dieses Priesters: Er ist stumm, vernagelt, verschlossen. Zacharias war gefangen in dem, was die Leute für normal halten; was sie begreifen können. Zacharias war nicht offen für das Neue. Wie will so einer andere auf Jesus vorbereiten? Wir bleiben so oft bei unseren Ideen, anstatt uns für Gott zu öffnen. Die Zunge des Zacharias löst sich in dem Augenblick, wo er glaubt, wo er aufmacht für Gott. Auch wir können nur dann von Christus reden (zu unseren Freunden, zu unseren Kindern, reden mit Worten, reden durch die Art, wie wir leben), wenn wir uns zuvor öffnen; wenn wir uns vom Heiligen Geist heraus nehmen lassen aus dem selbst gemachten Denken. Der Glaube wird, wenn er echt ist, immer wieder heraustreten aus dem Gewohnten und Normalen und Selbstverständlichen und aus dem eigenen Wollen. Glaube bricht auf.
Am Ende des Fest-Evangeliums heißt es: „Alle, die davon hörten, waren beeindruckt“ (Lk 1,66). Man könnte auch übersetzen: „Sie legten es in ihr Herz hinein.“ Wir müssen die Ereignisse unseres Lebens und die Worte ins Herz hinein nehmen; ganz tief hinein. Sonst trifft es uns nicht. Sonst wirkt es nicht in uns. Man kann das Wort Gottes nicht lesen, wie wenn man eine Zeitung liest. Wie kann einer beim Wort Gottes sitzen bleiben?? Das ist der Dienst der Propheten, deren Größter Johannes war: das Wort in die Tiefen des Menschen zu senken. Laut oder leise, je nach dem. Immer wieder. Mit Engelszungen oder mit Kriegsgeschrei. Der Patron dieser Kirche lehrt uns zu erkennen, was wir sind und was wir nicht sind. Wir sind Christen. Wir erlösen nicht die Welt, nein, gewiss nicht. Aber wir helfen dem, der sie erlöst. Solange wir uns selbst verkünden, solange wir selbst wissen und handeln, geschieht nichts. Wenn wir aber die Stimmen sind und Jesus Christus das Wort, dann wird Er wachsen. Wir, Propheten und Prophetinnen, werden abnehmen. Immer leichter werden, immer durchlässiger… Nicht unser Reich wird entstehen, sondern das Reich Gottes wird kommen.
Zum mündlichen Vortag bestimmt, verzichtet der Text auf exakte Zitierung und Angabe von Quellen. Er bleibt Eigentum des Autors. Jede Veröffentlichung und Vervielfältigung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. C. Martin

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