Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Fest des Unbefleckten Herzens Mariä

28/06/2025 


Die Predigt zum Anhören

Fest des Unbefleckten Herzens Mariä
Predigt zum Patrozinium der Kirche in Oberndorf am 28. Juni 2025

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Früher, als die Leute noch ihr eigenes Gesangbuch hatten, als zwischen den hauchdünnen Seiten Sterbebildchen und Beichtzettel lagen, früher, da durften die Kinder an die Mutter gelehnt im Gebetbuch blättern und die Bilder anschauen. Eines mit der Überschrift „Osterbeichte 19..“ ist mir bis heute in Erinnerung: Ganz abgegriffen war es. Es zeigte eine weinende Frau mit sieben Schwertern in der Brust. Die Botschaft konnte auch ein Bub verstehen: ein verwundetes Herz. Heute weiß ich: Wer sich wirklich auf Gott einlässt, dem wird das Herz wund. Wer sich auf die Liebe einlässt, der wird bluten und weinen. Wer sich nicht auf die Liebe einlässt, wird erstarren.

Das Fest des Unbefleckten Herzens Mariä – Patrozinium Ihrer Kirche – stresst mich. Wie kann ich predigen über ein Herz ohne Sünde? „Unbefleckt“ heißt ja: Das Herz der Muttergottes war ganz und gar ohne Sünde. Rein. Können wir auch nur ahnen, wie so ein Herz ist? Wir sind doch zu keiner einzigen wirklich guten Tat fähig. Unser Herz ist so anders als das der Muttergottes. Alles, was wir tun, ist durchzogen vom Egoismus. Selbst wenn wir lieben, denken wir noch an uns selbst.

Wir wissen vom Herz Mariens also nur wie ein Bücher-Leser weiß: ohne eigene Erfahrung, theoretisch. Aber wir ahnen: Maria muss eine Frau gewesen sein, die alles Gott und den Menschen gab: ihren Verstand, das Gedächtnis, ihren Willen und die ganze Fähigkeit zu lieben. Das Herz. Maria war eine Mensch, der aus freiem Herzen heraus sein ganzes Leben dem großen Werk Jesu unterordnete. – Muss ich hier extra sagen, dass es da nicht um die Unterordnung der Frau unter den Mann geht, aber sehr wohl um die Unterordnung des Menschen unter Gott?

Die eine Unterordnung ist falsch: Warum sollten sich Frauen den Männern unterordnen? Die andere ist nur richtig. Wir stehen nicht über Gott, wir stehen noch nicht einmal neben Gott. Die Geschichte zeigt es: Wo immer der Mensch sich selbst zur letzten, höchsten Instanz gemacht hat, entstand namenlose Barbarei. Wo aber Gott allein über allem steht, sind wir frei. Wir gehören keiner Partei, keinem Führer, keinem System. Alle Mächte außer Gott sind zweitrangig [1].

Ohne zu wissen, ohne zu verstehen, ohne planen zu können, aber mit einem wachen, starken Herzen hat sich Maria auf Gott eingelassen. Und genau da fährt ihr das Schwert durchs Herz. Angefangen vom niederträchtigen Gerede der Leute im Dorf über ihre Schwangerschaft bis hin zu dem Moment, wo sie ihr den toten Sohn in den Schoß legen. Und bedenken Sie: Ein reines Herz empfindet viel tiefer als eines, das sich ans Böse gewöhnt hat. Gott ist so anders! Jesus selbst hat das erfahren, und auch Maria erträgt den Schmerz Gottes und erwartet, was kommen wird. Sie glaubt. Und was kam? Die Auferstehung ihres Sohnes von den Toten und ihre eigene Aufnahme in den Himmel.

Warum glauben so viele Menschen nicht? Schlichte Gemüter und fanatische Priester (die es wieder gibt) antworten: Weil ungläubige Menschen dumm sind oder böse oder beides. Ich ahne: Viele glauben nicht, weil sie spüren, dass glauben schwer ist. Glaube ist schwer. Das Herz Mariens war gewiss ohne Bitterkeit, ganz in der Tiefe schon froh, aber doch nicht happy. Ich denke, Sie verstehen den Unterschied. Wer sich auf Gott einlässt, wird selig werden, er wird jauchzen vor Glück. Im Himmel, nicht hier.

Im Himmel schauen wir, hier glauben wir, und der Glaube gibt nicht alle Antworten, im Gegenteil. Auf die Frage nach dem Warum bekommen wir keine Antwort. Allenfalls sehen wir irgendwann ein, dass der Schmerz nicht sinnlos ist. Er hat eine Botschaft für uns. Wenn der Schmerz kommt, verstehen wir, dass das Gewohnte nie sicher ist. Der Friede ist nicht selbstverständlich, keine Sekunde lang. Der Schmerz verunsichert uns. Gut! Denn die Unsicherheit führt zum Vertrauen, das Vertrauen macht bereit für die Veränderung. Ohne Veränderung kein Himmel. Ich weiß, dass Sie das nicht gerne hören, aber können Sie ernstlich annehmen, Sie würden schon irgendwie durchrutschen zu Gott, ganz ohne Beteiligung Ihres Herzens? Irgendwann werden Sie das Herz darangeben müssen. Im Leben hier oder im Moment Ihres Sterbens oder danach, ich weiß es nicht. Aber ohne Ihr Herz wird es nicht gehen. Es kann doch nicht sein, dass Jesus und Maria ihre Herzen darangeben und wir nicht [2].

Wer mit dem Schmerz umgehen muss, fragt sich früher oder später: Soll ich Gott, der so viel verspricht, nicht alles vor die Füße werfen? Der Tod ist die letzte Versuchung. Es geht dann um die Frage: Glaube ich wirklich? Glaube ich, dass das Leben trotz Leiden, Katastrophen und Tod einen Sinn hat? Glaube ist mehr als ein Taufschein oder eine freundliche Meinung zu Gott. Glaube ist die Zusage des Menschen zu Gott. Zu Gott, der nichts tut gegen unseren Schmerz, der nichts tut gegen den irdischen Tod. Warum? Weil er Größeres mit uns vorhat. Gott will den Tod besiegen in einer neuen, endgültigen Schöpfung. Wir werden ganz neu.

Also ist die Frage: Vertrauen wir? Glaube zeigt sich in der beinahe sturen Geduld, die zum unbegreiflichen Gott sagt: „Ich glaube an dich, dir zum Trotz.“ Maria hat das getan. Ihr Herz schlug für Gott. Ihr Herz ist stärker als unseres. Ihr Herz schlägt für uns.

[1] Berger, Jesus, S. 342: „Ein einziger scharfer Blick auf die Geschichte von der Kreuzigung Jesu bis Ausschwitz, von modernen Diktaturen bis zur Euthanasie zeigt, wie absolut überzeugend dieser Anspruch Gottes darauf ist, allein Gott zu sein. Wo immer der Mensch sich selbst zur letzten Instanz macht… da entsteht namenlose Barbarei (…) Die absolute Herrschaft Gottes und die daraus folgende Entmythologisierung aller Menschenherrschaft ist das Geschenk des Glaubens an die Welt. Jede Alternative ist fürchterlich.“

[2] Siehe Invitatorium des Hochfestes: „Jesu Herz ist verwundet aus Liebe zu uns; kommt, wir fallen nieder und beten an!“ Und Laudes des Hochfestest: „Ich lege mein Gesetz in sie hinein und schreibe es auf ihr Herz“ (Jer 31,33).

FÜRBITTEN

Einleitung:

Vater im Himmel, Du hast uns Maria geschenkt. Du hast der Kirche und der ganzen Menschheit in Marias Herz eine Zuflucht geschaffen. Wir beten also:

Du, Vater, hast Maria ein kluges und verständiges Herz geschenkt, bereit, auf dich zu hören. – Schenke uns ein Herz, das dich sucht. STILLE

Du hast Maria ein neues und mildes Herz geschenkt. – Schreibe das Gesetz des Heiligen Geistes in unser Herz. STILLE

Maria, du Stern des Meeres, lass uns im Sturm der Kriege nicht untergehen. – Bitte für uns!

Maria, wegen der Liebe Gottes bist du bei uns. Leite uns zärtlich durch die schwierigsten Momente der Geschichte. – Bitte für uns!

Du Arche des Neuen Bundes, zeige uns Wege der Versöhnung.
Führe die Welt wieder zu göttlicher Eintracht.
Beende den Hass, besänftige die Rachsucht, lehre uns Vergebung. – Bitte für uns!

Du Königin vom Rosenkranz, wecke in uns den Wunsch zu beten. – Bitte für uns!

Du Königin der Menschheitsfamilie, zeige den Völkern den Weg der Geschwisterlichkeit. – Bitte für uns!

Deine Traurigkeit, o Mutter, erweiche unsere verhärteten Herzen. – Bitte für uns!

Liebkose mit deinen mütterlichen Händen alle, die vor den Bomben fliehen. – Bitte für uns!

Dein betrübtes Herz erwecke in uns Mitgefühl und dränge uns, den verwundeten und verstoßenen Menschen zu helfen. – Bitte für uns!

Dir, Maria weihen wir also die Zukunft der ganzen Menschheitsfamilie,
die Nöte und Erwartungen der Völker,
die Ängste und Hoffnungen der Welt. – Amen

Schuldbekenntnis der Menschheit (Bußakt am Anfang des Gottesdienstes) 

Wir Menschen sind vom Weg des Friedens abgekommen.

Wir haben das Opfer der Millionen in den Weltkriegen Gefallenen vergessen.

Wir verraten die Träume der Völker vom Frieden und die Hoffnungen der jungen Menschen.

Wir sind an Gier erkrankt, wir haben uns in nationalistischen Interessen verschlossen, wir haben zugelassen, dass Gleichgültigkeit und Egoismus uns lähmen.

Wir haben Gott nicht beachtet.

Wir haben es vorgezogen, mit unseren Lügen zu leben, Aggressionen zu nähren, Leben zu unterdrücken und Waffen zu horten. Mit Kriegen haben wir den Garten der Erde verwüstet, mit unseren Sünden haben wir das Herz unseres Vaters verletzt, der will, dass wir Schwestern und Brüder sind.

Wir sind allen und allem gegenüber gleichgültig geworden, außer uns selbst. Und schamerfüllt sagen wir: Vergib uns, Herr!

Heilige Mutter Gottes, als du unter dem Kreuz standest, wies Jesus mit seinem Blick auf den Apostel Johannes und sagte zu dir: „Siehe, dein Sohn!“ Damit hat er dir Johannes und jeden von uns anvertraut. Sag uns immer wieder neu: „Bin ich denn nicht da, ich, deine Mutter?“ Du kannst die Verstrickungen unseres Herzens und die Knoten unserer Zeit lösen. Wir setzen unser Vertrauen in dich.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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