Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Palmsonntag 2025

13/04/2025 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Mitgefühl – macht schwach. Sagt der reichste Mann der Welt. „Mitgefühl wird die westliche Zivilisation ruinieren.“ Sagt der Berater des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. – Irgendwo habe ich gelesen: „Wenn der Aufruf zu Mitgefühl und Freundlichkeit dich ärgert, könnte es daran liegen, dass du ein Arschloch bist.“ (Schlimme Wörter, das Mittel, die Katholiken aufzuwecken.) Wie auch immer, ich behaupte – feierlich, öffentlich –: Wer gegen das Mitgefühl spricht, ist unser Feind.

Nun werden manche sagen: „Mal langsam! Vielleicht hat der Elon Musk es ja gar nicht so gemeint. Man muss nicht alles gleich so ernst nehmen! In einer Männer-Umkleide sagt man allerhand.“ Mag sein, dass er es nicht so ernst gemeint hat, aber die jungen Leute, die auf Tiktok rumhängen, die glauben ihm. Die finden ihn toll. Die finden auch den Frauenverächter Andrew Tate toll.

Die letzten Wochen hatten auch ihr Gutes. Jetzt ist ganz klar, wo die Grenze verläuft. Wir hätten schon eher darauf kommen können. Denn wenn es den Mächtigen scheißegal ist, ob man sie beim Lügen erwischt oder nicht, wenn die Lüge Normalität wird, dann ist eine Gesellschaft so gut wie geliefert. Wenn sie aber so weit ist, das Mitgefühl mit anderen für schädlich zu halten, dann ist der Bruch endgültig da. Und Sie können nicht mehr sagen: Wir haben nichts gewusst!

Noch einmal: Wer gegen das Mitgefühl spricht, ist unser Feind.

„Unser Feind“, das sagt man in der Kirche nicht! Wirklich? Jesus kam nicht bei einem Fahrradunfall ums Leben, sondern weil er Feinde hatte. Wir haben Feinde. Das Christentum hat Feinde.

Haben Sie denn Film „Konklave“ gesehen? Ich fand die Bilder stark, die Story schwächlich, aber ein Satz ließ mich aufhören: „Es ist Krieg!“, ruft da einer der Kardinäle.

Er hat Recht. Nicht in der Kirche. In der Kirche gibt es Parteien, Diskussionen, Zank, aber keinen Krieg. Doch in der Welt erklären uns die Mächtigen den Krieg. Dass diese Leute bei der Eröffnung von Notre-Dame in der ersten Reihe saßen, täuscht hoffentlich keinen hier. Für die ist Europa nur noch ein Disneyland, der Papst nur noch ein Fotomotiv. Diese Frauen und Männer meinen, sie könnten entscheiden, wer gut leben darf und wessen Leben gleichgültig ist. Diese Männer und Frauen ärgern sich an Mitgefühl und Erbarmen. An dem also, was uns Christen teuer ist.

Es geht um die Macht. Auch am Palmsonntag. Die Jünger hoffen, mächtig zu werden, wenn Jesus endlich losschlägt. Die Menge schreit, um ihre Macht zu zeigen. Die Menge schreit immer (Schreien ist leicht; die Hoffnung erhalten, das ist richtige Arbeit). Irdische Macht hatten in Jerusalem die Römer, die jüdischen Autoritäten und wie üblich wohl ein paar Finanzleute. Und alle zappeln, alle wollen. Alle sind ungeduldig. Die Jünger wollen die Römer rauswerfen und selbst herrschen. Die Pharisäer wollen Jesus loswerden. Die Menge will etwas zu sehen kriegen. Pilatus will Karriere machen, Elon Musk will durchgreifen, Trump will sich rächen, Madame Weidel will regieren, wir wollen, dass der Spuk endlich vorbei ist und dass das Amazon-Päckchen schon in fünf Minuten geliefert wird. „Wegen der Ungeduld wurden die Menschen aus dem Paradies vertrieben, wegen der Ungeduld kehren sie nicht dorthin zurück“ (Kafka). Guter Satz.

Und Jesus? Jesus ist der Christus. Der, „durch den alles geworden ist, Himmel und Erde“. Der, „vor dem jedes Knie sich beugen wird“. Worte aus dem Neuen Testament. Jesus ist die wahre Macht. Jesus schweigt. Jesus hat es nicht eilig.

Können wir Katholiken den Machtkampf mitmachen? Können Sie führen? Können Sie Ihre Kinder führen? Können Sie gewinnen? Können Sie kämpfen? Können Sie für das Mitgefühl kämpfen? Was sind unsere Waffen?

Vielleicht müssen Sie, um im Kampf bestehen zu können, kapieren, dass es nicht geht ohne Schmerzen und Enttäuschungen. Dass es Gegner gibt. Dass man auch einmal überstimmt wird. Vielleicht muss Ihnen klar werden, dass die Demokratie diskutiert, überlegt, Zeit braucht. „Das Volk“ weiß sofort, wer an den Galgen gehört. Vielleicht müssen Sie wissen, dass anständige Menschen eben nicht möglichst schnell, möglichst viel Lügen-Mist raushauen, um die anderen zu verwirren, sondern zuhören. Sie wissen hoffentlich, dass manches einfach schwierig ist. Schreien: Wir brauchen Grönland, also nehmen wir’s uns, ist leicht; in der Kirche eine Kerze anzünden, ist leicht. Das Vaterunser mit Verstand und Ernst beten, ist schwer. Wir Katholiken wollen keine leichten Lösungen, sondern wahre und gute!

Wir wissen gerade am Palmsonntag: In dieser Welt entgleitet dir alles; alles wird irgendwann ohnmächtig und erlischt. Was die Leute großartig finden, ist nicht mehr als glänzende Oberfläche. Der Zeit ist das alles gleich. Die Zeit vergeht. Das Jerusalem von damals ist fort. Jesus Christus ist noch immer da. Was bleibt, ist der Mann auf dem Fohlen einer Eselin.

Wie kämpft Jesus? Indem er schweigt. Wenn er spricht, dann wenige Worte. Die wahr sind. Jesus heilt. Er heilt andere und leidet selbst. Er vergibt. „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Eines seiner letzten Worte.

Schweigen, nicht lügen, leiden, helfen, vergeben: Das sind unsere Waffen. Denn es ist Krieg [1].

[1] Siehe dazu das Gaben-Gebet des 5. Sonntags der Fastenzeit (Lesejahr C): „Reinige uns durch dieses Opfer und stärke uns zum Kampf gegen das Böse.“ Es ist also ein Krieg. – S. a. Johannes Chrysostomus († 407), Zum Brief an die Philipper: „Nichts ist so ungereimt und so unverträglich mit dem Wesen eines Christen, als wenn er Ruhe und Müßiggang sucht. Nichts ist so unvereinbar mit seiner Aufgabe, seinem Kriegsdienst, als wenn er dem gegenwärtigen Leben verfallen ist.“

FÜRBITTEN

Herr, lehre uns zu schweigen! – (Wir beten in STILLE)
Lehre uns, nicht zu lügen!
Lehre uns zu leiden!
Lehre uns zu helfen und zu vergeben.

GEBET

Jesus, gib uns von Deinem Mut.
Mut ist nicht heroisch, nicht laut, nicht plötzlich. Mut trainiert man täglich: Bleiben, wenn gehen einfacher wäre.
Verzeihen, wenn jede Faser nach Vergeltung schreit.
Eine Hand reichen trotz Verletzung.
Das ist Mut.

(Gebet für die Toten)

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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